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Margit Stroebele Sufismus
28.04.2017, 09:55

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Was bedeutet für uns Sufismus?

Erfahrungen auf einem Vortrag

Dieser Vortrag hatte neugierig gemacht und so hat die AG Bahnhof sich auf den Weg gemacht. Sufismus - mit diesem Begriff werden hauptsächlich tanzende Derwische in Verbindung gebracht, vage auch islamische Mystik. Damit hat sich's dann zumeist schon und so war dieser Vortrag eine prima Gelegenheit, endlich mal ein bißchen mehr und dann auch noch aus erster Hand zu erfahren. Referentin war Frau Cemalnur Sargut, eine Sufi-Meisterin aus Istanbul. Sie hält in der Türkei und in den USA Vorträge zum Sufismus. Beruflich war sie Chemielehrerin.

Aufgrund der desolaten Parkplatzsituation in der Frankfurter Innenstadt traf die Referentin etwas verspätet ein, so waren zum Glück auch die Nachzügler noch rechtzeitig da. Im Ganzen war ein recht buntes Völkchen im Finkenhof erschienen, gut 60 Zuhörer, deren Alter von Anfang 20 bis weit über 70 reichte. Frau Sargut trug in türkisch vor, was von einer Übersetzerin weitgehend simultan übersetzt wurde. Die fremde Sprache, weite ausholende Gesten und eine ständig lächelnde Vortragende schafften eine sehr eigene Stimmung im Raum. Die Übersetzung war flüssig, verständlich und orientierte sich offenbar an den knappen Sätzen des Originals. Einen Überblick über den Inhalt des Vortrages zu bringen ist schwierig. Zum einen war alles sehr fremdartig und neu, zum anderen bin ich schlichtweg kein Sufi-Spezialist. Entsprechend werden sich sicherlich Fehler einschleichen, dafür wird aber der Abend wiedergegeben. Eingehende Thesen, was Sufismus sei oder wie im Sufismus die Welt gesehen wird, wurden weitgehende ohne nähere Erläuterungen vorgetragen, so dass die Zuhörer ständig dicht am Vortrag bleiben mußten, selbst interpretieren, um nicht den Faden zu verlieren:

Das Schöne erleben, ist Gott erleben. Die Kunst ist in allem und jedem Gott zu erkennen. Wirklichkeit ist der Hauch, der alles bewegt, aber dennoch nicht direkt wahrgenommen wird. Die Dualität ist im Menschen angelegt, wer die Einheit aus Gegensätzen formen kann, wird Gott schauen. Toleranz, Weitsicht, Nachsicht, Liebe zu allen sind Grundsätze des Sufismus. Wer diese umsetzt, vereint sich mit Gott und zwar im hier und jetzt und nicht in einem jenseitigen Paradies.

Neben solchen Beschreibungen, die wohl jeder als grundsätzlich angenehm oder erstrebenswert unterschreiben könnte, gab es aber auch das:

Der Mensch wird frei, indem er seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse besiegt. Unser höchstes Ziel ist es, in allem war wir machen, Gott zu dienen - wir wollen nur dienen. Sufismus kann nur über einen Lehrer erlernt werden. Nur wer die drei Buchreligionen vereint, kann ein guter Moslem werden.

Klingt vielleicht nicht wild, das waren aber die Sätze, über die ich im Vortrag gestolpert bin und die mich aus der - überspitzt formuliert - rosa Wolke der rethorisch exzellenten Referentin gerissen haben. Frau Sargut verstieg sich nicht in endlose Erklärungen, sondern führte Geschichten und Anekdoten an, um ihren Punkt darzulegen. Dies machte den Vortrag spannend und strechenweise sehr amüsant. Ihr Schwerpunkt lag darauf, sich gegen weltabgewandte Einsiedler abzugrenzen. Sie hob hervor, dass die Ziele des Sufismus im alltäglichen Leben erreicht werden sollen und nicht in einer weltfremden Askese.

Nach zwei Stunden gab es eine kurze Diskussion und dann war die Referentin auch schon entschwunden, während die meisten Zuhörer noch in kleinen Grüppchen diskutierten. Was sich hier ergab, machte den Abend noch richtig spannend. Die große Mehrheit fühlte sich manipuliert: eben die rosa Wolke, die sich durch den Vortrag zog und so die Thematik Sufismus weiterhin wenig griffig geblieben ist. Insbesondere hatte sich die Referentin in der Diskussion um klare Aussagen gedrückt. So war die Antwort auf die Frage, welche Richtungen es im Sufismus gibt, so viele wie es Menschen gibt. Na prima, da waren wir alle genauso schlau wie vorher. Die Frage nach der Positionierung des Sufismus innerhalb des Islams wurde vollständig offen gelassen. Auch auf sonstige kritische Fragen, z.B. wie denn im Alltag dieses Dienen und niemals aggressiv sein, sich umsetzen läßt, wenn man beispielsweise auf der Arbeit gemobbt wird, wurde mit ein paar Allgemeinplätzen in Stil von wir wachsen an unseren Herausforderungen abgetan. Es ist schwierig ein einheitliches Bild dieses Abends zu bringen. Der Vortrag war toll und mitreissend. Der unangenehme Beigeschmack hat sich erst mit der Zeit nach dem Vortrag eingestellt. Auf der Gefühlsebene wurde ein Bild von Sufismus erzeugt, wirkliches Wissen über den Sufismus wurde dabei aber nicht vermittelt. Ich werde wohl doch mal ein Buch dazu lesen, auch um diesen Abend vor dem Hintergrund von Faktenwissen nochmal zu überdenken.

Margit Ströbele, November 2003

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