Rabenclan

Verein zur Weiterentwicklung heidnischer Traditionen e.V.

Krokodil
Analyse Interview
28.04.2017, 09:55

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Leidlich sorgfältig: Die Wiedergabe des Interviews

Der Text des "Krokodil-Exclusiv-Interviews" mit dem Rabenclan e.V.

Die Einleitung des sogenannten "Krokodil-Exclusiv-Interviews" enthält vor den eigentlichen Antworten eine Schilderung des Kommunikationsverlaufs, der wie geschildert tendenziös ist und Zitate aus dem Emailverkehr aus ihren ursprünglichen Sinnzusammenhang löst, um zu suggerieren, daß der Rabenclan e.V. sich bei der Beantwortung der Fragen gesträubt hätte. Die Wiedergabe der Antworten selbst, die der Rabenclan e.V. der „Aufklärungsgruppe Krokodil“ auf deren Fragen gab, ist jedoch im Gegensatz zur Wiedergabe der Zitate des Emailverkehrs weitgehend textgenau. (1)

Allerdings fallen folgende Punkte auf:

1. Nicht ganz so wesentlich, aber erwähnenswert: Jörg Stolzenberger gibt an keiner Stelle bekannt, dass er einen Teil der hier wiedergegeben Fragen und Antworten aus dem Emailwechsel herauspräpariert hat. Ein Teil des Interviews hat nicht in der zeitlichen und kausalen Abfolge stattgefunden, die im Text dargestellt wird. Die Antworten sind aus verschiedenen Emails des Rabenclans als Reaktion auf Stolzenbergers Emails kompiliert worden. Dass die Originaltexte durch den veränderten Textfluss einen anderen Zungenschlag haben als den, den sie durch die redaktionelle Trennung in die einzelnen „Antworten“ und die Änderung der kausalen Reihenfolge bekommen, ist dabei offensichtlich. Indem der Herausgeber des sogenannten "Exklusiv-Interviews" das verschweigt, verdeckt er allerdings seine aktive redaktionelle Rolle und suggeriert eine Scheinobjektivität.

2. Ebenfalls von untergeordneter Bedeutung: Auch die Zusammenführung unterschiedlicher Antwortgeber wird durch Stolzenberger nicht hinreichend deutlich angesprochen. Um vor einer ausführlichen Beantwortung des Fragebogens die wichtigsten Missverständnisse aus Sicht der Mitglieder des Rabenclans auszuräumen, verfasste nämlich Martin Marheinecke als explizit angesprochener Autor vorab eine erste Reaktion an die Aufklärungsgruppe Krokodil. Jörg Stolzenberger von der "Aufklärungsgruppe Krokodil" war daraufhin bereit, die Hintergründe seiner Anfrage offenzulegen. Er formulierte explizit seine Befürchtung, dass der Rabenclan e.V. hinsichtlich des Satanismus von einer Haltung des "Leben und Leben Lassens" geprägt sei. Als Reaktion auf Martin Marheineckes ausführliche Vorab-Antwort modifizierte Jörg Stolzenberger den Fragebogen und ergänzte ihn durch weitere Fragen. Diesen umfangreichen Fragenkatalog beantwortete dann die AG Öffentlichkeitsarbeit, soweit dies im Rahmen einer seriösen Erörterung der darin angesprochenen Themen möglich war. Bei Stolzenberger verschmelzen die Antworten zu einem simultan geführten Trialog. Dass er dabei Antworten, die Martin Marheinecke ihm gab, mit den offiziellen Antworten der AG Öffentlichkeit verwechselte (2), ist dabei nachrangig und anstatt redaktioneller Absicht wohl eher einer gewissen Schlampigkeit geschuldet, die auch bei seinem sonstigen Umgang mit dem ihn anvertrauten Texten aufscheint.

3. Wesentlich ist jedoch, dass Jörg Stolzenberger den Fragenverlauf in seiner Reihenfolge signifikant verändert, denn dies macht sein redaktionelles Interesse deutlich. (Aus dem dokumentierten Emailwechsel ist zu ersehen, in welcher Reihenfolge im Original die Fragen gestellt worden waren.) Seine neue Reihenfolge folgt einem dramaturgischen Bogen, die zur Grundintention des Autors passt, den Rabenclan als Organisation zu präsentieren, die mit einem gefährlichen Okkultismus nicht im Reinen ist:

Zuerst werden Antworten vorgestellt, die dem Leser allgemeine Informationen über den Rabenclan liefern. Dann erfolgt eine Überleitung zu Fragestellungen, die sich mit der von Stolzenberger hypostasierten Vermengung von Satanismus und Neopaganismus beschäftigen. Die eher gelassenen und nüchternen Antworten des Rabenclans werden dann mit Fragen zu einem vermeintlich kompromittierende Vorfall quittiert: Dem Leser wird so suggeriert, dass an dieser Stelle des Interviews der Rabenclan mit brisanten Informationen konfrontiert wird, die mit seinen vorherigen Aussagen im Konflikt zu stehen scheinen. Er beginnt dies mit Fragen zu der Tatsache, dass der ehemalige Pressesprecher des Rabenclans, Duke Meyer, sich vor mehreren Jahren darüber beschwerte, dass der Verein seiner Meinung nach nicht stark genug eine Verfehlung von ihm kritisiert hat. Darauf folgen Fragen, die auf vermeintliche okkultistische Verhältnisse beim Rabenclan hinweisen sollen: Warum die Filtersoftware Symantec die offzielle Rabenclan-Website filtere und der Verein eher darüber belustigt ist, warum es eine Tagungsserie zum Thema Magie gab und warum im Vereinsarchiv okkultistische und esoterische Literatur gesammelt werde. Durch die Abfolge der Fragen und Antworten entsteht der Eindruck, dass Stolzenberger die Interviewpartner damit unvorbereitet trifft und in die Ecke drängt. Interessanterweise jedoch war im "Interview"-Prozess die Anordnung der Fragen als auch die zeitliche Reihenfolge der Antworten dieser Fragen genau umgekehrt gewesen. Die Antworten durch den Rabenclan e.V. erfolgten zudem unabhängig von einer Einschätzung der Zusammenhänge von Neuheidentum und Satanismus.

Ganz an das Ende des Interview-Ende werden denn jene Antworten des Rabenclans positioniert, die nicht recht zu dieser Dramaturgie passen wollen: Vor allem fällt auf, daß die ausführlichen Antworten des Vereins zu der Frage, was unter Satanismus, Jugendsatanismus und Heidentum zu verstehen sind, hier landeten. Dies ist deshalb bemerkenswert, weil genau diesem Interviewteil eine kleine Auseinandersetzung über die Seriösität der Fragestellung vorrausging. Die Fragen sollten zuerst mit nur drei Worten beantwortet werden. Stolzenberger bestand nach unserer Ablehnung vehement darauf, daß diese seltsame Forderung für die Erläuterung solch weitläufiger Begriffe für ihn wichtig uns sinnvoll sei.

Wie dokumentiert ist, entschieden sich die AG-Mitglieder jedoch dafür, eine jeweils ausführliche Antwort zu geben. Schaut man sich den Kommunikationsverlauf an, ist offensichtlich, dass Stolzenberger mit diesen Antworten wenig anfangen konnte - berücksichtigt man seinen Kommunikationsstil hatte er vielleicht auch einfach nur Verständnisprobleme. Sie stören auch den dramaturgischen Bogen, denn sie passen in ihrer Ausführlichkeit nicht ins zu zeichnende Bild, dass hier ein Verein unbedarft, unkritisch oder uninformiert mit Okkultismus umgehe oder über ein wenig reflektiertes Verständnis seiner selbst verfüge. Da Stolzenberger gerade bei diesen Fragen beklagt hatte, dass der Rabenclan ja bei seinen Antworten „ganz besonders aufpasse“ (3) und sich nicht an die „drei Worte Vorgabe“ hielt, ist daher zu vermuten, dass sie für seine Dramaturgie unbrauchbar geworden sind (was mit drei Stichworten sicherlich anders ausgesehen hätte) und deshalb an den Schluss des "Interviews" versetzt wurden.

4. Amüsant ist die Tatsache, wie unbedarft Jörg Stolzenberger bei der Zusammenstellung der aus den Emails stammenden Textfragmenten zu Antworten auf seine Fragen auch einmal den Rabenclan gegenüber wohlwollend sein möchte und dabei eher eine gewisse Unsicherheit im Stilgefühl an den Tag legt. Freundlich, aber deutlich hatte der Rabenclan dem Wortführer der Gruppe Krokodil bei der Beantwortung der Fragen mitgeteilt, dass er das Ansinnen, Heidentum, Satanismus und Jugendsatanismus jeweils mal kurz „mit drei Begriffen“ zu charakterisieren, als unseriös betrachtet. Stolzenberger schiebt dieser Antwort eine beschwichtigende Formulierung des Rabenclans hinterher, die so wirkt als traue sich der Rabenclan nicht souverän auch einmal einem wohlmeinenden, aber wenig sorgfältig agierenden "Aufklärer" im direkten Dialog unmissverständlich zu korrigieren. Die Beteuerung, Stolzenberg nicht persönlich angreifen zu wollen, wirkt im Kontext naiv, so als wären sich die Raben über die Wirkung der eigenen Worte nicht im klaren. Realiter wurde die Passage erst im weiteren Emailwechsel ausgesprochen, als deutlich wurde, dass Stolzenberger emotional getroffen auf den ausgesprochenen Rüffel auf seine unglückliche Frage reagierte. Stolzenberger fügt sie im hier inm Interview jedoch der Originalantwort ohne Kennzeichnung als Zusatz an, vermutlich im guten Willen, auch das versöhnliche Verhalten des Rabenclan zu illustrieren.

Fazit: Trotz der zum größten Teil vorliegenden Texttreue, kann hier nur mit Abstrichen von einem sorgfältigen Umgang mit dem Originaltext gesprochen werden.


Projektgruppe "Schnappi-sucht-okkulte-Raben"



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Fussnoten

(1) Ob dies daran liegt, dass sich Stolzenberger bei den Antworten mehr als bei der Emailkommunikation an sein emphatisch vorgetragenes Verspechen gebunden fühlte, ist unklar. ("Sie haben mein Wort, dass ich die Antworten von Rabenclan auch genauso wieder gebe wie ich sie erhalten habe."). Unter Umständen rechnete er auch nicht damit, dass die Kommunikation veröffentlicht wurde.

(2) Siehe z.B. die Antwort auf die Frage: "Auf viele (sic!) Internetforen von heidnischen Gruppen tummeln sich nicht immer Insider... "

(3) Eine Schilderung des Kommunikationsverständnisses seitens der Aufklärungsgruppe Krokodil gibt es hier


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