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Perchtenpracht Beltaine Verstehen
28.04.2017, 09:55

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Beltaine verstehen

Tannhäusers Mut in der Walpurgisnacht

Dieser Essay einer vorsichtigen Annäherung an Beltaine ist weniger eine stringente Abhandlung als eine lockere Assoziation über das mittelalterliche Liebeslied "Mille Schenna". Ich hörte es an einem sonnigen Februarmorgen, als ich gerade darüber nachdachte, welche positiven Inhalte eine heidnische Interessenvertretung haben könnte - jenseits rein negierender Selbstdefinitionen wie "anti-rassistisch", "nicht-christlich" oder "engagiert im Kampf gegen Diskriminierung". Der Frühling stand vor der Tür und mir wurde klar, dass Beltaine nicht mehr weit war. So fing ich an, verstreute Gedanken auf Zettel zu kritzeln, die mir zu diesem Fest und in seiner Verbindung zu dem Lied auffielen. Im Laufe der nächsten acht Wochen entstand allmählich dieser Text. Die meiste Zeit hörte ich bei seiner Niederschrift dieses Lied. (1)

Zwischenexkurs: Wer schlief mit Frau Holle?

 (2) Do fraig amors
 adiuva me!
 ma lot, mein ors,
 na moi sercce,
 rennt mit gedanck,
 frau, puräti.
 Eck lopp, ick slapp,
 vel quo vado,
 wesegg mein krap
 ne dirs dobro,
 iu gslaff ee franck
 merschi vois gri.

 Refrain:
 Teutsch, welchisch mach!
 franzoisch wach!
 ungrischen lach!
 brot windisch bach!
 flemming so krach!
 latein die siebent sprach.
 Mille schenna,
 ime, man gür,
 peromnia
 des leibes spür.
 Cenza befiu
 mit gschoner war
 dut servirai,
 pur zschätti gaiss,
 nem tudem frai
 kain falsche rais,
 got wett wol, twiw
 eck de amar.

 Refrain
 De mit mundesch,
 Margaritha well,
 exprofundes
 das tün ich snell.
 dat löff draga
 Griet, per ma foi!
 In recommisso
 diors et not
 mi ti commando,
 wo ich trott,
 jambre, twoia,
 allopp mi troi.

 Refrain

"Mille Schenna" von Oswald von Wolkenstein ; Interpretiert und gesungen von der Gruppe Ayragon.

Gerade höre ich ein Liebeslied. Kein Lied nur über zarte Gefühle. Ein mittelalterliches Lied, in dem der Körper der Geliebten genauso geehrt wird wie ihr Wesen. Schönheit drückt sich im Körper aus, es ist Unsinn für einen Mann zu sagen, dass er seine Geliebte liebt und gleichzeitig ihren Körper hässlich findet. Wer liebt, liebt ganz.

Ein Lied sucht die Poesie. Nicht weil es denkt, dass Poesie wichtig in unserer Welt ist. Poesie ist kein bedrohtes Pflänzlein, das unter Bestandsschutz fällt, weil sonst das menschliche Biotop gestört wird. Ein Lied sucht die Poesie, weil sie die angemessenste Art ist, eine bestimmte Welt zu erschaffen. Und das Lied findet diese Poesie über das Wort, die Melodie und den Rhythmus.

In all diesen Dingen ähnelt das Lied damit einem Fest. Ich meine damit ein richtiges Fest. Nicht jene anonymisierten Massenevents wie sie in der modernen Freizeitgesellschaft gang und gäbe sind. Auch nicht jene uninspirierten kollektiven Besäufnisse auf deutschen Hochzeiten, Cool-in-die-Gegend-guckende Diskothekenbesuche oder Dumm-herum-steh-Häppchen-Partys, die als Fest jeden Menschen mit ein bisschen Seele im Leib zutiefst anöden.

Ein richtiges Fest zeichnet sich durch Begegnung aus. Es schafft für alle Festgäste die reale Möglichkeit, andere Menschen kennen zu lernen. Ein richtiges Fest schafft für die Teilnehmenden nicht nur zufällige Anwesenheit, sondern für die Dauer eines Festes auch Gemeinschaft. Nicht umsonst spricht man von einer "Festgesellschaft". Ein richtiges Fest bedeutet, dass Menschen miteinander feiern, anstatt wie in einer anonymen Großstadtdisco isoliert vor sich hin tanzen.

Menschen feiern miteinander, wenn ein Fest beseelt ist. Und damit ein Fest beseelt wird, muss vieles zusammenkommen. Zum einen eine real fassbare Absicht des Festes. Sie ist der Refrain des Festes. Nur wenn klar ist, was gefeiert wird, gibt es einen Grund, herzhaft und aufrecht Freude zu empfinden. Diese Absicht meint nicht einen bloßen Termin. Eine Absicht wird nicht dadurch zum Fest, dass man den Termin Weihnachten, Geburtstag oder Beltaine einhält. Es wird dadurch zum Fest, dass man eine Intention verfolgt, zum Beispiel jene, den Sommer und das Leben zu begrüßen, Fruchtbarkeit und Üppigkeit in das eigene Leben einzuladen, die glückliche Geburt einer Tochter zu verkünden oder die fortdauernde Liebe eines Paares füreinander.

Ein beseeltes Fest braucht zum zweiten Rhythmus: Ein Pendeln zwischen ausgelassener Begegnung und Verschnaufen, ein treibender Puls beim Tanzen und ein Ausatmen beim guten Essen und Trinken. Dieser Wechsel zwischen Stillstand und Bewegung unterscheidet das Fest auch in seiner Gesamtheit vom Alltag: Das Fest selbst ist Aktion und Pause zugleich zur Alltagswelt. So beinhaltet ein gutes Fest z.B. immer auch das Schlemmern. Doch das macht nur dann Freude, wenn man es von einem gewohnten Essen unterscheiden kann. Wer wie so mancher Prasser im kaiserlichen Rom jeden Tag das üppigste Essen in sich hineinstopft, sich die Leber zusäuft oder den Kopf zukifft, wird niemals erfahren, was ein gutes Fest ist. Feiern und Fasten ergänzen sich. Das monotone Verfolgen solcher Gewohnheiten führt meistens zu freudlosen und traurigen Gesichtern.

Das dritte, was ein Fest beseelt, ist seine Melodie: Die Melodie eines Festes, die Klangfolge seiner verschiedenen Bestandteile kann harmonisch oder schräg, bewegt oder langsam, trällernd oder getragen sein - wichtig ist lediglich, dass es aus einer wechselnden Abfolge besteht, die von den Teilnehmern als melodisch empfunden wird.

Die Liebe feiern

Feste und Lieder sind also miteinander verwandt. Nun ist Mille Schenna, der Ausgangspunkt meiner Überlegungen, kein einfaches Gesangsstück, sondern ein Liebes-Lied. Und so könnte man fragen, was denn ein Liebes-Fest ausmacht.

Liebes-Fest, das Wort klingt entweder etwas frivol, man denkt an Hamburger Türsteher am Kiez, die die besonderen Dienstleistungen ihrer Häuser anbieten. Oder man denkt an fromme Worte in der Kirche, getragen und salbungsvoll gesprochen. Natürlich beinhaltet der Begriff beide Dimensionen: heilig und körperlich zugleich.

Was ist ein Liebesfest, was macht es aus? Oder zuerst: Wann erleben wir ein Liebesfest? Die meisten Menschen (nicht alle!) hier in Europa dürften zumindest einmal in ihrem Leben ein solches Fest schon gefeiert haben - und sei es auch nur zu zweit und mehr oder weniger unbeabsichtigt. Genauer gesagt: Wenn überhaupt, dann sind "singuläre" und "duale Liebesfeste" die vorherrschende Regel im Westen. Erstere werden nach Jahrhunderten kirchlicher Ablehnung von Onanie mittlerweile in jedem Liebesratgeber als Inbegriff der Universalmedizin gegen Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Erleuchtungsdefiziten und Depression angepriesen. Letztere sind bekannt, seit sich Menschen lieben und begehren.

Duale und singuläre Liebesfeste sind also das, was wir kennen. Zwar würde man sagen, dass Feste gewöhnlich eine größere Angelegenheit sein müssen, aber kollektive Liebesfeste sind derzeit in unseren Breiten eher unbekannt. Von Hochzeiten wie selbstverständlich anzunehmen, dass sie kollektive Liebesfeste seien, liegt zwar nahe, ist aber vorschnell. Nüchtern betrachtet sind Hochzeiten in der modernen Zivilisation des 21. Jahrhunderts die Feier einer gesellschaftlichen Institution, der Heirat, und dienen der Pflege eines komplexen Gefüges an sozialen, familiären, juristischen und ökonomischen Beziehungen. Und genau diese Rücksichtnahme auf jenes Gefüge atmen Hochzeiten in der Regel. Auch wenn die Liebe sicherlich die Ursache der Hochzeit war, so ist sie selten wirklicher Gegenstand der Hochzeitsfeier. Als der bekannte belgische Rockpfarrer Guy Gilbert Mitte April anlässlich der Vermählung des belgischen Prinzenpaars Laurant und Claire genau dies anspricht, ergingen sich deutsche Fernsehkommentatoren in mehrminütige Analysen, wie ungewöhnlich solch klare Worte seien und weshalb sich das elterliche Königspaar Paola und Albert davon so betroffen zeige. Der langhaarige Prediger hatte in seiner Predigt die Zeremonie als eine wirkliche "Feier der Liebe" bezeichnet, die dazu beitragen soll, dass die Liebe aller in der Kirche versammelten Paare gestärkt und neu entfacht wird. Offenkundig irritierte und bewegte das.

Ein weiterer Kandidat, der ebenfalls vorschnell als gelebte Praxis einer kollektiven Liebesfeier genannt werden könnte, wäre das winterliche Hauptfest des Christentums. Das "Fest der Liebe", gefeiert im Dezember mit wechselseitigen Geschenken, trägt ganz offiziell seinen Titel. Doch welche Liebe gefeiert wird, erklärt jeder Geistlicher schnell und unzweifelhaft unter Rückgriff auf den paulinischen Korinther-Brief (3) : Von agape ist hier die Rede, der christlichen Liebe zum Nächsten, nicht von eros - letztere kommt kein einziges Mal im Neuen Testament vor. War es bei den Römern noch an den Saturnalien möglich, dass sich eine römische Edle von einem Sklaven ins Bettgemach zerren ließ, so ist das moderne Weihnachtsfest nur noch ein aseptisches Derivat dieser "Zeit zwischen den Zeiten". Vielleicht erklärt diese Kastration eines ursprünglich sinnlichen Festes, warum man immer wieder von Familientherapeuten hört, dass Weihnachten Ausgangspunkt vieler Scheidungen sei.

Lockungen von Beltaine

Natürlich ahnt man, warum ich die Frage nach einem Liebesfest ausgerechnet an Beltaine stelle. Schon bei den Römern war der Monat April ursprünglich der Venus geweiht, ein erstes Indiz, dass die Frage, wie ein Liebesfest beschaffen sein sollte, an Beltaine durchaus berechtigt ist. Venus - Beltaine - Walpurgisnacht - Liebesfest: Ich sehe schon, wie neopagane Leser dieser Zeilen jetzt unruhig auf ihrem Stuhl hin- und her rutschen. Die meisten Neu-Heiden und Neu-Hexen sind deutlich verklemmter als ihre historischen Vorfahren (und auch als ihre nichtreligiösen Zeitgenossen). Wenn man bei Heiden solche Fragen anspricht, dann sind - gerade bei den männlichen - die Reaktionen voraussagbar. Reflexartig verfallen sie in einen angestrengt souveränen Tonfall, die Blicke werden nervös, und dann stammeln sie hölzern etwas davon, dass man sich ja persönlich für andere Dinge interessiere und jeder ja seinen Schwerpunkt auf was anderes lege: "Also ich habe da kein Thema mit, mir ist dass nicht so wichtig..."

Abgesehen davon, dass hier gelogen wird - denn Liebe und Sex sind für jeden Menschen ein Thema - offenbart sich eine gewisse Schizophrenie. Gerade die Walpurgisnacht, schon bei Jakob Grimm (4) eine "der hehrsten des ganzen heidenthums", wird von der überwiegenden Mehrheit der Neu-Heiden als Fruchtbarkeitsfest verstanden, das den Winter beendet und das Sommerhalbjahr einleitet. Die heimliche Bilderwelt hinter diesem Übereinkommen ist bei allen zu spüren: Seit den Tagen von Marion Zimmer-Bradley vermeinen wir alle in dem Nebel, der von Avalon über uns wehte, die wilde, leidenschaftliche Vereinigung einer Priesterin mit einem Hirschkönig zu erkennen. Jenseits der eigenen Prüderie finden so gut wie alle Neu-Heiden dieses Bild einer heiligen Hochzeit höchst anregend - nur theoretisch, versteht sich. Und wenn man die verkitschte Geschichte der unerlösten Liebe zwischen Arthus und Morgaine beiseite lässt, ist die dem Roman zugrundeliegende Vorstellung von Beltaine als einem Fruchtbarkeitsfest im Frühjahr mittlerweile Konsens - auch hier wieder mehr oder weniger theoretisch, und gerne in harmlose, fromme Sprüche über Wachsen und Gedeihen, Frühjahrsblumen und Bienen gekleidet. Die unausweichliche Konsequenz, dass Fruchtbarkeit etwas mit Sex zu tun haben könnte, ahnt zwar jeder und jede, aber Hilflosigkeit, Unsicherheit und das Fehlen von sozialen Modellen führen dann doch zu Freudscher Verdrängung.

Man könnte zu Recht einwenden, dass die Frage danach, was ein Liebesfest ausmacht, an Beltaine dennoch nicht berechtigt sei. Fruchtbarkeit und Liebe seien zweierlei Dinge, und die Fruchtbarkeit zu feiern bedeute nicht unbedingt, auch von Liebe zu sprechen. Sexualität und Liebe unterscheide sich. Die meisten von uns, so wird man sagen, haben die Erfahrung gemacht, dass es puren Sex gibt, bei dem nicht von Liebe die Rede ist.

Sicher, es ist nicht von Liebe die Rede, aber dass man nicht von ihr spricht, bedeutet nicht, dass sie nicht im Raum ist. Die Frage lässt sich hier nicht klären, aber ich bin fest davon überzeugt, dass Sex, purer unverkitschter Sex immer auch eine Liebes-Geschichte im tiefsten Sinne des Wortes bedeutet - und dabei kann es durchaus sein, dass diese Liebe nur für eine Nacht existiert.

Das Bettgemach voller Honig

Beltaine als Fest der Fruchtbarkeit kann also durchaus als ein Liebes-Fest verstanden werden, und ich denke, dass den meisten Heiden der Gedanke daran auch großen Spaß: bereitet. Freilich dürfte früher die Zahl der Männer und Frauen, die in den Wald gehen, um dort den "Grünrücken zu machen", wie das Ganze zu Shakespeares Zeiten hieß, wesentlich höher gewesen sein als heute. Wolf Dieter Storl zitiert in einem seiner Bücher einen altwalisischen Dichter, dessen Sympathie für die alten Gewohnheiten deutlich zu spüren ist: "Ehe es das Gesetz des Papstes gab und solchen Ärger, liebten einander alle ohne Schande. Freie und leichte Freude kommt wieder, da der Mai die Häuser hat uns aus Blättern bereitet." (5) Der Puritaner Philip Stubbes teilte diese Freude nicht, als er im 16. Jahrhundert ländliche Gebräuche anlässlich der Maifeiertage beschrieb: "Ich habe glaubhafte Berichte von ernsten, wichtigen und ernsthaften Männern gehört, dass von vierzig, neunzig oder hundert Mädchen, die die Nacht im Wald verbrachten, kaum ein Drittel ungeschändet heimkam." (6)

Obwohl ihre Verbreitung heute eher gering ist, dürften zeitgenössische Beltaine-Feierlichkeiten der einzige moderne Anwärter für die kollektive Form eines Liebesfestes sein. An ihnen lässt sich die Frage, was ein kollektives Liebesfest ausmacht, genauer untersuchen. Eine Antwort wird durch meine Einleitung schon nahegelegt: Ein Liebesfest, ob nun kollektiv oder zu zweit, spricht alle Sinne an. Ein Fest ist kein Fest, wenn das Körperliche außen vor bleibt. Zu einem Fest gehört das Essen, das Trinken und das Tanzen. Umso mehr gilt dies von einem Fest, bei dem es um die Liebe geht. Essen und miteinander Schlafen sind seit eh und je Zwillingskinder der Liebe, die Lust ist mit der Mahlzeit verschwistert: "Bräutigam lass mich Dich liebkosen, meine köstliche Liebkosung schmeckt besser als Honig, im Bettgemach voller Honig, wollen wir uns deiner Schönheit erfreuen" heißt es in einem dreitausend Jahre alten Hymnus der Göttin Innana. (7)

Dass Sinnlichkeit und Körperlichkeit zu einem Liebesfest gehört, ist banal. Dass Leidenschaft dazu gehört, ebenfalls. Hinzu kommen all jene Elemente, die ich weiter oben schon genannt habe: Beseeltheit, Rhythmus und Melodie. Damit könnte die Frage, was ein Liebesfest ausmacht, beantwortet sein. Aber Beltaine als Beispiel für ein Liebesfest wäre damit nicht erfasst. Denn Heiden und Hexen sind sich einig, dass Beltaine ein religiöses Fest ist. Was genau dieses Prädikat bedeuten soll, weiß niemand so genau. Das Leben in religiöse und profane Dinge aufzuteilen, ist dem traditionellen Heidentum eher fremd gewesen. Die Charakterisierung "religiös" ist dennoch nicht sinnlos, sie trifft eine vage Sicherheit, dass zu dem, was wir bis jetzt als Charakteristika eines Liebesfestes angedeutet haben, noch etwas hinzukommen muss. Eine Antwort dazu könnte uns das Stichwort "Venusberg" liefern.

Mons veneris und die Orgien der Elfenköniginnen

Seit der Neuzeit wissen wir, dass die Walpurgisnacht (oder eben Beltaine) mit seltsamen Riten deutscher Hexen verknüpft war. So schilderte 1669 der Leipziger Johann Praetorius, wie in der Nacht vom 30. April zum 1.Mai Hexen ausrückten, um auf dem "Blocksberg" ihren Hexentanz zu veranstalten. Der "Blocksberg" von Praetorius bezog sich damals auf den Brocken im Harz, und das heutige mitteldeutsche Tourismusgewerbe promotet natürlich gerne "Deutschlands Hexenmitte". Doch man weiß seit mehr als 50 Jahren, dass "Blocksberg" keine spezielle Ortsbenennung, sondern eine allgemeine Bezeichnung für Hexentanzplätze ist. (8) Als Blocksberge sind z.B. auch der Donnersberg in der Pfalz, der Hörselberg in Thüringen und der Venusberg in Schwaben bekannt.

Die letztgenannte Bezeichnung, mit der auch eine der schönsten Stellen am weiblichen Körper beschrieben wird, ist ebenfalls kein eigentlicher Ortsname. Auch der Hörselberg war in ganz Europa unter dieser Bezeichnung bekannt. Der Venusberg (9) ist der Sitz der Domina Veneris, Frau Wenus, Frau Holda oder Frau Holle, zu der die mittelalterlichen Nachtfahrenden mittels merkwürdiger Salben, Besenstiele oder auch ohne jedes sichtbare Hilfsmittel fuhren. Was es mit dieser Herrin der Nachtfahrenden auf sich hatte, beschrieb Heinrich Heine folgendermaßen:

"Am eigenthümlichsten, romantisch wunderbar, klingt im deutschen Volke die Sage von der Göttinn Venus, die, als ihre Tempel gebrochen wurden, sich in einen geheimen Berg flüchtete, wo sie mit dem heitersten Luftgesindel, mit schönen Wald- und Wassernymphen, auch manchen berühmten Helden, die plötzlich aus der Welt verschwunden, das abentheuerlichste Freudenleben führt. Schon von weitem, wenn du dem Berge nahest, hörst du das vergnügte Lachen und die süßen Cytherklänge, die sich wie eine unsichtbare Kette um dein Herz schlingen, und dich hineinziehen in den Berg." (10)

Wer in den Bann von Frau Venus (11) gerät, dem ergeht es ähnlich wie Tannhäuser (hier nach einer Dichtung durch den spätromantischen Dichter Emanuel Geibert):

 "Die schönste von den Frauen
 Reicht ihm ein Becher hin,
 Ihm rinnt ein süßes Grauen
 Seltsam durch Herz und Sinn.
 Er leert ihn bis zum Grunde,
 Da spricht am Tor der Zwerg:
 Der unsre bist du zur Stunde,
 Dies ist der Venusberg." (12)

Nicht jeder bleibt im Berg zurück. So berichtet 1420 ein Reisender aus Südfrankeich von einem Priester mit Namen Don Anthon Fumato, der sich zusammen mit einem Ritter aus Deutschland in die Sibyllinische Grotte auf dem Monte della Sibilla eingeschlichen hatte. "Dort seien sie berückend schönen Frauen begegnet, die mit einigen Männern jeder Art von Lust gefrönt hätten." (13) Doch aus allen europäischen Ländern liegen Berichte vor, welchen Bann die Verbindung mit den Übernatürlichen bewirkte. Als pars pro toto mögen die Berichte aus Schottland gelten: So wird z.B. Thomas the Rhymer alias Thomas von Erceldoune mit den Ereignissen um den Venusberg in Verbindung gebracht. (14) Der Dichter berichtete im frühen 13. Jahrhundert, wie er durch die Queen von Elphame an der Huntlie Bank zum Geliebten gemacht wurde. Ranke-Graves behauptet, der Preis für die poetische Einsicht, die Thomas durch die Dame erhielt, bestand darin, dass er dem Christentum abschwor und unter dem neuen Taufnamen "der Wahre Thomas" in den Hexenkult eingeführt wurde. Drei Jahrhunderte später berichtete in Aberdeen ein Andrew Man (15) von seiner Liebesaffäre mit der Queen of Elphame, die ihn mit "einem Bann der Schläue" belegt habe: "Sie ist angenehm und erscheint alt und jung, wie es ihr beliebt, und liegt bei jedem, der ihr gefällt." Laut seiner Hexengenossin Marion Grant wurde die Queen, eine Dame mit feinen Auftreten und gekleidet in einen weißen Prachtmantel, von den Hexen mit "unsere liebe Frau" angesprochen. Auch William Barton von Kirkliston gesteht in einem Prozess von 1655, wie er der Geliebte einer späteren Elfenkönigin wurde. (16)

Das süße Grauen

Diejenigen, die mit Frau Venus und Frau Holle geschlafen haben, berichten oft, "dass die Venus, wie es etwa zu Beginn des 16. Jahrhunderts in den Cavaleser Prozessen heißt, bis ans Herz hinein kühl gewesen sei." Auch in anderer Hinsicht scheint der Beischlaf mit ihr ein befremdend süßes Grauen zu beinhalten: So berichtet der Nachtfahrende Diel Breull in einem Inquisitionsprozess von seinen Fahrten zum Venusberg: "fraw Holt (zu der er führe) were von forn her wie ein fein weibsmensch, aber hinden her wie ein holer baum von rauhen runden, im venusberg hette er das gekreut zum theil lernen können." (17)

Berichte von bezirzenden Frauen, die von vorne zauberhaft schön aussahen, von hinten dagegen unmenschlich und bedrohlich, finden sich in ganz Europa. In Michael Crichtons Roman "Der 13. Krieger" warnt der Nordmann Herger den arabischen Botschafter Ibn Fadlan vor den Waldfrauen, die in den Wäldern und wilden Stätten leben. Sie locken einen tapferen Mann mit sanften Worten und mit ihrer Schönheit, und wenn er schließlich bemerkt, dass sie an der Rückseite hohl sind, sprechen sie einen Bann über den Verführten. (18) Chrichtons Ibn Fadlan hatte tatsächlich allen Grund dazu, der nordischen Sklavin vorab den Rücken abzutasten, bevor er mit ihr schlief: "Die in Bergen und Felsen hausenden Huldren, die von einer Waldfrau angeführt werden, haben einen hohlen Rücken, und die nordische Skogsfrau, ein Todesdämon und eine Herrin der Tiere mit langen Brüsten, ist gleichermaßen von vorn her verführerisch schön, aber von hinten her hohl wie ein Backtrog: der Beischlaf mit ihr wurde bis zum Ende des 17. Jahrhunderts meist mit dem Tode bestraft." (19)

Verständlich, dass die volkstümlichen Erzählungen in weiten Teilen Europas voll von Warnungen waren, dass eine Reise zu den Elfen, Wildfrauen, Saligen etc. eine Reise ohne Wiederkehr sei. Natürlich kamen die meisten Frauen und Männer wieder, die sich in ihr Reich verirrten oder von ihnen entführt wurden. (20) Doch die, die wiederkamen, schienen seltsam ver-rückt, "elbisch" eben. (21) Ihnen schwindelt, wenn sie sich an ihre Erlebnisse erinnern, sie wirken "tämisch", von den Frauen hieß es: "Sie kam zurück und seither war sie wunderlich." (22) Das ist nicht weiter erstaunlich: Wer mit berückend schönen Wesen, deren Rücken hohl ist ( oder hart wie Holz wirkt oder mit Seemuscheln bewachsen ist) aufregende Schweinereien (23) praktiziert, bei dem scheint einsichtig, dass er danach in der normalen Welt durchaus verändert wirkt.

Zwischenexkurs: Wer schlief mit Frau Holle?

Wir wissen durch Berichte und Prozessgeständnisse, dass viele Nachtfahrenden ihre Reisen zur Herrin des Waldes oder zum Berg der Frau Holle per Luft unternahmen. Von einer ganzen Reihe wird berichtet, dass dabei die Verwendung von Salben eine große Rolle spielte. In den Prozessakten der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung ist selten von entsprechenden Rezepten die Rede, und das könnte seinen guten Grund haben. Denn wer von solchen Hilfsmitteln spricht, der spricht von Halluzinogenen, der spricht von Mitteln, die Phantasiegebilde entstehen lassen. Wer aber zu Zeiten des Hexenwahns als Vertreter Gottes vor der Gefahr des Teufels und seinen umfassenden Machenschaften warnen wollte, konnte nicht zulassen, dass die satanischen Erlebnisse seiner Anhänger nur Lug und Trug pflanzlicher Produkte waren. Zu groß war die Gefahr, dass bald auch die Erscheinungen des Teufels als Phantasiegebilde interpretiert werden.

Der Ethnologe Hans Peter Duerr unterscheidet sehr genau zwischen den Nachtfahrenden, die mittels Drogen, Salben und dergleichen mehr zum Venusberg fuhren und damit einem tradierten Brauch folgten, und dem in der frühen Neuzeit entstehenden satanischen Hexenwesen, aus Sicht einiger mittelalterlicher Theologen eine neue "Ketzerbewegung", die im Gefolge der sozialen Umbrüche und als Reaktion auf das Aussterben der alten Traditionen entstanden sein mag. Nach Duerrs Aussage war es zuerst der Inquisitor von Carcassonne, Dominikanerfrater Jean Vineti, der im Jahr 1450 von einer neuen teuflischen Sekte der Hexen sprach 24 . Sein Ordensbruder legte den Beginn des Unwesen auf das Jahr 1404 fest. Der Großteil jener Menschen, die ab dem 15. Jahrhundert das Opfer einer immer hysterischeren Hexenverfolgung wurden, hatte mit dem Teufel genauso wenig zu tun wie mit den Nachtfahrenden. Duerr vermutet jedoch, dass die Zivilisation in ihrem Innern das Bild eines teuflischen Ungeheuers schuf, das in dem Maße stärker wurde wie die alten wilden Elemente des Heidentums, mit dem man immer peripherer konfrontiert wurde, ausstarben. Mit diesem Ungeheuer hatten die Nachtfahrenden nichts zu tun, im Gegenteil: Die Benandanti im Friaul z.B. erläuterten in den Prozessen freimütig, wie sie die bösen Kräfte (die Kräfte der Unordnung und der Zerstörung) bekämpften, und ähnliche Berichte liegen für andere heidnischen Ritualgruppen vor. (25)

Kirchliche Theologen waren sehr wohl in der Lage, zwischen beiden Phänomenen zu differenzieren. Die eine Gruppe war eine aussterbende heidnische Tradition und die dort berichteten Erlebnisse über wundersame Reisen und Verwandlungen in Tiergestalten waren nichts weiter als durch Drogen hervorgerufene Phantasien und Trugbilder. Ihre angebeteten Göttinnen waren machtlose Illusionen, ihr seltsames Gebaren harmloser Mummenschanz. Die im Jahr 906 zusammengestellte kirchenrechtliche Vorschriftensammlung Canon Episcopi weist ausdrücklich darauf hin, dass nur Gott in der Lage sei, wundersame Dinge zu bewirken. Die Priester sollten das Volk auf diese Irrtümer aufmerksam machen. In einer Rechtsverordnung von Karl dem Großen heißt es, dass selbst malificae (Schadensmagie betreibende Hexen), Seher und andere lediglich festgenommen, verhört und belehrt werden sollten. "Wenn sie hartnäckig bleiben, sollen sie verdammt und im Kerker unter Beschluss bleiben, bis sie Besserung angeloben." (26) In anderen vergleichbaren Rechtsverordnungen gab es durchaus noch drastischere Strafen zumindest für Schadenshexen, doch insgesamt gesehen war die Bestrafung "im frühen Mittelalter verhältnismäßig mild". (27)

In den darauf folgenden Jahrhunderten änderte sich dies in dem Maße, wie die Theologie dem physischen Einfluss des Teufels größere Macht zusprach. Nun wurde eine Gruppe von Hexen thematisiert, die aus Buhlerinnen und Buhlern des Teufels bestanden. Mittels dessen teuflischer Macht waren diese Hexen tatsächlich in der Lage, durch die Lüfte zu fliegen, Ernten zu zerstören und an geheimen Orten intime Kontakte mit dem Teufel selbst zu pflegen. Die alten Nachtfahrenden waren verblendet, nicht verführt. Letztlich waren sie verwirrte arme Männer und Frauen, deren Zeit bald abgelaufen war und die Ziel fortgesetzter christlicher Belehrung, Unterweisung und Seelsorge waren. Die moderne Strigen (28) waren dagegen Ketzer und ausführende Werkzeuge teuflischer Macht, die als Gefahr vernichtet werden mussten.

Je umfassender die Gefahr wurde, desto mehr verwischten sich die Grenzen. Reiseberichte der Nachtfahrenden, wie sie zum Venusberg fuhren, wurden nun in Begegnungen mit dem Teufel umgemünzt. (29) Wer jetzt als Nachtfahrender enttarnt wurde, war nicht mehr durch den Canon Episcopi geschützt, denn zwischen ihm und den teuflischen Hexen wurde kein Unterschied mehr gemacht. Und unter der Folter gestanden die Inhaftierten ohnehin, dass die Begegnungen mit Frau Venus, Diana oder Frau Holle eigentlich Stippvisiten beim Leibhaftigen gewesen waren. (30)

Liebeszauber

Mit welchen Mitteln konnten die Elfen ihre Besucher an sich binden? Was war in dem Becher, den Frau Venus dem Tannhäuser gab? Hexe Thea, bekannt aus Presse, Funk und Fernsehen empfiehlt Frauen heutzutage folgendes Liebesritual, um die erotischen Kräfte in einer Liebesbeziehung wieder zu entfachen: Man nehme dafür ein Glas Rotwein und einen Ring (möglichst den Lieblingsring). Dann lasse man das Glas mit dem Rotwein eine Stunde lange vom Vollmond bescheinen und lege schließlich den Ring hinein. Dieses Glas gebe man dem Geliebten oder Ehemann am nächsten Abend zu trinken.

Frauen, die einen Menschen suchen, der sie von Herzen liebt und annimmt, empfiehlt sie ein aufwendigeres Procedere:

"Sie benötigen ein Stück rote Kordel (ca. 40cm lang), sechs Rosskastanien, eine rote Kerze, einen mittelgroßer Mörser, eine halbe Hand voll Holzhohle, ein kleines Büschel Fenchel, einen roter Stift, ein großes Blatt Papier. So vollziehen Sie das Ritual:

Binden Sie die rote Kordel - sie gilt als Symbol des Lebens - um jede einzelne Kastanie und verknoten Sie sie fest. Machen Sie ferner zwischen jede Kastanie einen Knoten.

Warten Sie auf die nächste Vollmondnacht, damit das Ritual besonders intensiv wirkt. Nehmen Sie dann die Kastanienkette in die Hand, zünden Sie die rote Kerze an und sprechen Sie dabei die uralte keltische Zauberformel:'

 Göttin Diana, Göttin der Liebe
 und der Jagd,
 bitte, erhöre deine Tochter!
 Schnüre diesen Knoten,
 um das Herz
 meines Liebsten einzufangen.
 Lasse ihn weder Schlaf
 noch Ruhe finden,
 bis er zu mir kommt
 und seinen Liebesschwur spricht.
 O Göttin, deren Pfeile
 stets ihr Ziel treffen,
 segne uns für diese Liebesbeziehung.

Geben Sie die Holzkohle in den Mörser, zünden Sie sie nach einigen Minuten besinnlicher Stille an, und legen Sie das Fenchelbüschel darauf.
Malen Sie ein Herz auf das Papier, und notieren Sie darauf den Namen des ersehnten Menschen. Sollten Sie ihn noch nicht kennen, stellen Sie sich seinen Eigenschaften vor. Konzentrieren Sie sich auf ihn und malen Sie das Herz rot aus." (31)

Keltenkenner werden an diesem Ritual ihre besondere Freude haben. Dennoch ist es wohlfeil, über solche Rituale zu spotten. Denn Hand aufs Herz: Welcher frisch verliebte Mann würde sich nicht geschmeichelt fühlen, wenn er erführe, dass die eigene Herzensdame sich solche Umstände gemacht hat?

Erica Jong, Autorin des erotischen Kultbuchs "Angst vorm Fliegen", das für viele Frauen die Initialzündung für den selbstbewussten Ausdruck weiblicher Sexualität war, äußerte einmal eine einleuchtende Erklärung, warum Liebeszauber eine vorwiegend weibliche Domäne ist: "Je weniger Macht Menschen haben, desto größer wird ihre Sehnsucht nach magischen Kräften, was auch erklärt, warum in einer sexistischen Gesellschaft die Magie zu einer weiblichen Domäne wird. (...) Wenn Männer sich mit Zauberei befassen, geht es eher um unbegrenzte Macht (man denke an Faust) oder Unsterblichkeit (die Pharaonen im alten Ägypten). Heutige Magnaten, die ein Vermögen für das Einfrieren ihres Leichnams ausgeben, zeigen auch wenig Neigung, sich mit Liebeszauber zu befassen. Ihre Liebe ist Selbstliebe. Sie haben einzig das Überdauern der eigenen Gene im Sinn, an einem Verschmelzen mit einem geliebten Menschen ist ihnen nicht gelegen." (32) Frauen dagegen, so impliziert sie, legen in ihrem Handeln viel Wert auf die interaktive Beziehungsebene, eine Haltung, die in der magischen Sphäre die Vorliebe für Liebeszauber erklärt. Erica Jong lobt deshalb John Updikes Analyse weiblicher Magie, wie sie in seinem Roman "Die Hexen von Eastwick" zum Ausdruck kommt. Für sie lässt sich Magie bei Frauen nicht von deren Sexualität trennen.

Moderner Liebeszauber als Ausdruck von patriarchalischen Machtverhältnissen. Wenn Elisabeth Badinter mit ihrer These Recht hätte, dass im Prozess der Emanzipation der Frauen eine Rollenannäherung zwischen den Geschlechtern zu beobachten ist, die in der Endkonsequenz eine Androgynisierung von Männern und Frauen bedeutet (33) , dann dürften wir Erica Jongs These zufolge bald auch in jeder Männerzeitschrift mit netten Rezepten beglückt werden, wie die Verehrte mit magischen Mitteln gewonnen werden kann.

Für Hartgesottene hat Enrico Maliza übrigens einen mittelalterlichen Zaubertrank überliefert, über dessen Wirkung angesichts seiner Ingredienzien kein Zweifel aufkommen kann. Es ist wahrscheinlicher, dass Frouwe Venus auf solche Mittel zurückgriff anstatt auf Rotwein und rote Papierherzen. Der magische Wirkmechanismus könnte allerdings durchaus der gleiche sein:

"Nimm: zwanzig Tropfen von deinem Menstruationsblut, einen Teelöffel von Deinem Vaginalsekret, zehn Tropfen Mistelextrakt (Viscum album), ein Glas Infus von der Liebstöckelwurzel (Levisticum officinale), das Herz einer Taube, den Huf eines Ziegenbocks, die Eingeweide eines Auerhahns.

Vermisch zuerst sämtliche Zutaten, bevor du sie im Mörser zerstampfst. Lass danach alles drei Tage lang in Rosenwasser ziehen. Sprich dann die Anrufung an die Göttin Juno.

Atme den Geruch des Trankes ein und lass ihn nochmals ein wenig ruhen. Am darauffolgenden Freitag verabreichst du deinem Geliebten diesen Trank in ein anderes Getränk gemischt. Seine Leidenschaft für dich wird täglich stärker werden." (34)

Anders wie beim Rezept der Hexe Thea rate ich hier interessierten Frauen davon ab, dem Geliebten im nachhinein mitzuteilen, was man ihm da gerade zu Trinken gegeben hat.

Der poetische Trank

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Ingredienzien des Trankes, mittels dem Frau Holle und ihre Kolleginnen ihre freiwilligen und freiwilligen Besucher an sich banden, den Rezepturen ähnelte, die die Nachtfahrenden für ihre Reisen verwendeten. Dann würden zu Mistelextrakt oder Liebstöckel noch solch gefährlichen und sozial tabuisierten Kräuter wie Bilsenkraut, Bella Donna, Eisenhut oder Schierling hinzukommen - vielleicht auch Aphrodisiaka wie Eisenkraut oder Waldmeister. In ihrem Revier hatten die Feen auf jeden Fall das Hoheitsrecht über einen "Getränke- und Speisenplan", der sich sicherlich von dem der normalen, menschlichen Alltagswelt unterschied.

Im Venusberg begegnet uns also eine Welt mit eigenen Gesetzen und eigenen Herrscherinnen und Herrschern. Im irisch-keltischen Kontext spricht man gerne von der "Anderswelt" und dies trifft es mehr, als wenn von einer "übernatürlichen Welt" die Rede ist. Die Bewohner dieser Welt sind keine "übernatürlichen Wesen". Einige von ihnen waren ganz sicher aus Fleisch und Blut. Wir können sie getrost als Menschen bezeichnen, selbst wenn sie nicht in das normale soziale Leben in den Städten und Dörfern eingebunden waren. Aus was die anderen bestanden ist schwer zu sagen. Wie auch immer, sie alle sorgten für Leben und Gedeihen der Natur und erfreuten sich nachweislich sehr natürlicher Freuden. Es gibt vielfältige Berichte, wie diese Wesen im weltlichen Alltag für die Fruchtbarkeit der Felder, für Nachwuchs bei Tieren und Menschen und für Wohlstand und Glück verantwortlich sind. Im Gegensatz zum transzendenten Gott, vor allem der christlichen Protestanten, pflegen sie vielfältige soziale Kontakte zu den Menschen. Im Laufe der Zeit werden die Berichte über solche Kontakte jedoch immer seltener, und am Anfang des 20. Jahrhundert scheinen die meisten Zeugen verstummt zu sein.

Erst in dem Maße wie der Venusberg immer mehr im Nebel verschwimmt, erst in dem Maße wie immer weniger Menschen sich in die Höhle von Frau Holle verirrten, wurde Frau Holles Reich "übernatürlich" und damit zu einem religiösen Phänomen. Und doch ist dieser Bezug zur "Anderswelt" das, was Beltaine heute so herausragend macht. Beltaine ist ein Zauberreich, die Walpurgisnacht beginnt dort, wo der kühle Dampf der Magie die Menschen erreicht. Diese Welt ist von der Poesie nicht zu trennen, und genau das meint Robert-Ranke Graves, wenn er schreibt: "Manchmal, beim Lesen eines Gedichts, sträuben sich die Haare über einer darin beschriebenen, scheinbar ereignislosen und durch keinen Menschen belebten Szene, wenn deren Elemente die unsichtbare Göttin deutlich genug beschwören: wenn z.B. Eulen schreien, der Mond wie ein Boot durch treibende Wolkenfetzen segelt, wenn Bäume sich langsam über einen rauschenden Wasserfall wiegen und fernes Hundegebell zu hören ist." (35) Für ihn ist der Dichter der Anführer einer Totemgesellschaft von religiösen Tänzern, die im vollen Bewusstsein aus IHREM Kessel der Inspiration getrunken hatten. Die rauschhaften Tänze derer, die IHREN (36) Becher austranken, waren trotz aller poetischer Inspiration niemals erinnerungslos, denn IHRE Inspiration bedeutete Poesie und Leidenschaft - kein hirnloses Black-Out.

Den Dichter Tannhäuser, der IHREN Becher bis zum Grunde leerte, merkte sich der Volksmund gut, denn den Liebestrank einer göttlichen Frau zu trinken, zeigte den Mut eines Mannes. Noch im 16. Jahrhundert war "den Tannhäuser spielen" ein verbreitetes Synonym für miteinander schlafen. (37) Und auch viele Jahrhunderte nach Tannhäusers Wirken traf und verführte die Menschen das Eindringen in die Höhle tief unter dem Venusberg. (38) Als man 1975 in Dénezé-sous-Doué eine unterirdische, höhlenartige Anlage freilegte, fand man dort bemerkenswerte Wandbildnisse aus dem sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert, die zu Hunderten Menschen in festlicher Aktion darstellen: "Einige von ihnen tragen Tiermasken, andere sind gänzlich unbekleidet und zeigen ihre Genitalien. Man sieht Frauen, die ihre Kinder stillen, während Musikanten ihre Melodien spielen. Die gesamte Höhle scheint ein Minnetempel zu sein und von den Festen zu erzählen, an denen, wie Rabelais am nahen Doue-la-Fontaine gesehen haben will, ausgelassene Menschen in Kostümen und Masken teilnahmen." (39)

Auch heute noch hat ein solches Fest seine Faszination. Nicht deshalb, weil lüsterne Journalisten und verhärmte deutsche Heiden eine sexuelle Orgie wittern, an der sie jeweils am 1. Mai aus ganz unterschiedlichen Motiven teilnehmen möchten. Sondern weil ein solches Fest Frau Holle und Huldren, Perchten, Elfen zu respektablen Festgästen machen würde, die in unserer Mitte wieder feiern, mit uns lachen und weinen und den Kessel der Inspiration über die Teilnehmer der Tanzgesellschaft ausschütten würden. Es geht an Beltaine also weniger um ein Nachinszenieren von "Deep Throat" und auch nicht um die esoterische Variante von "Bilitis". Es geht darum, Frau Wenus wieder in ihr altes Recht zu setzen, sie zu ermuntern, ihre Tore zu öffnen und dem ein oder anderen ein Signalfeuer in elbischem Blau anzufachen, damit er weiß, wo er sie finden kann. Es geht darum, Beltaine als Liebesfest zu feiern, und da muss die Göttin der Liebe die erste Gästin sein. Das bedeutet nicht, den Sex durch religiöse Überhöhung oder esoterische Schwärmerei auszuschließen. Doch Venus ist die Göttin des Liebreizes und Reiz beinhaltet Wahrnehmung, sinnliche Wahrnehmung. Bevor der Sex losstürmt, muss die aufnehmende Sinnlichkeit verweilen können. Zwar steht zwischen Sensualität und Sexualität wie José Bergamín zurecht bemerkt (40) , nur ein X als Unterschied, das die zu bestimmende Unbekannte ist. Aber um diese Gleichung aufzulösen, will die Sinnlichkeit bekannt sein und gelebt werden. Eine Sinnlichkeit, die Göttinnen und Perchten nicht ausschließt.

Das ist sicherlich nicht harmlos. Und zu einem solchen Fest gehört auch Mut. (41) Ein neapolitanisches Sprichwort sagt: "Wer Angst hat, sollte nicht mit einer schönen Frau ins Bett gehen." Diese Maxime gilt erst recht, wenn man sich mit Freija, Gaia, Nerthus, Brighid und Göttinnen ähnlichen Schlages einlässt. Der Essayist Luciano de Crescenzo beschrieb einmal, wie er Ende der vierziger Jahre eine futuristische Tast-Ausstellung besuchte, in der verschiedene Kunstobjekte und Skulpturen in Holzkisten verpackt waren, die man nur durch ein Loch in der Kiste ertasten durfte. Eine Skulptur trug den Titel "Erotik":

"Sie steckte in keinem Behälter, sondern stand unverhüllt auf einem Tisch mitten im Raum. Dabei handelte es sich um eine Gummiplatte, vielleicht vierzig mal vierzig Zentimeter groß und fünf Zentimeter dick, mit sechsunddreißig Löchern, die in sechs Reihen angeordnet waren. Ein wenig darunter ein Schild mit der Gebrauchsanweisung: 'Finger in irgendein Loch stecken, aber Vorsicht, in einem der Löcher befindet sich ein mit der Spitze nach oben gerichteter Nagel.' Ich überlegte nicht lange und steckte den Zeigefinger in das erstbeste Loch. Es war leer, und so untersuchte ich nacheinander alle weiteren Löcher, und mit jedem Loch wuchs meine Angst, mich zu stechen." Das sich in der gesamten Plastik gar kein Nagel befand, war dabei nicht das Entscheidende.

Ranke-Graves widmete am Ende seines Lebens der Ungewissheit und der Gefahr, die die Liebe zu Frau Holle beinhaltet, mehr als 500 Seiten Text. Das Werk eines Dichters ist in seinen Augen ein einziges Liebeslied an sie. (42) Ein Liebeslied, dass so wie das eingangs zitierte Lied von Oswald von Wolkenstein, das Körperliche umfasst. Wer liebt, liebt ganz. Aber auch wenn wir das Feiern von Beltaine als ein umfassendes Liebeslied betrachten, dann hat uns das nur wenige Schritte weiter gebracht. Wenn ich so mit Heiden rede, dann scheint mir hinter all den wohlfeilen Phrasen oft, dass sie Beltaine und seine Poesie nicht wirklich verstanden haben. Und als Autor dieses Aufsatzes muss ich gestehen, dass es bei mir nicht anders ist. Das Verständnis wird bei uns allen dauern, wie bei jeder Liebe. Do fraig amors adiuva me?

 Autor: Perchtenpracht

  1. Diese Sammlung an Assoziationen ist aus einer männlichen Perspektive geschrieben worden. Das liegt nahe, wenn ein Mann über solche Themen wie Liebe und Sex schreibt. Welche Charakteristika Frauen mit der Walpurgisnacht in Verbindung bringen, welchen Blick sie auf Beltaine (Beltane) haben, mag der Aufsatz nicht beantworten. Das ist ihre Domäne.
  2. "Mille Schenna" von Oswald von Wolkenstein.
  3. Brief an die Korinther 13,1 - 14 (sog. "Hohelied der Liebe")
  4. "Es ist bekannt, daß allgemein in Deutschland ein jährlicher hauptauszug der hexen auf die erste mainacht (Walpurgis) angesetzt wird, d.h. in die zeit eines opferfestes und der alten maiversammlung des volks. Am ersten mai wurden noch lange jahrhunderte vorzugsweise die ungebotnen gerichte gehalten, auf diesen tag fiel das fröhliche maireiten, das anzünden des heiligen feuers: der tag ist einer der herhsten des ganzen heidenthums." Jakob Grimm: "Deutsche Mythologie"; Frankfurt a.M. / Berlin 1981; cap. xxxiv, s. 878
  5. Wolf-Dieter Storl: "Pflanzen der Kelten"; Aurau 2002; S. 158. Leider nennt der Verfasser nicht die Originalquelle.
  6. Phillip Stubbes: "The Anatomy of Abuses...in Ailgna"; (1583), ed. F.V.Furnival (London, 1877-82), S. 149; zitiert nach A. T. Mann und Jane Lyle: "Mystische Sexualität"; Wettswil 1996; S. 36
  7. Profaner drückt es das Eingangsmotto eines Bestseller aus: "Stehn einmal Tisch und Bett bereit, verpaß nicht die Gelegenheit." Cf. Laura Esquivel: "Bittersüße Schokolade"; Frankfurt a.M.; 1994;
  8. W.E. Peuckert: "Der Blocksberg", Zeitschrift für deutsche Philologie; 75/1956; S. 347-355
  9. Die Verwendung des Begriffs "Venusberg" ist Anfang des 15. Jahrhundert zu ersten Mal schriftlich belegt.
  10. Heinrich Heine: "Elementargeister"
  11. Oder auch in den der Göttin Diana, der Herrin des Waldes, die weiße Dame usw. Das hier verschiedene Göttinnen in ähnlichen Zusammenhängen genannt werden, bedeutet nicht, dass es sich hier um ein und dieselbe (universell erscheinende) Person unter verschiedenen Namen handelt, wie Vertreter aus Wicca-Traditionen gerne vorschnell folgern. Wir folgern ja auch nicht aus der Existenz ähnlicher Verehrungspraktiken bei Königen, dass es sich in Wahrheit um immer dieselbe Person an verschiedenen Orten handelt.
  12. Zitiert nach Hans Peter Duerr: "Traumzeit - Über die Grenzen zwischen Wildnis und Zivilisation"; Frankfurt a.M. 1985; S. 43; Der Jurist Heinrich Kornmann, geb. zwischen 1570 u. 1580 in Kirchhain, gest. 1627 in Neustadt schrieb in seinem Werk "Mons Veneris", eine Geschichtensammlung über sexuelle Beziehungen zwischen Menschen und übernatürlichen Wesen, zum ersten mal ausführlich über das Drama um den Venusberg.
  13. Hans Peter Duerr: "Traumzeit - Über die Grenzen zwischen Wildnis und Zivilisation"; Frankfurt a.M. 1985; S. 56; so mancher Bericht gehörte wohl eher zu den Prahlereien von Reisenden und Studenten, die zugleich die Gastgeber unterhalten und beeindrucken wollen. Doch viele Berichte sind zu ausgedehnt, ihre Erzähler mussten unter der Pein der Folter zuviel erdulden, als dass sie in ihrer Ganzheit nur als Prahlerei abgetan werden können.
  14. Nigel Pennick: "Die heiligen Landschaften der Kelten"; Engerda 1998; S. 106
  15. Andrew Mans Prozessaussagen sind ein gutes Beispiel, wie die Inquisition die Erlebnisse mit der Quene of Elphen in eine Begegnung mit dem Teufel uminterpretierte. Siehe Hans Peter Duerr: "Traumzeit - Über die Grenzen zwischen Wildnis und Zivilisation"; Frankfurt a.M. 1985; S. 23 ff
  16. Robert von Ranke-Graves: "Die weiße Göttin - Sprache des Mythos"; Hamburg 1990; S. 520 ff.
  17. W. Crecelius: "Frau Holda und der Venusberg"; Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde; 1853; S. 273 ff.; zitiert nach Hans Peter Duerr: "Traumzeit - Über die Grenzen zwischen Wildnis und Zivilisation"; Frankfurt a.M. 1985; S. 241. Breulls Venusberg war "die Hardeck" bei Büdingen.
  18. Michael Crichton: "Der 13te Krieger - Schwarze Nebel"; München 1994; S. 142; Die Fiktion der skandinavischen Erlebnisse von Ibn Fadlan mit den "Eaters of the Dead" beeinträchtigt nicht die mythologische Atmosphäre, die Chrichton eingefangen hat.
  19. Hans Peter Duerr: "Traumzeit - Über die Grenzen zwischen Wildnis und Zivilisation"; Frankfurt a.M. 1985; S. 240
  20. So sagt man zumindest. Strenggenommen wissen wir das jedoch nicht. Denn bei den vielen, die im Mittelalter aus irgendwelchen Gründen verschwunden sind, ist natürlich nicht bekannt, warum sie verschwanden. Und die, die auf immer von den Elfen entführt wurden, haben natürlich auch keinen Bericht verfasst.
  21. Paul Herrmann: "Deutsche Mythologie"; Berlin 1996,; S. 128
  22. Hans Peter Duerr: "Traumzeit - Über die Grenzen zwischen Wildnis und Zivilisation"; Frankfurt a.M. 1985; S. 359
  23. Bekanntlich war den keltischen Fruchtbarkeitsgöttinnen die Bache heilig.
  24. Hans Peter Duerr: "Traumzeit - Über die Grenzen zwischen Wildnis und Zivilisation"; Frankfurt a.M. 1985; S. 249
  25. Hans Peter Duerr: "Traumzeit - Über die Grenzen zwischen Wildnis und Zivilisation"; Frankfurt a.M. 1985; S. S. 64 - 66, S. 241 und S. 355 - 357
  26. Zitat nach: Hans Peter Duerr: "Traumzeit - Über die Grenzen zwischen Wildnis und Zivilisation"; Frankfurt a.M. 1985; S. 377
  27. Hans Peter Duerr: "Traumzeit - Über die Grenzen zwischen Wildnis und Zivilisation"; Frankfurt a.M. 1985; S. 377
  28. "striga" (lateinisch): weibliche Hexe. Ursprünglich Bedeutung: "Eule"
  29. Am Leben und Wirken des Predigers Johannes Nider lässt sich die innerkirchliche Kontroverse der Katholiken allzu gut nachvollziehen: Werner Tschacher: "Der Formicarius des Johannes Nider von 1437/38. Studien zu den Anfängen der europäischen Hexenverfolgungen im Spätmittelalter"; Aachen 2000
  30. Hans Peter Duerr: "Traumzeit - Über die Grenzen zwischen Wildnis und Zivilisation"; Frankfurt a.M. 1985; S. 22-28 und 33-38. In der Geschichte der jüdischen und christlichen Theologie ist dabei die Einschätzung, woher der sexuelle Impuls jener Wesen kommt, wesentlich komplexer als nur die populäre Diagnose, sie seine willfährige Diener des Teufels. Augustinus erwähnt in seinem Gottesstaat den Glauben, dass die Dämonen von den Leidenschaften und Lastern der Menschen angesteckt worden seien. José Bergamín bemerkt in seinem Essay "Des Teufels Bedeutung", dass gemäß der apokryphen Schrift "Henoch" die entscheidende Sünde der gefallenen Engel, die sie zu Dämonen machte, darin bestand, dass sie sich in Frauen verliebten. Vergl.: José Bergamín: "Des Teufels Bedeutung"; in: Lettre International; Nr. 59 IV/2002; S. 66
  31. Hexe Thea: "Hexenzauber für die Liebe"; München 2000; S.10 ff.
  32. Erica Jong: "Warum ich gerne eine Hexe wäre", S. 64; in: Erica Jong: "Der Buddha im Schoß - Über Sex, Macht und Literatur"; Hamburg 2000; S.59 - 68
  33. Elisabeth Badinter: "Ich bin Du - Auf dem Weg in die androgyne Gesellschaft; München 1987
  34. Enrico Maliza: "Das Hexenrezeptbuch"; München 2000; S. 287
  35. Robert von Ranke-Graves: "Die weiße Göttin - Sprache des Mythos"; Hamburg 1990; S. 26 ff.
  36. Für Ranke-Graves, Vorläufer der Wicca-Tradition und Gefolgsmann der Theorien von Margaret Murray bezieht sich dieses Possesiv-Pronomen immer auf ein und dieselbe, also identische Person. Diese universalistische Interpretation ist weder sinnvoll noch nötig. Für den, der eine Frau liebt, und sei es auch eine Göttin, ist diese immer DIE Frau. Unabhängig von der Frage, ob in ihrer Erscheinung auch alle anderen Frauen vereinigt sind oder nicht und unabhängig davon, ob er auch noch andere Frauen liebt.
  37. Hans Peter Duerr: "Traumzeit - Über die Grenzen zwischen Wildnis und Zivilisation"; Frankfurt a.M. 1985; S. 282
  38. Dazu zählt sicher auch die hölzern-idealistische Überhöhung in Richard Wagners Werk. Der Autor dieses Artikels mag Wagners Interpretation nicht. Er hält den dort geschilderten Konflikt für eine Exemplifizierung des von Klaus Theweleit beschriebenen (proto-)faschistischen Charakters. (vergl.: Klaus Theweleit: "Männerphantasien", Frankfurt a. M. 1977/1978). Außerdem kann er Wagner nicht leiden.
  39. Nigel Pennick: "Die heiligen Landschaften der Kelten"; Engerda 1998; S. 138 f.
  40. Vergl.: José Bergamín: "Des Teufels Bedeutung"; in: Lettre International; Nr. 59 IV/2002; S. 68
  41. Den nicht jeder hat. Der Preis ist ein fades Leben, wie diese Sage zum 1. Mai aus dem Aargau andeutet (aufgezeichnet 1856): "Vor etwa fünfzig Jahren lebte in Linn ein Bursche, der einem Mädchen im Dorfe Schinzach seit langem seine nächtlichen Besuche zu machen pflegte. Nur einmal verbot sie ihm die Mitternachtsstunde aufs Bestimmteste. Verdriesslich gieng der Liebhaber diesmal in die Stadt Brugg und blieb dorten bis spät im Wirthshause sitzen. Als er nach Mitternacht heimkehrte und durch den Wald, welcher Widacher heisst, hindurch kam, bemerkte er auf einem von Laubholz und Busch freien Platze unter einer Eiche viele Gestalten; und neugierig schlich er sich näher. Oben auf dem Eichbaum sass ein Spielmann und strich die Geige, unten verführte ein Haufen unbekannter Leute den tollsten Lärm. Jetzt griff ein Tänzer, der eine Hahnenfeder am Hute trug, in den Haufen der Weiber hinein und riss eine um den Baum herum. Der Bauernbursche meinte mit einemmale, diese Gestalt kennen zu sollen. Abermals tanzten die zwei hinter dem Baum vor; der Bursche erkannte in der Tänzerin seine Geliebte und entlief. Im Heimweg wurde es ihm deutlich, warum sie das ganze Jahr ihm offenes Haus gehalten und gerade heute ihn abgewiesen hatte: es war Walpurgis. Von nun an sah er sie nicht mehr; er starb unverheiratet. Jetzt noch, so versichert man, können Sonntagskinder an der gleichen Stelle des Widachers diesen berüchtigten Hexentanz sehen." Ernst Ludwig Rochholz: "Schweizersagen aus dem Argau"; Zürich; 1989; S.175; Zitiert nach: Kurt Lussi: "Im Reich der Geister und tanzenden Hexen - Jenseitsvorstellungen, Dämonen und Zauberglaube; Aarau 2002; S.239 ff.
  42. Als Erbe der Romantiker hat diese Liebe zu Frau Holle in seiner Vorstellung natürlich immer etwas Tragisches und Grausames, vielleicht auch deshalb, weil so mancher ihr gewidmeter Liebesbrief mit dem Verschwinden der alten Götter unbeantwortet blieb.

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