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Hans Schuhmacher Dasheilige Fest 2
28.04.2017, 09:55

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2. Der Kontext: Das "neue" neugermanische Heidentum

Auch die Ureinwohnerthese, für nationalistische, völkische und biologistisch-rassistische Ideologien typisch und funktional wichtig, findet sich bei Steinbock: "Als Eingeborene waren unsere Ahnen mit der Natur unserer Heimat seit vielen Generationen vertraut und fanden hier die Götter, die wirklich in ihr ... sind.... Die Götter, die in der Natur und den Menschen sind, haben sich mit ihnen gewandelt und ihrerseits die Menschen geformt und reifen lassen." (1)

Dieses erstaunliche Postulat, zu finden unter der Überschrift "Germanische Tradition", macht die wechselseitige Bindung zwischen Menschen, Territorium und "natürlicher Religion" (ich verwende hier Ulbrichs Terminologie, auch wenn Steinbock bzw. der ORD sie in dieser Deutlichkeit vermeiden) klar. Mensch A gehört aufgrund seiner genetischen Abstammung auf Territorium A und soll Pantheon A verehren. Alles ist Natur: die Menschen, die Götter, das Land. "Die Götter sind in der Natur und eins mit ihr." (2) Aber gibt es denn nicht nur eine Natur?

Mitnichten gibt es nur eine Natur! "Wir halten es deshalb für am besten, der Tradition unserer eingeborenen Ahnen zu folgen, die uns einen bewährten, organisch gereiften Weg zu den Göttern zeigt,' sie von fremden Einflüssen frei zu halten, authentisch fortzusetzen und aus ihrem eigenen Geist sinngetreu weiter zu entwickeln. Wir lehnen sowohl eine Vermischung mit Traditionen, die einer anderen Natur angehören, als auch willkürliche Deutungen oder eine Reduktion auf einzelne, aus dem Zusammenhang gerissene Elemente ab und üben das germanische Heidentum unverfälscht und vollständig aus." (3) (Hervorhebungen von mir)

Hier werden mehrere, unterschiedliche Naturen eindeutig postuliert. (Vergleiche dazu auch folgenden Abschnitt aus "Völkische Ideologie":Teil 4: Die Mystifizierung, verkleidet als Rationalität.) Menschen - sofern keine "Vermischung" vorliegt - gehören, so Steinbock bzw. der ORD, einer dieser gegeneinander abgrenzbaren Naturen an. Dadurch werden Menschen in Kollektivgruppen eingeteilt, die jeweils Eigenschaften und Merkmale aufweisen, die ihrerseits Eigenschaften und Merkmale der jeweiligen Einzel-Natur sind. Wäre dem nicht so, wären ja auch die "Naturen" nicht verschieden und voneinander abgrenzbar. Mit anderen Worten: Jede Einzel-Natur bringt jeweils ihre Menschen hervor, die daher als Kollektivgruppe ebenso verschieden von den Menschen anderer Naturen sind wie die Naturen, denen sie jeweils entstammen. Hier werden Rassen konstruiert, es spielt dabei keine Rolle, ob der Begriff "Rasse" explizit von Steinbock oder dem ORD verwendet wird oder nicht.

Rituale als Kern neugermanischer Traditionen?

All das soll nun "germanische Tradition" sein. Der ORD, mit dessen Auffassungen wir es hier zu tun haben, übt "das germanische Heidentum unverfälscht und vollständig aus." Anscheinend gehört das Konstruieren von Rassen ebenso dazu wie die metapolitische Strategie, dies in einem Buch über Rituale zu tun. Steinbock behauptet an vielen Stellen allen Ernstes die Identität von Auffassungen und Praxis des ORD mit dem germanischen Heidentum der vorchristlichen Zeit, wenn er auch, wie oben gesehen, einräumt, dass Auffassungen und Praxis des ORD eine "Weiterentwicklung" sind - allerdings eine sinngetreue und authentische. Die Praxis des ORD ist "traditionelles germanisches Heidentum in heutiger Zeit", vorgestellt und besprochen vom "Ewart" des ORD.

Diese Kontinuität bzw. Identität müsste Steinbock beweisen. Er behauptet sie jedoch nur, was niemanden überraschen wird, der sich jemals ernsthaft mit dem germanischen Altertum befasst hat. Aber auch ohne derartige Kenntnisse wird man leicht einsehen, wie absurd es ist, den Germanen der heidnischen Zeit einen Naturbegriff aus dem 19. Jahrhundert unterzuschieben. Dies tut Steinbock konsequent im gesamten Buch. Für seine Zwecke ist das auch notwendig, denn mit diesem Naturbegriff bzw. dessen rassenkonstruierender Variante der "verschiedenen Naturen" steht und fällt das gesamte Lehrgebäude des ORD. Dies betrifft durchaus auch die Götterlehre, denn die Götter sind ja "in der Natur und eins mit ihr".

Es wäre interessant, nachzufragen, wie Steinbock denn erklären will, dass z.B. in der sogenannten Älteren Edda Gottheiten als handelnde Personen auftreten, wenn sie doch angeblich "eins mit der Natur", also quasi eingezwängt in die jeweilige Einzel-Natur und von dieser letzten Endes ununterscheidbar sind. In den Menschen sind die Götter laut Steinbock ebenfalls. Dieser "Pseudo-Poly-Pantheismus" ist in mancherlei Hinsicht außerordentlich erheiternd, da er unter anderem impliziert, dass jedes ORD-Mitglied eine ganze Anzahl von Göttern "in sich" hat. Weder sind die uns in Schriftquellen erhaltenen Vorstellungen damit auch nur im Mindesten zu vereinbaren, noch haben etwa Homers Heroen Götter "in sich" - die zwar keine Germanen waren, aber zweifelsfrei Polytheisten des Altertums, deren Ethiksystem dem germanischen immerhin recht ähnlich ist, wie Autoren wie Alasdair McIntyre feststellen.

Für die Zwecke des ORD ist es jedoch bei weitem wichtiger, die "Natur", oder vielmehr die Einzel-Naturen, zu sanktifizieren. Dies verleiht einem rassenkonstruierenden Natur- (oder Naturen-) Begriff einen religiös-sakralen Charakter, und ist allem Anschein nach der wahre Kern des "traditionellen germanischen Heidentums in heutiger Zeit"

Steinbock zitiert zwar kurz den Religionswissenschaftler Bernhard Maier, aber im Grunde nur, um anführen zu können, dass Maier seine, Steinbocks, Auffassungen bezüglich heidnisch-germanischer Religiosität scheinbar teilt. Diese erscheint laut Maier "weniger als eine Sache der privaten und persönlichen Überzeugung als vielmehr des gemeinschaftlich und öffentlich vollzogenen Kults" (4) . Diese These Maiers ist für Steinbock wichtig, denn er behauptet: "Kult und Ritual sind ... nicht bloße "Äußerlichkeiten", auf die es weniger ankäme als auf die "innere Einstellung", und sie sind auch nicht nur ein Ausdruck der heidnischen Religion, wie ein Wort ein Gefühl ausdrückt. Vielmehr sind sie das Heidentum ... Das Wesen des Rituals ist das Wesen des Heidentums selbst ..." (5)

Rituale sind also nach Steinbock der Kern des Heidentums, und zwar gemeinschaftlich vollzogene Rituale. Das bedeutet, dass nicht eine Ethik, nicht eine bestimmte Form von Rationalität, nicht Handeln, und zwar sowohl alltägliches wie auch politisches Handeln der Kern des Heidentums sind, sondern Rituale. Dies soll für das zeitgenössische Heidentum ebenso gelten wie für das germanische Heidentum der vorchristlichen Zeit.

Bestätigt Maier wirklich Steinbocks Auffassungen? Er tut es nicht, wie zu erwarten war. Die Stelle, aus der Steinbock oben zitierte, lautet vollständig so: "Es scheint mir geraten, dass ... wir alle ein Recht (log) und eine Sitte (siðr) haben, denn das wird sich bewahrheiten: Zerreißen wir das Recht, zerreißen wir auch den Frieden. Mit diesen Worten warb nach der Darstellung des isländischen Historikers Ári Þorgilsson (1068 - 1148) der Gesetzessprecher Þorgeirr am Ausgang des 1. Jahrtausends erfolgreich für die allgemeine Annahme des Christentums auf Island. Bemerkenswert ist der hier zitierte Satz zunächst einmal deswegen, weil er einmal mehr das bei den Germanen auch sonst bezeugte Fehlen eines eigenen Wortes für "Religion" sowie die Unterordnung der damit bezeichneten Phänomene unter die Begriffe "Recht" und "Sitte" erkennen lässt. Wie im antiken Rom erscheint "Religion" also auch bei den Germanen weniger als eine Sache der individuellen und privaten Überzeugung, als vielmehr des gemeinschaftlich und öffentlich vollzogenen Kults, dessen Wirksamkeit man von der inneren Einstellung der Beteiligten unabhängig glaubte. Beachtung verdient der zitierte Satz aber auch deswegen, weil er die Forderung nach einer allgemeinverbindlichen Einheit von Recht, Religion und Politik zum Ausdruck bringt." (6)

Hieraus abzuleiten, Rituale seien der Kern des Heidentums, ist zumindest recht gewagt. Vielmehr legt die Zuordnung der heutzutage dem Bereich "Religion" zugeordneten Phänomene unter den Begriff siðr etwas ganz anderes nahe, nämlich eine derartige Zusammengehörigkeit sozialen, politischen und "religiösen" Denkens und Handelns, dass diese nicht begrifflich getrennt werden. Das sozial und politisch richtige Handeln und Verhalten ist auch das religiös richtige Handeln und Verhalten. Und es geht um Handeln und Verhalten, dessen Richtschnur siðr ist, nicht primär um Rituale.

Dieser Gegensatz verschärft sich, wenn man mit einbezieht, dass die Kultgemeinschaft der heidnischen Zeit auch die politische, soziale und ökonomische Gemeinschaft war. Eine Kultgemeinschaft wie der ORD hingegen ist eine Freizeitvereinigung. Weder wirtschaften die Mitglieder des ORD gemeinsam, noch sind sie Angehörige eines autonomen Gemeinwesens. Dies erklärt Steinbocks eigentümlichen Umgang mit dem Maier-Zitat: Damit sich der ORD als authentische Kultgemeinschaft in der Tradition des alten germanischen Heidentums darstellen kann, die das "germanische Heidentum unverfälscht und vollständig" praktiziert, muss das Ritual an die zentrale Stelle gerückt werden.

Es gibt selbstverständlich einen weiteren Grund dafür, dass Steinbock dem Ritual diese zentrale Stellung zuweist. Wir haben oben gesehen, welche Art von Inhalten Steinbock metapolitisch in seinem Ritual-Buch transportiert. Glaubt ihm der Leser seine Authentizitätsbehauptung (und immerhin zitiert er ja einen Religionswissenschaftler, der - scheinbar - mit ihm übereinstimmt), dann glaubt er auch Steinbocks Konstruktionen in Hinblick auf verschiedene Naturen, die jeweils ihre verschiedenen Völker hervorbringen. Er glaubt sie, weil Steinbock ihm weisgemacht hat, es handle sich um heidnisch-germanische Sichtweisen. Aber davon handelt das Buch nicht - es handelt von Ritualen. Im gesamten Buch sind metapolitisch vermittelte Inhalte, die Darstellung des ORD in der Weise, die wir oben kennen gelernt haben, und Ritualanleitungen so dicht miteinander verwoben, dass ein Leser, der nicht auf diesem Feld versiert ist, die Inhalte und die Darstellung des ORD schluckt, wenn er sich mit den Ritualen beschäftigt.

Das Ritual muss auch darum an die zentrale Stelle gerückt werden, weil ansonsten eine "germanische" Kultgemeinschaft keine "unpolitische" Organisation sein kann. Berna Kühne-Spicer hat sich eingehend mit diesem bemerkenswerten Anspruch des ORD befasst.

Der Odinic Rite Deutschland und seine britische Mutterorganisation

Wie zu erwarten war, enthält "Das heilige Fest" keinerlei Kritik an der britischen Mutterorganisation. Ich zitiere an dieser Stelle eine Übersetzung, die Berna Kühne-Spicer von einem Text des Odinic-Rite- England Protagonisten Heimgest angefertigt hat: Sowohl die "Linken" als auch die konservativen Lager wollen alle Vielfalt und die Grenzen zwischen Menschen auflösen und so ein Bastardvolk schaffen, eine menschliche Einheitssuppe, bei der es keine unverwechselbaren Merkmale mehr gibt, sie wollen die unverwechselbaren Kulturen, Begabungen, Traditionen etc. zerstören und eine khakifarbene Menschenmasse einführen, deren Mitglieder keine Verbindung mehr zu ihren unverwechselbaren und vielfältigen Wurzeln haben, aus welchen einst voneinander verschiedene Volksgruppen hervorgingen und Bestand hatten."

So verschieden ist dies von den unterschiedlichen Naturen, die jeweils ihre Völker hervorbringen, nun wirklich nicht. Tatsächlich ist Heimgests Szenario der "khakifarbenen Menschenmasse" und der "menschlichen Einheitssuppe" das Resultat der Nichtachtung der Grenzen der "Naturen". Diese "Naturerkenntnis" ist, wie gesagt, das zentrale Element der Lehren auch des OR - Deutschland. "Der ORD ist aus dem britischen Odinic Rite hervorgegangen, von ihm aber sowohl organisatorisch als auch inhaltlich unabhängig. Natürlich sind wir uns in den großen Zielen einig, können aber in einzelnen Fragen und aktuellen Problemen verschiedene Standpunkte einnehmen." (7)

Neben zwei renommierten Fachwissenschaftlern, Bernhard Maier und Rudolf Simek, findet sich in Steinbocks Literaturliste auch Rudolf John Gorsleben und sein Werk "Hoch-Zeit der Menschheit". Gorsleben bemühte sich darum, "die Edda, die Veden und die Bibel "in ihrer Essenz (zu) erschließen und (zu) entjudisieren" (Ebd., S. XV)"12 Bei "Hoch-Zeit der Menschheit" handelt es sich um einen Klassiker der Ariosophie.

"Bereits bei seiner Gründung hat sich der Odinic Rite Deutschland von rechtsextremen und rassistischen Missdeutungen des germanischen Heidentums klar distanziert." (8) Eine Distanzerklärung gegenüber Gorsleben finde ich in "Das Heilige Fest" ebenso wenig wie eine solche gegen Heimgest. Sind deren Interpretationen also für Steinbock und den ORD vielleicht gar keine rechtsextremen oder rassistischen Missdeutungen des germanischen Heidentums? Ganz sicher sind Steinbocks Thesen für den ORD unproblematisch, er ist schließlich sein "Ewart".

Rezension von Kurt Oertel (Vorstandsmitglied des Eldaring e.V.)

Was hat nun Kurt Oertel zu alledem zu sagen? Der entscheidende Satz ist der folgende: "An dem Buch gibt es nichts, aber auch gar nichts, was missfällt."(9) Da man davon ausgehen muss, dass Kurt Oertel das Buch aufmerksam gelesen hat, teilt er selbst unmissverständlich mit, dass er Steinbocks Ausführungen gutheißt.

Was gefällt Oertel besonders? "... dass hier einige Dinge auf den Punkt gebracht werden, die schon lange einmal gesagt werden mussten und die auch so manchen praktizierenden Heiden nicht immer ganz klar sein dürften. Allzu oft wird nämlich heutiges (und somit christliches) Verständnis des Begriffs "Religion" auch auf das Heidentum angewandt, wie auch sonst die Versuchung stets groß ist, der mangelhaften Quellenlage wegen heutige spirituelle, magische und ökologische Wunschvorstellungen auf eine mythisch verbrämte Welt unserer Vorfahren zu projizieren. Mit dieser verbreiteten Unsitte, in die Quellen mehr hinein- als aus ihnen herauszulesen, bricht das Buch radikal." (10)

Oertel bezieht diese Äußerung, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt, auf den ersten Teil des Buches, die "Grundlagen", in denen Steinbock seine Argumentation zum Stellenwert des Rituals vorträgt. Mit dieser Argumentation haben wir uns oben befasst. Von entscheidender Wichtigkeit ist, dass Oertel Steinbocks Authentizitätsbehauptung nicht nur gutheißt und ihr zustimmt, sondern sie auch zu verwerfenden Projektionen und "Wunschvorstellungen" gegenüberstellt. Oertel erklärt die Germanen des Fritz Steinbock zu den wahren Germanen.

Eine wahrhaftige Blüte ist Oertels folgende Äußerung zum Thema ORD-Rituale: "Zudem ist hier insofern aufklärerischer Charakter zu erhoffen, als dass der Begriff "heidnische Rituale" in heutigem allgemeinem Sprachverständnis immer noch eher düstere Assoziationen gebiert. Dass deren Natur genau in entgegengesetzter Richtung liegt, nämlich in einer sehr lichtvollen Erhebung nach Höherem, wird in dem Buch ganz und gar deutlich." (11)

Oertel weiter: "Teil 3 "Gemeinschaft" stellt am Beispiel des ORD dar, nach welchen Prinzipien, Ordnungen und Idealen eine heutige heidnische Gemeinschaft funktionieren und arbeiten kann. Hier erfährt man vieles über Geschichte, Aufbau, Mitgliedschaft und Organisation, vor allem aber auch darüber, was es dort nicht gibt, nämlich autoritäre Licht- und Führergestalten oder abenteuerliche dogmatische Lehren und Vorgaben, wie sie mancherorts durch ein eher biblisches Verständnis von "Glaube, Volks- und Priestertum" immer noch virulent sind, und die dem Heidentum bis heute so großen Schaden zufügen. Insofern sollte diese transparente Darstellung des ORD auch dem Vorurteil entgegenwirken, wir zeitgemäße heidnische Gemeinschaften seien "Sekten". Auf diesen Effekt aber kann man lediglich hoffen - sind doch fast alle bisherigen Darstellungen von Asatru in den Medien vor allem durch die krampfhafte Suche nach Indizien zur Stützung der eigenen Vorurteile geprägt." (12)

Oertel erteilt hier nicht nur dem ORD quasi seinen Segen, er steigt auch auf das oben aufgezeigte Manöver ein, Organisationen der alten Heidenszene (Beispiel GGG) in einer bestimmten Art und Weise darzustellen, um den ORD dadurch gleichzeitig aufzuwerten, als "unbedenklich" erscheinen zu lassen und dessen Authentizitätsbehauptung zu stützen. Gleichzeitig soll aber freilich auch der Eldaring e.V. davon profitieren, denn je mehr man den ORD aufwertet, wenn man mit ihm zusammenarbeitet und ihm so beipflichtet, wie Oertel das tut, in desto hellerem Licht erstrahlt auch der Eldaring e.V..

Kurt Oertels Rezension endet folgendermaßen: "Während der erste Blick das Werk in den Bereich des reinen "Praxis- und Ritualbuches" - und damit als nur für spezielle Rezipienten geeignet - verweisen mag, weitet der zweite Blick diesen Eindruck beträchtlich: bei aller Konzentration auf rituelle Praxis bietet es doch eine solche Fülle von Informationen zum Verständnis des innersten Kerns vorchristlichen Religionsverständnisses, dass es auf Grund dessen eine gänzlich neue Definition des Begriffs "Grundlagenwerk" erfüllen könnte. Zwar werden hier nicht zum unzähligsten Male Göttermythen oder ihre "Auslegung" vorgestellt, aber gerade in dem radikalen Verlassen dieser Ebene, mit der man bislang immer viele Seiten füllen konnte, liegt der Reiz. Und gerade durch jeglichen Verzicht auf historische und mystische Phantastereien geht Fritz Steinbock einen mutigen Schritt voran und stellt damit einen grundsätzlichen und lange überfälligen Alternativentwurf vor, der gerade bezüglich unseres ursprünglichen Religionsverständnisses jenseits aller esoterischen Interpretationen und Wunschvorstellungen modellhaft sein dürfte." (13)

Rezension in der "Jungen Freiheit"

Der Rezensent der Jungen Freiheit meint: "Für einen praktizierenden Heiden ungewöhnlich ist, daß sich Steinbocks präzisen und sowohl von dünkelhaftem Guru-Gehabe wie von "Deutschtümelei" gänzlich freien Ausführungen auf dem heutigen Stand sprach- und religionswissenschaftlicher Forschungen bewegen. Besonders der Grundlagenteil ist auch für Nichtheiden von Interesse: In ihm bestimmt Steinbock das Heidentum nicht in erster Linie inhaltlich, etwa als Naturreligion oder als Polytheismus (was es natürlich auch ist), sondern methodisch und strukturell: als Erfahrungsreligion, die keine festgelegten "Glaubenswahrheiten" - ein Widerspruch in sich - voraussetzt, sowie als Lebensform, "forn sidr", die "Alte Sitte" nach dem Selbstverständnis mittelalterlicher Nordgermanen. Ausgehend hiervon beschreibt Steinbock das altgermanische eher von Treue und Verwandtschaft statt von Demut geprägte Verhältnis zu den Göttern und zieht die Linien zur Gegenwart." (14)

Bemerkenswert ist hier vor allem, dass der Rezensent sich ebenso wie Steinbock und Oertel auf Organisationen der alten Heidenszene einschießt und den ORD im Gegensatz zu diesen aufwertet. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Kurt Oertel scheinen jedenfalls keinerlei Bedenken zu kommen, sein Lob auf ein Buch aufrecht zu erhalten, das einem Rezensenten der Jungen Freiheit so gut gefällt. Da wir gerade dabei sind: Auch der ORD scheint Lob seitens der Jungen Freiheit keinesfalls zum Anlass zu nehmen, sich etwa von dieser in irgend einer Form abzugrenzen.

Kurzbeschreibung des Verlags

Die Kurzbeschreibung des herausgebenden Verlags liest sich wie folgt:

"Traditionelles germanisches Heidentum ist auch in heutiger Zeit - wie in den Tagen der alten Germanen und Wikinger - kein theoretischer Glaube, sondern eine Religion ritueller Praxis. In unseren Ritualen feiern wir den Kreislauf der Natur und des Lebens, danken den Göttern für ihre Gaben, begegnen ihnen und feiern mit ihnen ein heiliges Fest. Fritz Steinbock (Asfrid, ORD) ist Journalist und Schriftsteller, Gründungsmitglied und zweiter Vorsitzender der traditionellen Heidengemeinschaft Odinic Rite Deutschland e.V. (ORD) und als ihr "Ewart" der Hauptverantwortliche für ihr Ritualwesen. Er beschreibt nicht nur die jahreszeitlichen Feste des ORD, die Feiern zu Geburt, Mündigkeit, Hochzeit und Bestattung, Rituale zu Ehren einzelner Götter und für verschiedene Lebenssituationen, Gebete, Weihungen und vieles mehr in praktischen Beispielen mit alten und neuen Texten, sondern erklärt auch die Geisteshaltungen und Motive, die hinter den Ritualen stehen, und gibt so einen Einblick in Wesen und Geist des germanischen Heidentums insgesamt. Denn der Geist heidnischer Religion ist der Geist des Rituals." (15)

Erwartungsgemäß bewegt der Herausgeber sich in vollkommenem Einklang mit Steinbock. Seine Einschätzung wurde von zahlreichen Websites übernommen, von der Heidenszene bis hin zu den großen Online-Versandbuchhändlern.

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Das heilige Fest - Ein Grundlagenwerk?


Fußnoten:
(1)ebd., S.224 . Dieses Zitat stammt aus einem Grundsatzpapier, das der Vorstand des ORD im Mai 2001 beschlossen hat und das Steinbock S. 221 ff. referiert.
(2)ebd., S.222. Grundsatzpapier Vorstand ORD.
(3)ebd., S. 224. Grundsatzpapier Vorstand ORD.
(4)ebd., S. 19
(5)ebd.
(6)Maier, Bernhard: Die Religion der Germanen. München 2003, S.32
(7)Steinbock, Das heilige Fest, S. 218
(8)Gugenberger, Eduard und Schweidlenka, Roman: Mutter Erde. Magie und Politik. Zwischen Faschismus und neuer Gesellschaft. Wien 1986, S. 94, Anmerkung 164
(9)Steinbock, Das heilige Fest, S. 219
(10)http://www.eldaring.de/modules.php?name=News&file=article&sid=248
(11)ebd.
(12)ebd.
(13)ebd.
(14)http://www.jf-archiv.de/archiv05/200545110454.htm
(15)http://www.forn-leid.de/buecher.html

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