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28.04.2017, 09:55

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Hintergrundinformationen
zu Géza von Neményi:

Wie bei vielen okkulten Gruppen und Akteuren ist die Informationslage zu Géza von Neményi und die von ihm geführte Germanische Glaubens-Gemeinschaft (GGG) unübersichtlich. Dennoch hier einige Hintergrundinformationen zur Einordnung.


Geschichte der Germanische Glaubens-Gemeinschaft (GGG)

Die Germanische Glaubens-Gemeinschaft (GGG) war eine von vielen völkischen Organisationen, die im Ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in Deutschland gegründet wurden. Initiator war einer der Vordenker der sogenannten “Deutschen Religion”, der Dichter und Maler Ludwig Fahrenkrog, der zu dieser Zeit in völkischen Milieus übliche rassistische und antisemitische Religionskonzepte vertrat. (1) Die Forschung gibt als Gründungsdatum der “Deutschreligiösen Gemeinschaft” den 29. Mai 1912 an.(2) Ab 01. September 1912 nannte sie sich “Germanisch-Deutsche Religionsgemeinschaft G.D.R.G”.
“Auf der am 03.08.1913 in Thale stattfindenden Führertagung der G.D.R.G wurde wiederum der Name der Gemeinschaft geändert, allerdings wurde nun die endgültige Form gefunden: Sie nannte sich Germanische Glaubens-Gemeinschaft.” (3) Einen weiterreichenden politischen Einfluss blieb der Organisation, als auch ihrem Gründer, in der Zeit des Nationalsozialismus verwehrt, insgesamt verhielt sie sich opportunistisch. (4)

Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand die Organisation noch einige Jahre fort, bis sie 1964 aus dem Vereinsregister gelöscht wurde. 1991 erreichte Géza von Neményi mit Unterstützung des letzten Vorsitzenden der GGG, Ludwig Dassel, eine Neugründung des Vereins und führte mit der völkischen Artgemeinschaft und dem neonazistischen Rechtsanwalt Jürgen Rieger einen Rechtsstreit um den Namen und damit verbundene Ansprüche. In der Auseinandersetzung siegte Géza von Neményi in zwei Gerichtsinstanzen.

Die Germanische Glaubens-Gemeinschaft beschreibt sich selbst als "eine naturreliöse Gemeinschaft, die den polytheistischen Glauben und Kultus unserer heidnischen Ahnen in Mittel- und Nordeuropa erforscht und praktiziert.(5) Mit letzteren meint sie germanische Kulturen. Sie schätzt sich selbst nicht als rechtsradikal oder völkisch ein. Das “Handbuch für Rechtsextremismus” (1996) gibt die Mitgliederanzahl der neuen GGG mit ca. 250 Personen an (6), die Evangelische Zentrale für Weltanschauungsfragen mit rund 30 Personen. (7) Die letztere Einschätzung dürfte für szeneinterne Beobachter realistisch sein.

Géza von Neményi:

Géza von Neményi war von 1985 bis 1991 Vorsitzender und Frontfigur der sogenannten “Heidnische Gemeinschaft e. V. (HG)” und verließ diese im Rahmen eines internen Richtungsstreits. Von Neményis Aktivitäten wurde zum ersten Mal im Januar 1985 in der breiten Öffentlichkeit bekannt, als das Nachrichtenmagazin SPIEGEL über die Aktivitäten einer Gruppierung im Berliner Landesverband der GRÜNEN berichtete, der Verbindungen zum rechtsradikalen Spektrum nachgesagt wurden: “Der Fall Nemenyi erschüttert derzeit nicht nur den Landesverband, sondern bewegt auch den Bundesverband der Grünen. Meldungen über "braune Schafe" ("Frankfurter Rundschau") in ihren Reihen treffen die Öko-Partei zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt - zwei Monate vor der Berliner Wahl und wenige Tage nachdem israelische Parlamentarier, ähnlich wie Unionschristen, westdeutsche Grüne mit Faschisten verglichen haben.” (8) Neményi amtierte damals als Vorstandsmitglied des politisch zerstrittenen Landesverbands DIE GRÜNEN Berlin.

Der Konflikt um insgesamt 15-20 Personen im Berliner Landesverband und die Offenlegung von Verstrickungen in teilweise strafrechtlich verfolgte Aktivitäten im rechtsradikalen Milieu führte in der Folge zu Massenaustritten aus dem Berliner Landesverband und zu einer spektakulären Entscheidung der grünen Bundespartei: Sie beschloss, den Berliner Landesverband auszuschließen und an seiner Stelle die Alternative Liste für Demokratie und Umweltschutz (AL) Berlin als politische Landesorganisation anzuerkennen - ein sowohl für die grüne Parteigeschichte als auch für die bundesrepublikanische Nachkriegspolitik einmaliger Vorgang. In der damaligen Erklärung des Bundesverstands der Grünen, u.a. besetzt mit Jutta Ditfurth, Lukas Beckmann und Rainer Trampert, heißt es:

“Der Landesverband DIE GRÜNEN BERLIN wurde von einer Gruppe Neonazis und Umfeld unterwandert. Dieser Gruppe war es im Laufe des letzten halben Jahres gelungen, in relevante Positionen des Landesverbandes zu kommen, unter anderem in den Landesvorstand, in das Schiedsgericht und in den Bundesfinanzrat. Zu der Gruppe gehören Personen, -die wegen Besitzes von Waffen und NS-Propagandamaterial rechtskräftig verurteilt wurden; -die Mitglieder der rechtsradikalen "Heidnischen Glaubensgemeinschaft" sind; -die gemeinsam mit dem Gründer der militanten Neonazi-Organisation "Kampfgruppe Priem" faschistische Flugblätter verteilt haben; -etc” (9) In den grünalternativen Parteimedien wurde der Vorfall um Géza von Neményi und die Wirren seiner parteipolitischen Aktivitäten breit diskutiert und umfangreiche weitere Recherchen zu ihm und anderen Aktivisten veröffentlicht. (10) Von Neményis vertrackte öffentliche Rechtfertigungen, warum z.B. in seiner Heidnischen Gemeinschaft Lesungen angeboten wurden zu Guido von List, Begründer der völkischen Lehre der Ariosophie, und Rudolf John Gorsleben, Herausgeber der Zeitschrift “Arische Freiheit” und Autor des Buches “Überwindung des Judentums in uns und außer uns”, überzeugte die überwiegende Mehrheit der Partei nicht. So machte allein schon ein Aufsatz, der in einer Zeitschrift der Heidnischen Gemeinschaft erschienen war und über okkulte Rassenkonzepte im Zusammenhang mit Wiedergeburt schwadronierte, den Grünen plastisch deutlich, welche merkwürdigen Gedankenwelten Anschluss an sie suchten. (11)

Auch in den Jahren danach war Géza von Neményis Weltsicht Gegenstand kritischer Betrachtungen. Dass die Berliner Stadtzeitung "tip" in einem Bericht vom 10. November 88 über neue “Sekten” in Bezug auf die Aktivitäten von Géza von Neményi fragt: “Wo hört der Heidenspaß auf, fängt der Rechtsextremismus an?”(12) kann durchaus als berechtigte Sorge verstanden werden: Verbindungen zum völkischen Armanen-Orden sind dokumentiert. So kündigte sowohl eine Einladung des Armanen-Ordens zu einer Osterversammlung im Jahre 1988 als auch ein ähnliches Treffen anlässlich von “Wotans Opfertod” an Allerheiligen des gleichen Jahres einen Gastvortrag von Géza v. Neményi als Vertreter der Heidnischen Gemeinschaft an. (Weitere Dokumente zum Verhältnis zwischen Géza von Neményi und dem Armanenorden aus dieser Zeit finden sich hier.)

Zehn Jahre später untersuchte der Berliner Senat für Schule, Jugend und Sport in einer umfangreichen Analyse von Berliner Sekten und Religionsgruppen die Aktivitäten der Germanischen Glaubens-Gemeinschaft.(13) Der Bericht von 1997 dokumentiert fragwürdige Kommentare in der Vereinszeitschrift zur Ausländerproblematik und bestürzende Äußerungen Géza von Neményis, die an eugenische Argumentationsmuster erinnern. Der Senat konstatiert: "Die Abgrenzung zu völkisch orientierten Gruppen erscheint zuweilen unscharf (...). Zur Frage Menschenrechte und Menschenwürde wird ein Menschenbild vertreten, das eine Spannung zum Grundgesetz erkennen lässt (...)." (14) Die Evangelische Zentrale für Weltanschauungsfragen vermutete in einem Portrait von 1997, dass man sich mit dieser eher diffusen Haltung Einflussmöglichkeiten auf das neuheidnische Milieu offenhalten mochte. (15)

Im Sommer 2003 verkündete Géza von Neményi einer verdutzten neopaganen Öffentlichkeit seinen Führungsanspruch hinsichtlich traditionell ausgerichteten germanischen Heiden, den er unter dem Titel “Allsherjagode” wahrzunehmen beabsichtigte. Der Beanspruchung von Titel und Führungsanspruch wurde bemerkenswert breit im neuheidnischen Milieu widersprochen: Neugermanische wie traditionsübergreifende Organisationen und Vereine distanzierten sich in Presseerklärungen von dem Ansinnen. Im Internet wurden Unterschriftenaktionen gegen die Angelegenheit gestartet, Fotomontagen und Karikaturen veröffentlicht und auf einer Vielzahl von Foren beißende Kritik und Spott geäußert. Angesichts der heftigen Gegenwehr kommt die Evangelische Zentrale für Weltanschauungsfragen in einem Bericht zu dem Urteil: “(...) Sein [von Neményis] Versuch, das Amt des Allhersjagoden außerhalb der Germanischen Glaubens-Gemeinschaft zu etablieren, [muss] als gescheitert angesehen werden.” (16)

Auch danach lässt sich die politische Spur von Neményis weiter verfolgen. So musste sich 2008 die Onlineredaktion der Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung der Diskussionswut Géza von Neményis und seiner diversen inhaltlichen Unterstützer erwehren. Diese kritisierten im Onlineforum der Landeszentrale diverse Artikel, die der Redakteur Jan Buschbom zu Neuheidentum und neopagenen rechtsextremistischen Aktivitäten veröffentlicht hatte. Angesichts immer absurderen Verteidigungen und problematischen Äußerungen seiner Kritiker sah sich Buschbom als Administrator schließlich gezwungen, die Diskussion zu sperren: “Angesichts der unsäglichen Auslassungen, die sich streckenweise wie eine Paraphrase von Autoren wie Rosenberg, Fritsch, Esser u. a. lesen, wird der Thread geschlossen. Die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung wird derartiges nicht als diskutablen Meinungsbestand adeln.” (17)

Juli 2010


Fußnoten

(1) Uwe Puschner: “Die völkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich. Sprache - Rasse – Religion.”; Darmstadt 2001; S. 251 f.; siehe auch: Stefan Breuer: “Die Völkischen in Deutschland: Kaiserreich und Weimarer Republik”; Darmstadt 2008; S.95 ff.
(2) Daniel Junker: “Gott in uns! – Die Germanische Glaubens-Gemeinschaft. Ein Beitrag zur Geschichte völkischer Religiosität in der Weimarer Republik”; Hamburg 2002. S. 49
(3) Daniel Junker: “Gott in uns! – Die Germanische Glaubens-Gemeinschaft. Ein Beitrag zur Geschichte völkischer Religiosität in der Weimarer Republik”; Hamburg 2002. S. 51 ff
(4) Daniel Junker: “Gott in uns! – Die Germanische Glaubens-Gemeinschaft. Ein Beitrag zur Geschichte völkischer Religiosität in der Weimarer Republik”; Hamburg 2002. S. 93 ff.; siehe auch: Stefan Breuer: “Die Völkischen in Deutschland: Kaiserreich und Weimarer Republik”; Darmstadt 2008; S.259 ff.
(5) http://www.germanische-glaubens-gemeinschaft.de/dieggg.htm (Stand 17. Juli 2010) (6) Jens Mecklenburg (Hrsg.): “Handbuch deutscher Rechtsextremismus”; Berlin 1996; S. 44
(7) Matthias Pöhlmann: “Rückkehr zu Odin und Freya. Neugermanisches Heidentum – eine evangelische Kritik”; erschienen in EZW-Texte: Nr 184, 2006; S.77
(8) DER SPIEGEL: Ausgabe Nr. 2 vom 07.01.1985: “Grüne - Mythos der Edda: Die Berliner Grünen haben, zwei Monate vor der Lokalwahl, Braune in ihren Reihen aufgespürt.” http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13510856.html
(9) Erklärung des Bundesvorstandes der GRÜNEN zu den Aktivitäten von Neonazis im Westberliner Landesverband (07.01.1985) http://www.rabenclan.de/index.php/Magazin/GruenenBundesvorstandErklaerung1985
(10) Siehe z.B. Rüdiger Walter: “Wie das Braune sich ins Grüne mischt – Neonazis bei den Berliner Grünen”; in: Grüne Blätter (Mitgliederzeitschrift des Landesverbands Grüne Baden Württemberg) Ausgabe September, November und Dezember 1985
(11) Siehe z.B. Rüdiger Walter: “Wie das Braune sich ins Grüne mischt – Neonazis bei den Berliner Grünen”; in: Grüne Blätter (Mitgliederzeitschrift des Landesverbands Grüne Baden Württemberg) Ausgabe Dezemeber 1984; S. 17 ff.
(12) tip: Ausgabe Nr. 24/88 vom10.11.1988: Karl Hermann: “Sekten im Anzug: S. 240ff
(13) Berliner Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport (Hrsg.): “??? "SEKTEN" ??? Risiken und Nebenwirkungen; Informationen zu ausgewählten neuen religiösen und weltanschaulichen Bewegungen und Psychoangeboten”; Dezember 1997; S. 41-46
(14) Berliner Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport (Hrsg.): “??? "SEKTEN" ??? Risiken und Nebenwirkungen; Informationen zu ausgewählten neuen religiösen und weltanschaulichen Bewegungen und Psychoangeboten”; Dezember 1997; S. 42
(15)Ulrich Andreas Wien: “Neues Heidentum am Beispiel der Germanischen Glaubens-Gemeinschaft”, in: Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (Hrsg): Materialdienst, Ausgabe 4/1997; S. 106-113; S. 108
(16) Matthias Pöhlmann: “Streit um Heiden-Papst - Géza von Neményi erhebt Führungsanspruch innerhalb des Neuheidentums”; in: Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (Hrsg): Materialdienst, Ausgabe 11/ 2003 (66. Jahrgang); S. 424 - 428
(17) Eintrag vom 13.05.2008 13:26 im Thread: “Braune Lichtmenschen” http://www.politische-bildung-brandenburg.de/forum/viewtopic.php?t=61&postdays=0&postorder=asc&start=45 (Abruf 17. Juli 2010)


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