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Margit Stroebele Witchcamp
28.04.2017, 09:55

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Witchcamp 2002

Eine Nachlese

Diesen Sommer fand wieder einmal ein einwöchiges Witchcamp für Frauen mit Starhawk statt. Bis dato hatte ich nur über mehrere Ecken von dieser Veranstaltung gehört und niemanden gekannt, der selbst einmal daran teilgenommen hat. Dennoch hatten selbst die Erzählungen darüber mein Interesse geweckt, vor allem da Starhawk regelmäßig als außergewöhnliche Persönlichkeit dargestellt wurde, die sowohl mitreißend als auch bodenständig sei. Nun, diesmal wollte ich die Gelegenheit ergreifen und mir meine eigene Meinung vor Ort bilden. Die Anmeldung ging raus und einige Wochen bevor das Camp stattfand, wurde ich mit dem notwendigen Organisatorischen versorgt. So wurde das Thema des Camps "Frau Holle" aufgespalten in vier Pfade, für die die Teilnehmerinnen sich vor Ort entscheiden mußten. Der Unterricht sollte jeweils durch eine amerikanische und eine deutsche Lehrerin gemeinsam erfolgen, wobei Starhawk tageweise an einem der Pfade teilnimmt.

Damit hatte ich immer noch keine Ahnung, was tatsächlich auf mich zukommen würde und in diesem Zustand traf ich dann an dem wirklich wunderschönen Seminarhaus ein: Ein weitläufiges Gebäude mit einem parkähnlichen Garten, der zum darin Wandeln, Träumen oder Meditieren einlud: zwischen gepflegten Bäumen und Büschen waren immer wieder kleine Pagoden oder Figuren versteckt, so daß es ständig etwas Neues zu entdecken gab. Abgesehen von dem Schilfrohrteich am Haus gab es hinter dem Ritualplatz noch einen Baggersee, der zum Haus gehörte und zum Plantschen einlud. Im Haus selbst wurden wir rund um die Uhr mit köstlichem Essen versorgt, so daß einer Woche in Luxus schwelgen nichts mehr im Wege stand. Aber das war ja nicht der eigentliche Grund für meinen Aufenthalt.

Nach und nach kamen immer mehr Frauen auf dem Gelände an. Ein Teil kannte sich schon von früheren Camps oder privat, einem anderen Teil ging es wir mir: sie kannten erst mal niemanden. Hier traten auch schon die Organisatorinnen in Aktion, die allen Neulingen nicht nur den Start im Camp erleichterten, sondern die ganze Woche über für alle Fragen oder Problemchen ein offenes Ohr hatten. Am Abend kamen im Plenum alle Teilnehmerinnen zusammen. Es zeigte sich, daß mehr als 80 Frauen ihren Weg zum Camp gefunden hatten. Dabei hat mich sowohl der hohe Altersdurchschnitt als auch die wirklich bunte Mischung an Frauen angenehm überrascht. Es wurde das Konsens-Verfahren vorgestellt, nachdem bei Reclaiming Entscheidungen gefällt werden: alle Anwesenden müssen sich einstimmig auf eine Entscheidung einigen - wenn dies nicht möglich ist, wird die Entscheidung vertagt. Davon hatte ich zwar schon gehört und gelesen - wirklich vorstellen konnte ich mir das trotzdem nicht. Hier konnte ich diese Art der Entscheidungsfindung miterleben und es schafft tatsächlich größere Unterstützung bzw. Verbundenheit an eine Entscheidung, wenn diese einstimmig erfolgt, gegenüber den üblichen Mehrheitsentscheiden.

Der Hauptteil des Abends bestand jedoch im Kennenlernen der deutschen und amerikanischen Lehrerinnen sowie ihrer verschiedenen Pfade: Im Elementepfad wurden die Grundlagen von Elementen, Erden, Kreisziehen etc. vermittelt. Beim Heilpfad ist das Thema weitgehend klar - zusätzlich konnte man hier aber auch Fliegen lernen - was sich zu einer allseits beliebten Aktivität entwickelte. Im Wildnispfad erfolgte viel Körperarbeit und vor allem Interaktion mit Pflanzen. Der Höllenpfad befaßte sich mit Trancearbeit und Musik.

Die folgenden Tage bestanden morgens aus dem Pfadunterricht, Nachmittags aus unterschiedlichen Workshops, wie Trommeln, Fliegen, in andere Pfade hinein schnuppern und vieles mehr. Es gab einen Markt, mit vielen wundervollen Dingen, großartige Massagen wurden angeboten und die Sauna war häufig in Betrieb. Jeder Abend schloß mit einem gemeinsamen Ritual aller Frauen, das sich mit dem Thema "Frau Holle" befaßte. Diese Abendrituale waren der Höhepunkt jedes Tages. Es entwickelt sich eine sehr eigene Stimmung, wenn diese Menge an Personen ihre Energien gemeinsam in ein Ritual einbringen. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, jede Einzelne in das Ritual einzubeziehen und zu integrieren, so daß diese für jeden zu einem intensiven Erlebnis werden konnte.

Im Wildnispfad wurde neben Yoga-Übungen zum Start vermittelt, wie man sich selbst in einen leichten Trance-Zustand versetzen kann. In diesem Zustand begann dann jede Teilnehmerin, sich mit den Pflanzen des Seminargeländes zu beschäftigen. In dem Maße wie von Tag zu Tag die Kontrolle der Trance besser wurde, wurden auch die Pflanzenerfahrungen intensiviert, bis hin zu Kontakten zu Pflanzengeistern. Die Anleitungen waren dabei so offen, daß jede ihre eigenen Erfahrungen machen konnte. Ein sehr schönes Element dieses Pfades war, daß nach der direkten Beschäftigung mit den Pflanzen die ganze Gruppe ihre Erfahrungen ausgetauscht hat. Aber nicht im Gespräch, sondern in Tönen und Geräuschen, die gemeinsam zu einem Klangteppich zusammengefügt wurden.

So, und wo steckt jetzt Starhawk in dieser ganzen Erzählung? Sie verbrachte jeweils einen Tag in einem der Pfade und hatte wechselnde Parts in den Abendritualen inne. Aus beidem machte sie jeweils ein wirkliches Erlebnis für die Teilnehmerinnen. Starhawk hat eine wirkliche Gabe Menschen zu bewegen, zu motivieren ohne daß dies jedoch mit Allüren oder gar Guru-Gehabe kombiniert wäre. Ich glaube gerade darin liegt die große Faszination, die Starhawk ausstrahlt: daß sie die Selbstverantwortung in jedem anspricht und sich auch zurückstellt, um jeden Einzelnen die Möglichkeit zu geben, sein persönliches Potential zu verwirklichen. Sie schafft nicht nur ein Klima, indem Kritik erwünscht ist – sie fordet sie regelrecht, um dann aber auch konstruktiv mit eingehender Kritik umzugehen. Selbstverantwortung und Kritikfähigkeit sind zwei zentrale Aspekte, die während des gesamten Camps von allen gefordert und geübt wurden. Tatsächlich gehört dies mit zu den Punkten, die mich am meisten beeindruckt haben: auch wenn jemand im Mittelpunkt stand oder einzelne Allüren an den Tag gelegt haben, ist dies niemals auf Kosten anderer geschehen.

Daneben hat Starhawk mehrere Workshops zu politischem Aktivismus gehalten. Hier hat sich dann auch gezeigt, wo ihre Prioritäten liegen. Sie hat sich ihrem politischen Kampf voll und ganz verschrieben und setzt ihre Fähigkeiten gekonnt ein, hier zu Unterstützung zu motivieren. So war das Camp dieses Jahr wohl eines der letzten mit Starhawk, da sie sich nicht nur in Deutschland, sondern allgemein aus der rein spirituellen Arbeit zurückzieht, um sich vollständig auf politische Aktionen des Ökofeminismus und der Globalisierungsgegner zu konzentrieren.

Vielleicht ist dies richtige Stelle einen Ausblick zu liefern: das Frauencamp in Norddeutschland wird nun jährlich stattfinden. Zusätzlich wird es 2004 ein gemischtes Witchcamp geben, wahrscheinlich mehr im Süden Deutschlands. Wer zum gemischten Witchcamp Informationen möchte, kann über zaro@gmx.de an die Veranstalter weitergeleitet werden.

Was ist nun aber mein Fazit? Ich bin ohne Erwartungen zum Witchcamp gefahren und war völlig begeistert. Mein Pfad hat mich hingerissen, die bunte Mischung der Teilnehmerinnen hat unglaublich viel Energien und Kreativität freigesetzt. Die näheren Inhalte hier aufzuzählen wäre müßig, da die Anstöße jede Teilnehmerin selbst umsetzen und verarbeiten mußte, so war auch ich trotz vollem Programm die ganze Zeit hauptsächlich mit mir selbst beschäftigt. Dennoch gab es viele schöne und intensive Gespräche. Ich werde bestimmt nicht das letzte Mal auf einem Witchcamp gewesen sein.

Margit Ströbele, September 2002 << Was bedeutet für uns Sufismus? | Liste Nach Autoren | Von Macht und Freiheit im Umgang mit der Magie >>

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