"Aufklärungsgruppe Krokodil" an den Rabenclan e.V.
Betreff: Fragen/Interview
30.12.2004
Sehr geehrter Herr Marheinecke,
zunächst einmal möchte ich mich bedanken, dass Sie mir die ausführliche
Stellungnahme zukommen ließen.
Ich verstehe natürlich Ihre Ansicht und möchte daher ein bisschen näher auf
den Hintergrund der Fragen eingehen die ich Rabenclan gestellt habe,
vielleicht werden sie dann doch noch ausführlicher beantwortet.
Zunächst: Ich versuche natürlich schon die gegensätzlichen Strömungen der
heidnischen Szene zu sehen. Ich habe, wie ich bereits mitgeteilt habe,
Naudhiz kritisch dargestellt und das werden sie gelesen haben.
Auf einer Rabenclannahen Seite wird der Arbeitskreis Naudhiz und Ralph
Berger (Modorok) von einem Unbekannten Verfasser in dem Posting "U-Boote des
Vatikan" erheblich angegriffen. Teilweise sind die Vorwürfe die Gleichen die
ich ihm bereits in meinem Beitrag gemacht habe.
Natürlich habe ich auch Ralph Berger zu diesem Hintergrund befragt und er
hat mir hierauf Antworten gegeben (dies habe ich aber bislang noch nicht
eingestellt oder öffentlich gemacht).
Ich kann natürlich nur vermuten, dass hinter dem Posting vielleicht ein
naher Angehöriger von Rabenclan steht und wenn dass so wäre, so erklärt
diese Distanz zu Naudhiz ja schon vieles.
Die von Ihnen angesprochene "unzureichende Abgrenzung zum Okkultismus und
Satanismus im weiteren Sinne" ist meines Erachtens so, allerdings
unterstelle ich hiermit nicht automatisch Rabenclan einen satanischen Bezug.
Ich denke dies ist in vielen (auch heidnischen) Bereichen so und es entsteht
bei mir der Eindruck des "Leben und Leben lassens".
Und dies kritisiere ich auch bei Rabenclan und kann mir aber aber noch nicht
erklären warum dies so sein muss/soll.
Ich möchte dies verdeutlichen:
Ihre Aussagen vom 01.09.2002 auf der Rabenclan-Seite: "Satanisten sind nicht annähernd so gefährlich wie.." und "der Satanismus hat als Religion dasselbe Existenzrecht wie z.B..." u.a. erwecken in mir diesen Eindruck.
Ich möchte aber auch auf die Aussagen von Duke Meyer hinweisen.
Duke Meyer, Pressesprecher des Arbeitskreises der Heiden in Deutschland
Rabenclan e.V., meldete sich am 15. Januar 02 mittels eines Leserbriefes an
das "Darmstädter Echo" zu Wort.
Er nahm Stellung zu einem Satanismus-Artikel von Mirjam Mohr vom 10.01.2002.
Hierin wehrte er sich gegen die Behauptung, die "Wurzeln des Satanismus"
lägen unter anderem in der "altägyptischen Mythologie".
Dieser Leserbrief wurde vom Rabenclan e.V. öffentlich auf ihren
umfangreichen Seiten im Internet dargestellt.
Ich möchte ihn hier auszugsweise wiedergeben:
"(..) so löblich es ist, vor gefährlichen Tendenzen zu warnen, so schade ist
es doch, wenn man dabei Begriffe, die nichts miteinander zu tun haben, in
offensichtlicher Ahnungslosigkeit vermengt - und auf diese Art eher
Desinformation betreibt.
Mehr als schade ist es, wenn dabei auch noch der Ruf Unschuldiger und
Unbeteiligter zu Schaden kommt.
Ihre Behauptung, die Wurzeln des Satanismus lägen u.a. in der
"altägyptischen Mythologie" sowie bei "Kelten" und "Wicca-Kulten", entbehren
jeder sachlichen (und logischen) Grundlage. "Satan" ist zuerst einmal eine
Figur aus der christlichen Mythologie.
Das Christentum als solches begann ca. 100 n.Chr. in Kleinasien mit den
ersten Aufzeichnungen über Jesus Christus.
Da sich die keltische Mythologie bereits ein paar Jahrhunderte früher in
Europa ausgebreitet hatte - und die altägyptische gleich mehrere
Jahrtausende früher entstanden war, können Sie diesen Religionskulturen
schlecht nachträglich eine de facto christliche Figur unterjubeln.
Der Wicca-Kult als solcher entstand in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts
in Großbritannien und ist heute u.a. in den USA (und nicht zuletzt auch in
Deutschland) weit verbreitet. Die Wicca (die mit dem Christentum ebenfalls
nichts gemein haben) verehren zuvörderst eine weibliche und eine männliche
Hauptgottheit; und wiewohl es verbreitete Wicca-Praxis ist, in den Ritualen
dieses Kultes bei Bedarf verschiedene Gottheiten aus verschiedenen
(ausschließlich naturreligiösen!) Pantheonen und Kulturen anzurufen, so ist
doch die Behauptung grundfalsch und gefährlich irreführend, daß der
christliche Satan ein Bestandteil dieses Kultes sei, bzw. die "Ursprünge des
Satanismus" gar u.a. "in Wicca-Kulten" lägen. (Zumal die Verehrung von
Figuren speziell aus Offenbarungsreligionen wie dem Christentum im Wicca
ganz und gar unüblich ist.)
Mit solchen unsachlichen Plumpheiten verhöhnen Sie nicht nur alte Kulturen
wie das Keltentum (welches das Abendland vor den Römern prägte) und die
alten Ägypter (mit deren Kultur die menschliche Hochzivilisation begann),
sondern Sie diffamieren auch - ganz aktuell - alle rechtschaffenen Menschen,
die Wicca betreiben (und damit vor allem den Naturkreislauf und die
Jahreszeiten feiern) als Satanisten - und damit als Tierquäler,
Menschenmörder, Psychopathen.
Die von Ihnen angegebene "Selbstvergottung" des "Menschen als Maß aller
Dinge" scheint mir indes eher ein Kennzeichen des Humanismus zu sein als
eines des Satanismus.
Satanismus beinhaltet meist gnostisches Gedankengut in christlicher
Deutung - und ist als Kult frühestens seit 1680 belegbar: In Pariser
Hofkreisen praktizierte eine Mme. Voisin "satanische Praktiken". Die berüchtigte "schwarze Messe", die im Satanismus als Perversion der christlichen Messe abgehalten wird, ist Mitte und Ende des 19. Jahrhunderts von ehemaligen katholischen Priestern wie Pater Boullan oder christlich-theologisch Ausgebildeten wie H.W. Longfellow und H.J. Prince erfunden und praktiziert worden.
In diesem Zusammenhang hat auch der gesamte heute bekannte Kult mit seinen
"typischen" Symbolen (umgekehrtes Pentagramm / Kreuz, schwarze Kerzen,
gewalttätige Sexualpraktiken usw.) seine historischen Quellen ausschließlich
in diesen Personengruppen.
Und selbst den christlichen Theologen ist heute klar, daß der "Teufelskult"
der sog. "Hexen" zur Rennaissance und danach eine reine Erfindung der
damaligen christlichen Theologen und Dämonologen war. Soweit mir bekannt
ist, gibt es im Journalismus unserer Zeit immer noch eine bewährte Methode,
größere Irrtümer und massive Falschaussagen wie die Ihnen unterlaufenen zu
vermeiden - auch und gerade, wenn einem das zu behandelnde Thema anfänglich
wenig vertraut ist. Diese Methode kann allerdings in Arbeit ausarten und
setzt bereits vor dem Schreiben an. Sie heißt Recherche. (..)"
Im Jahre 2002 passierte Duke Meyer dem Pressesprecher von Rabenclan aber
selbst ein Missgeschick.
Bei der Veröffentlichung von zwei Prosa-Texten für die Zweit- und Neuauflage
des Buches "Rabengeschrei" (Erstauflage im Verlag Clemens Zerling) verfing
er sich im Netz des Second Sight Books-Verlages und deren Chefin Ingrid
Meyer.
Diese ist unter anderem Herausgeberin verschiedenster einschlägiger
Satanischer Literatur der "Schwarzen Reihe".
Im Angebot des Verlages befinden sich auch die "Satanische Bibel" und das
Buch "Satanische Rituale" vom Gründer der "Church of Satan", Anton Szandor
La Vey?.
Ebenfalls im Verlag Second Sight Books I. Meyer, Berlin erschienen ist das
Buch von Frater Eremor Phönix NVR, dem Gründer des satanischen Ordens
"Current of Set", "Im Kraftstrom des Satan-Set- Der Pfad der dunklen
Einweihung" u.v.a.
Am 21.März 2002 entschloss sich daher Duke Meyer eine Stellungnahme
abzugeben. Diese schriftliche Stellungnahme ist unter dem Namen
"Satanismus-Affaire-Stellungnahme des Pressesprechers von Rabenclan" im
Rabenclan-Archiv öffentlich im Internet abzurufen.
Hier heißt es wörtlich:
"Voraus: Meine Stellungnahme erfolgt spät, weil ich zum einen erst die
Situation klären wollte, zum andern beruflich absolut keine Zeit hatte.
Die Lage: Ich veröffentlichte zwei Prosa-Texte für die Zweit- und Neuauflage
des Buches "Rabengeschrei", dessen - im Verlag Clemens Zerling erschienene -
Erstauflage mir bereits schon länger vorlag und gefiel. Meine Konversation
mit Ingrid Meyer, Chefin des Verlages Second Sight Books, drehte sich um
Abwicklung und Details der Neuauflage von "Rabengeschrei"; da dies alles
sehr angenehm und zufriedenstellend verlief, versäumte ich schlichtweg, mich
zu informieren, bei welcher Art von Verlag diese Neuauflage erschien.
Schließlich kannte ich die Erstauflage und hegte keinerlei Argwohn.
Nach Erscheinen des aktuellen "Rabengeschreis" dachte ich weiter an nichts
Böses, und leitete ein Rezensionsexemplar weiter an Volkmar Kuhnle
(hauptsächlich zur Besprechung in seiner Online-Gothic-Zeitschrift).
Auf die Idee, mal auf den (inzwischen auch auf den Rabenseiten angezeigten)
Verlagslink zu klicken, kam ich erst Wochen später.
Dort überraschte mich die Tatsache, daß das dort gebotene Sortiment nahezu
ausschließlich aus offensichtlicher Werbung für Satanismus besteht.
Ungeachtet der Möglichkeit, daß derlei Publikationen ja nicht zwangsläufig
gewaltverherrlichende Inhalte haben MÜSSEN, erscheint mir das als potentiell
rufschädigend für den Rabenclan.
(Und zwar ungeachtet des juristisch obligatorischen
Link-Distanzierungs-Passus, falls hier jemand einfallen sollte, dieses
Schamhaar aufs Neue spalten zu wollen!)
Verlagschefin Ingrid Meyer mag betonen, daß die von ihr verlegten
"Satansbibeln" friedlich und harmlos seien - allerdings fehlt auf ihren
Webseiten jegliche Distanzierung zu den lebens- und menschenverachtenden
Vertretern dieses Kultes, die letztlich dessen Image prägen.
Ich fiel aus allen Wolken: Die Textsammlung "Rabengeschrei" (mit Beiträgen
von E.A. Poe bis meinereiner) ließ die merkwürdige Einseitigkeit des
sonstigen Verlagsprogramms nirgends erahnen.
Meine interne Aufforderung, sowohl die Rezension des Buches als auch die
unfreiwillige bzw. versehentliche Werbung für einen Satanismus-Verlag sofort
von den Rabenclanseiten zu entfernen, stieß vereinsintern zunächst auf
indifferente Haltungen und verwunderte Rückfragen.
Offenbar sah fast niemand den Widerspruch zwischen meinen
Presse-Äußerungen - u.a. einem scharf und detailfreudig formulierten Brief
zum Thema Satanismus (!) - und dem Tatbestand, daß derselbe Pressesprecher
seine künstlerischen Texte plötzlich ausgerechnet in einem Satanistenverlag
veröffentlicht.
Ich distanziere mich hiermit ausdrücklich und grundsätzlich von jedweder
formellen und inhaltlichen Nähe zum Satanismus (gleich welcher Spielart).
Zu den Inhalten des "Rabengeschrei" kann ich nach wie vor stehen - seine
Verbreitung auf dem Hintergrund des gegebenen Kontextes nicht verhindern.
Der Inhalt des Second Sight Books Verlagsprogramms wurde mir nicht
verschleiert - ich hatte nur schlichtweg versäumt, mich zu informieren.
Das teilweise Achselzucken von Raben-Kollegen über meinen Fauxpas - genauer:
dessen mögliche Folgen - befremdet mich zutiefst.
Ich bot intern inzwischen meinen Rücktritt an, da ich mein Versäumnis
(zumindest und gerade in meiner Eigenschaft als Pressesprecher) für eine
grobe Fahrlässigkeit halte, die dem Ansehen des Vereins schadet. Die in
diesem Punkt offensichtlich schwer differierende grundsätzliche Meinung
einiger wortführender Mitglieder bestärkt meine Zweifel, ob ich den
Seriositätsanspruch meines Vereins wirklich ernst nehmen kann.
Die internen Reaktionen auf meine Rücktrittsgedanken und das (bislang)
einhellig ausgesprochene Vertrauen der Kolleginnen und Kollegen in meine
Integrität, Arbeit und Amtsführung ehren mich zwar menschlich und
freundschaftlich sehr, aber meine sachlichen Zweifel bleiben.
Duke Meyer Rabenclan Pressesprecher"
Fehler macht man, keine Frage aber die Stellungnahme erfolgte sehr spät und es stellt sich mir auch hier die Frage Warum? War der Öffentliche Druck oder der Druck durch Mitglieder zu groß?
Ein dritter Punk meiner Kritik ist
Rabenclan e.V. erklärt auf seiner Homepage:
"Selbstverständlich findet sich auch so manches Buch aus dem Giftschrank des
New Age - Werke für deren einstige Veröffentlichung sich selbst die heutige
Esoterikszene schämt."
Rabenclan e. V. berichtete auf seiner Homepage noch im Dezember 2004 selbst
mehrfach darüber, dass dem Verein unterstellt wird, er verbreite
jugendgefährdendes Material über Okkultismus und New Age.
Die Firma Symantec, so Rabenclan, verhindere aus diesem Grund eine
Weitergabe der Inhalte von Rabenclan durch deren Filtersoftware.
Rabenclan fordert zwar dazu auf Symantec zu schreiben, man fragt sich
allerdings; Was sind die Hintergründe?
Warum klärt Rabenclan dies nicht und warum bereitet es scheinbar Rabenclan
Freunde das dies so ist.
Sie werden mir recht geben, dass ich mich hierzu schon frage, schon allein aus dem Gedanken des Jugendschutzes, was da so bei einem Arbeitskreis der Heiden in Deutschland e.V. los ist.
Ich würde mich daher freuen, wenn Rabenclan zu diesen drei genannten Fragen eine weiterführende Aussage macht.
Aber ich möchte auch einen weiteren informativen Überblick über Rabenclan bekommen.
Im Hinblick auf Ihre bisherige Strellungnahme möchte ich meinen gestellten ersten Fragenkatalog auf die nachfolgenden Fragen beschränken und wäre dankbar wenn Sie mir auch hierauf noch Antwort geben könnten:
1. Wenn Sie den Begriff "Jugendsatanismus" mit nur 3 Begriffen erklären müßten, welche wären dies nach ihrer Wertigkeit?
Antwort:
2. Wenn Sie den Begriff "Heidentum" mit nur 3 Begriffen erklären müßten, welche wären dies nach ihrer Wertigkeit?
Antwort:
3. Wenn Sie den Begriff "Satanismus" mit nur 3 Begriffen erklären müßten, welche wären dies nach ihrer Wertigkeit?
Antwort:
4. Wie steht Rabenclan zum Jugendschutz?
Antwort:
Frage: Wer ist / sind die eigentlichen Begründer des Rabenclan e.V.
Antwort:
Frage: Wie viele Mitglieder gibt es?
Antwort:
Frage: Welchen Alters sind die Mitglieder?
Antwort:
Frage: Wie hoch schätzen sie die Interessierten, die sich insgesamt für Rabenclan interessieren? Wieviel greifen auf die Webseite zu? Gibt es darüber Informationen?
Antwort:
Frage: Bietet man den Interessierten auch Hintergründe oder Grundlagen zu Okkultitischer / Satanistischer Literatur von Aleister Crowley oder Szandor La Vey? an, oder entsprechende Wissensinhalte?
Antwort:
Frage: Noch heute hat der Rabenclan e.V. auf seiner Webseite den Vermerk "Die Filtersoftware der Firma Symantec blockiert unsere Adresse. Begründung: Der Rabenclan verbreite jugendgefährdetes Material über Okkultismus und New Age." Sie fordern dazu auf an Symantec zu schreiben und die Blockierung aufzuheben.
Was war der Hintergrund? Um was für Material ging es?
Antwort:
Frage: Am 09.11.2004, so verkündet auch Rabenclan e.V. auf der Webseite, war
eine Veranstaltung der EZW (Tagung: Odin-wota-Freyja-Zur kritischen
Auseinandersetzung mit neuheidnisch-germanischen und deutschgläubigen
Bewegungen).
Rabenclan e.V. beklagt sich auf der Webseite noch am 09.12.2004 nicht zu
dieser Veranstaltung mit einem Referenten eingeladen worden zu sein. Was gab
es für einen Grund? (Begründung)?
Antwort:
Frage: Warum sind die Verflechtungen so, dass man die heidnische Szene in der Öffentlichkeit oft nicht von satanisch-relevanten Elementen trennen kann, oder sie falsch einordnet?
Antwort:
Frage: Trägt die heidnisch-germanische Szene nicht auch manchmal zu diesen Missverständnissen bei?
Antwort:
Frage: Auf viele Internetforen von heidnischen Gruppen tummeln sich nicht immer Insider des entsprechenden Kultes, sondern auch Satanisten. Liegen hier die Interessen nicht weit genug voneinander entfernt?
Antwort:
Frage: Hat Rabenclan e.V. auch Anhänger innerhalb Baden-Württemberg?
Antwort:
Ich bedanke mich für Ihre Bereitschaft und für die Zusammenarbeit mit der
Aufklärungsgruppe Krokodil und wünsche ein Gutes Jahr 2005.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Stolzenberger
(Fehler im Original)
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