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Heinrich Heine Elementargeister 9
28.04.2017, 09:55

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Elementargeister

von Heinrich Heine (veröffentlicht 1837)


Venusberg und Tannhäuser

Das oben erwähnte Werk von Kornmann, Mons Veneris, oder der Venus Berg, ist die wichtigste Quelle für das ganze Thema welches ich hier behandle. Es ist schon lange her, daß es mir mahl zu Augen gekommen, und nur aus früherer Erinnerung kann ich darüber berichten. Aber es schwebt mir noch immer im Gedächtniß, das kleine etwa dritthalbhundert Seiten enthaltende Büchlein, mit seinen lieblichen alten Lettern es mag wohl um die Mitte des 17ten Jahrhunderts gedruckt seyn. Die Lehre von den Elementargeistern ist darinn aufs bündigste abgehandelt, und daran schließt der Verfasser seine wunderbaren Mittheilungen über den Venusberg. Eben nach dem Beyspiele Kornmanns, habe auch ich bey Gelegenheit der Elementargeister von der Transformazion; der altheidnischen Götter sprechen müssen. Diese sind keine Gespenster, denn, wie ich mehrmals angeführt, sie sind nicht todt; sie sind unerschaffene, unsterbliche Wesen, die nach dem Siege Christi sich zurückziehen mußten in die unterirdische Verborgenheit, wo sie mit den übrigen Elementargeistern zusammenhausend, ihre dämonische Wirthschaft treiben. Am eigenthümlichsten, romantisch wunderbar, klingt im deutschen Volke die Sage von der Göttinn Venus, die, als ihre Tempel gebrochen wurden, sich in einen geheimen Berg flüchtete, wo sie mit dem heitersten Luftgesindel, mit schönen Wald- und Wassernymphen, auch manchen berühmten Helden, die plötzlich aus der Welt verschwunden, das abentheuerlichste Freudenleben führt. Schon von weitem, wenn du dem Berge nahest, hörst du das vergnügte Lachen und die süßen Cytherklänge, die sich wie eine unsichtbare Kette um dein Herz schlingen, und dich hineinziehen in den Berg. Zum Glück, unfern des Eingangs, hält Wache ein alter Ritter, geheißen der getreue Eckhart; er steht gestützt auf seinem großen Schlachtschwert, wie eine Bildsäule, aber sein ehrliches eisgraues Haupt wackelt beständig und er warnt dich betrübsam vor den zärtlichen Gefahren die deiner im Berge harren. Mancher ließ sich noch bey Zeiten zurückschrecken, mancher hingegen überhörte die meckernde Stimme des alten Warners, und stürzte blindlings in den Abgrund der verdammten Lust. Eine Weile lang gehts gut. Aber der Mensch ist nicht immer aufgelegt zum Lachen, er wird manchmal still und ernst, und denkt zurück in die Vergangenheit; denn die Vergangenheit ist die eigentliche Heimath seiner Seele, und es erfaßt ihn ein Heimweh nach den Gefühlen die er einst empfunden hat, und seyen es auch Gefühle des Schmerzes. So erging es namentlich dem Tannhäuser, nach dem Berichte eines Liedes, das zu den merk würdigsten Sprachdenkmalen gehört, die sich im Munde des deutschen Volkes erhalten. Ich las das Lied zuerst in dem erwähnten Werke von Kornmann. Diesem hat es Prätorius fast wörtlich entlehnt, aus dem "Blocksberg" von Prätorius haben es die Sammler des "Wunderhorns" abgedruckt, und erst nach einer vielleicht fehlerhaften Abschrift aus letzterem Buche muß ich das Lied hier mittheilen:

Nun will ich aber heben an,
Vom Tannhäuser wollen wir singen,
Und was er Wunders hat gethan,
Mit Frau Venussinnen.

Der Tannhäuser war ein Ritter gut
Er wollt' groß Wunder schauen;
Da zog er in Frau Venus Berg,
Zu andern schönen Frauen.v

"Herr Tannhäuser, Ihr seyd mir lieb,
Daran sollt Ihr gedenken,
Ihr habt mir einen Eid geschworen,
Ihr wollt nicht von mir wanken."

"Frau Venus, ich hab es nicht gethan,
Ich will dem widersprechen,
Denn niemand spricht das mehr als Ihr,
Gott helf mir zu den Rechten."

"Herr Tannhäuser, wie saget Ihr mir!
Ihr sollet bey uns bleiben,
Ich geb Euch meiner Gespielen ein,
Zu einem ehlichen Weibe."

"Nehme ich dann ein ander Weib,
Als ich hab' in meinem Sinne,
So muß ich in der Höllenglut,
Da ewiglich verbrennen."

"Du sagst mir viel von der Höllenglut,
Du hast es doch nicht befunden;
Gedenk' an meinen rothen Mund,
Der lacht zu allen Stunden."

"Was hilft mir Euer rother Mund,
Er ist mir gar unmehre,
Nun gieb mir Urlaub, Frau. Venus zart,
Durch aller Frauen Ehre."

"Herr Tannhäuser wollt Ihr Urlaub han,
Ich will Euch keinen geben;
Nun bleibet edler Tannhäuser zart,
Und frischet Euer Leben."

"Mein Leben ist schon worden krank,
Ich kann nicht länger bleiben,
Gebt mir Urlaub, Fraue zart,
Von Eurem stolzen Leibe."

"Herr Tannhäuser nicht sprecht also,
Ihr seyd nicht wohl bey Sinnen,
Nun laßt uns in die Kammer gehn,
Und spielen der heimlichen Minnen.

"Eure Minne ist mir worden leid;
Ich hab' in meinem Sinne,
O Venus, edle Jungfrau zart,
Ihr seyd eine Teufelinne.

"Tannhäuser, ach, wie sprecht Ihr so.
Bestehet Ihr mich zu schelten?
Sollt' Ihr noch länger bey uns seyn,
Des Worts müßt Ihr entgelten.

Tannhäuser wollt Ihr Urlaub han,
Nehmt Urlaub von den Greisen,
Und wo Ihr in dem Land umfahren,
Mein Lob das sollt Ihr preisen."

Der Tannhäuser zog wieder aus dem Berg,
In Jammer und in Reuen:
Ich will gen Rom in die fromme Stadt,
All auf den Pabst vertrauen.

Nun fahr ich fröhlich auf die Bahn,
Gott muß es immer walten,
Zu einem Pabst, der heißt Urban,
Ob er mich wolle behalten.

"Herr Pabst, Ihr geistlicher Vater mein,
Ich klag Euch meine Sünde,
Die ich mein Tag begangen hab,
Als ich Euch will verkünden:

Ich bin gewesen ein ganzes Jahr,
Bey Venus einer Frauen,
Nun will ich Beicht und Buß empfahn,
Ob ich möcht Gott anschauen."

Der Pabst hat einen Stecken weiß,
Der war von dürrem Zweige:
"Wann dieser Stecken Blätter trägt,
Sind dir deine Sünden verziehen."

"Sollt ich leben nicht mehr denn ein Jahr,
Ein Jahr auf dieser Erden,
So wollt ich Reu' und Buß empfahn,
Und Gottes Gnad' erwerben."

Da zog er wieder aus der Stadt,
In Jammer und in Leiden:
Maria Mutter, reine Magd,
Muß ich mich von dir scheiden,

So zieh' ich wieder in den Berg,
Ewiglich und ohne Ende,
Zu Venus meiner Frauen zart,
Wohin mich Gott will senden.

"Seyd willkommen, Tannhäuser gut,
Ich hab' Euch lang entbehret,
Willkommen seyd, mein liebster Herr,
Du Held mir treu bekehret."

Darnach wohl auf den dritten Tag,
Der Stecken hub an zu grünen,
Da sandt man Boten in alle Land,
Wohin der Tannhäuser kommen.

Da war er wieder in dem Berg,
Darinnen sollt er nun bleiben,
So lang bis an den jüngsten Tag,
Wo ihn Gott will hinweisen.

Das soll nimmer kein Priester thun,
Dem Menschen Mißtrost geben,
Will er denn Buß und Reu empfahn,
Die Sünde sey ihm vergeben.

Ich erinnere mich, als ich zuerst dieses Lied las, in dem erwähnten Buche von Kornmann, überraschte mich zunächst der Contrast seiner Sprache mit der pedantisch verlateinisirten, unerquicklichen Schreibart des 17ten Jahrhunderts worin das Buch abgefaßt. Es war mir als hätte ich in einem dumpfen Bergschacht plötzlich eine große Goldader entdeckt, und die stolzeinfachen, urkräftigen Worte stralten mir so blank entgegen, daß mein Herz fast geblendet wurde von dem unerwarteten Glanz. Ich ahnte gleich, aus diesem Liede sprach zu mir eine wohlbekannte Freudenstimme; ich vernahm darin die Töne jener verketzerten Nachtigallen, die, während der Passionszeit des Mittelalters, mit gar schweigsamen Schnäblein sich versteckt halten mußten, und nur zuweilen, wo man sie am wenigsten vermuthete, etwa gar hinter einem Klostergitter, einige jauchzende Laute hervorflattern ließen. Kennst du die Briefe von Heloise an Abelard? Nächst dem hohen Liede des großen Königs (ich spreche nicht von König Ludwig, sondern im Gegentheil von König Salomo) kenne ich keinen flammenderen Gesang der Zärtlichkeit als das Zweygespräch zwischen Frau Venus und dem Tannhäuser. Dieses Lied ist wie eine Schlacht der Liebe und es fließt darinn das rotheste Herzblut.

Das eigentliche Alter des Tannhäuserlieds wäre schwer zu bestimmen. Es existirt schon in fliegenden Blättern vom ältesten Druck. Ein junger deutscher Dichter, Herr Bechstein, welcher sich freundlichst in Deutschland daran erinnerte, daß, als ich ihn in Paris bey meinem Freunde Wolff sah, jene alten fliegenden Blätter das Thema unserer Unterhaltung bildeten, hat mir dieser Tage eins derselben, betitelt "das Lied von dem Danheüser" zugeschickt. Nur die größere Alterthümlichkeit der Sprache hielt mich davon ab, an der Stelle der obigen jüngeren Version, diese ältere mitzutheilen. Die ältere enthält viele Abweichungen und trägt, nach meinem Bedünken, einen weit poetischeren Charakter.

Durch Zufall erhielt ich ebenfalls unlängst eine Bearbeitung desselben Liedes, wo kaum der äußere Rahmen der älteren Versionen beybehalten worden, die inneren Motive jedoch aufs sonderbarste verändert sind. In seiner älteren Gestalt ist das Gedicht unstreitig viel schöner, einfacher und großartiger. Nur eine gewisse Wahrheit des Gefühls hat die erwähnte jüngere Version mit demselben gemein und da ich gewiß das einzige Exemplar besitze, das davon existirt, so will ich auch diese hier mittheilen:

Ihr guten Christen laßt Euch nicht
Von Satans List umgarnen!
Ich sing' Euch das Tannhäuserlied
Um Eure Seelen zu warnen.

Der edle Tannhäuser, ein Ritter gut,
Wollt Lieb und Lust gewinnen,
Da zog er in den Venusberg,
Blieb sieben Jahre drinnen.

"Frau Venus, meine schöne Frau,
Leb wohl, mein holdes Leben!
Ich will nicht länger bleiben bey dir,
Du sollst mir Urlaub geben."

"Tannhäuser, edler Ritter mein,
Hast heut mich nicht geküsset;
Küss' mich geschwind, und sage mir:
Was du bey mir vermisset?

Hab' ich nicht den allersüßesten Wein
Tagtäglich dir kredenzet?
Und hab' ich nicht mit Rosen dir
Tagtäglich das Haupt bekränzet?"

"Frau Venus, meine schöne Frau,
Von süßem Wein und Küssen
Ist meine Seele worden krank;
Ich schmachte nach Bitternissen.

Wir haben zuviel gescherzt und gelacht,
ich sehne mich nach Thränen,
Und statt mit Rosen möcht ich mein Haupt
Mit spitzigen Dornen krönen."

"Tannhäuser, edler Ritter mein,
Du willst dich mit mir zanken;
Du hast geschworen viel tausendmal,
Niemals von mir zu wanken.

Komm laß uns in die Kammer gehn,
Zu spielen der heimlichen Minne;
Mein schöner lilienweißer Leib
Erheitert deine Sinne."

"Frau Venus, meine schöne Frau,
Dein Reitz wird ewig blühen;
Wie viele einst für dich geglüht,
So werden noch viele glühen.

Doch denk' ich der Götter und Helden die einst
Sich zärtlich daran geweidet,
Dein schöner liljenweißer Leib,
Er wird mir schier verleidet.

Dein schöner liljenweißer Leib
Erfüllt mich fast mit Entsetzen,
Gedenk' ich, wie viele werden sich
Noch späterhin dran ergetzen!"

"Tannhäuser, edler Ritter mein,
Das sollst du mir nicht sagen,
Ich wollte lieber du schlügest mich,
Wie du mich oft geschlagen.

Ich wollte lieber du schlügest mich,
Als daß du Beleidigung sprächest,
Und mir, undankbar kalter Christ,
Den Stolz im Herzen brächest.

Weil ich dich geliebet gar zu sehr,
Nun hör' ich solche Worte -
Leb wohl, ich gebe Urlaub dir,
Ich öffne dir selber die Pforte."

Zu Rom, zu Rom, in der heiligen Stadt,
Da singt es und klingelt und läutet;
Da zieht einher die Prozession,
Der Pabst in der Mitte schreitet.

Das ist der fromme Pabst Urban,
Er trägt die dreyfache Krone,
Er trägt ein rothes Purpurgewand,
Die Schleppe tragen Barone.

"O heilger Vater, Pabst Urban,
Ich laß dich nicht von der Stelle,
Du hörst zuvor mir Beichte an,
Du rettest mich von der Hölle!"

Das Volk es weicht im Kreise zurück,
Es schweigen die geistlichen Leder:
Wer ist der Pilger bleich und wüst,
Vor dem Pabste kniet er nieder?

"O heilger Vater, Pabst Urban,
Du kannst ja binden und lösen,
Errette mich von der Höllenqual
Und von der Macht des Bösen.

Ich bin der edle Tannhäuser genannt,
Wollt Lieb und Lust gewinnen,
Da zog ich in den Venusberg,
Blieb sieben Jahre drinnen.

Frau Venus ist eine schöne Frau,
Liebreitzend und anmuthreiche;
Die Stimme ist wie Blumenduft,
Wie Blumenduft so weiche.

Wie der Schmetterling flattert um eine Blum',
Den zarten Duft zu nippen,
So flatterte meine Seele stets
Um ihre Rosenlippen.

Ihr edles Gesicht umringeln wild
Die blühend schwarzen Locken;
Schau'n dich die großen Augen an,
Wird dir der Athem stocken.

Schau'n dich die großen Augen an,
So bist du wie angekettet;
Ich habe nur mit großer Noth
Mich aus dem Berg gerettet.

Ich hab' mich gerettet aus dem Berg,
Doch stets verfolgen die Blicke
Der schönen Frau mich überall,
Sie winken: komm' zurücke!

Ein armes Gespenst bin ich am Tag,
Des Nachts mein Leben erwachet,
Dann träum' ich von meiner schönen Frau,
Sie sitzt bey mir und lachet.

Sie lacht so gesund, so glücklich, so toll,
Und mit so weißen Zähnen!
Wenn ich an dieses Lachen denk',
So weine ich plötzliche Thränen.

Ich liebe sie mit Allgewalt,
Nichts kann die Liebe hemmen!
Das ist wie ein wilder Wasserfall,
Du kannst seine Fluten nicht dämmen;

Er springt von Klippe zu Klippe herab,
Mit lautem Tosen und Schäumen,
Und bräch' er tausendmal den Hals,
Er wird im Laufe nicht säumen.

Wenn ich den ganzen Himmel besäß',
Frau Venus schenkt' ich ihn gerne;
Ich gäb' ihr die Sonne, ich gäb' ihr den Mond;
Ich gäbe ihr sämmtliche Sterne.

Ich liebe sie mit Allgewalt,
Mit wildentzügelten Flammen -
Ist das der Hölle Feuer schon,
Und wird mich Gott verdammen?

O, heilger Vater, Pabst Urban,
Du kannst ja binden und lösen!
Errette mich von der Höllenqual
Und von der Macht des Bösen."

Der Pabst hub jammernd die Händ' empor,
Hub jammernd an zu sprechen:
"Tannhäuser, unglückselger Mann,
Der Zauber ist nicht zu brechen.

Der Teufel, den man Venus nennt,
Er ist der schlimmste von allen,v Erretten kann ich dich nimmermehr
Aus seinen schönen Krallen.

Mit deiner Seele mußt du jetzt
Des Fleisches Lust bezahlen,
Du bist verworfen, du bist verdammt
Zu ewigen Höllenqualen."

Der Ritter Tannhäuser er wandelt so rasch,
Die Füßen die wurden ihm wunde.
Er kam zurück in den Venusberg
Wohl um die Mitternachtstunde.

Frau Venus erwachte aus dem Schlaf,
Ist schnell aus Nm Bette gesprungen;
Sie hat mit ihrem weißen Arm
Den geliebten Mann umschlungen.

Aus ihrer Nase rann'das Blut,
Den Augen die Thränen entflossen;
Sie hat mit Thränen und Blut das Gesicht
Des geliebten Mannes begossen.

Der Ritter legte sich,in's Bett,
Er hat kein Wort gesprochen.
Frau Venus in die Küche' ging,
Um ihm eine Suppe zu kochen.

Sie gab ihm Suppe, sie gab ihm Brod,
Sie wusch seine wunden Füße,
Sie kämmte ihm'das struppige Haar,
Und lachte dabey so süße.

Tannhäuser, edler Ritter mein,
Bist lange ausgeblieben;
Sag an, in welchen Landen du dich
So lange herumgetrieben?

"Frau Venus, meine schöne Frau,
Ich hab in Welschland verweilet;
Ich hatte Geschäfte in Rom, und bin
Schnell wieder hierher geeilet.

Auf sieben Hügeln ist Rom gebaut,
Die Tiber thut dorten fließen;
Auch hab' ich in Rom den Pabst gesehn,
Der Pabst er läßt dich grüßen.

Auf meinem Rückweg sah ich Florenz,
Bin auch durch Mayland gekommen,
Und bin alsdann mit raschem Muth
Die Alpen hinaufgeklommen.

Und als ich auf dem Sanct-Gotthardt stand,
Da hört ich Deutschland schnarchen,
Es schlief da unten in sanfter Huth
Von sechs und dreyzig Monarchen.

In Schwaben besah ich die Dichterschul',
Doch thut's der Mühe nicht lohnen;
Hast du den größten von ihnen besucht,
Gern wirst du die kleinen verschonen.

Zu Frankfurt kam ich am Schabbes an,
Und aß dort Schalet und Klöse;
Ihr habt die beste Religion,
Auch lieb' ich das Gänsegekröse.

In Dresden sah ich einen Hund,
Der einst sehr scharf gebissen,
Doch fallen ihm jetzt die Zähne aus,
Er kann nur bellen und pissen.

Zu Weimar, dem Musenwittwensitz,
Da hört' ich viel Klagen erheben,
Man weinte und jammerte: Goethe sey todt
Und Eckermann sey noch am Leben!

Zu Potsdam vernahm ich ein lautes Geschreyv Was giebt es? rief ich verwundert.
"Das ist der Gans in Berlin, der liest
Dort über das letzte Jahrhundert."

Zu Göttingen blüht die Wissenschaft,
Doch bringt sie keine Früchte.
Ich kam dort durch in stockfinstrer Nacht,
Sah nirgendswo ein Lichte.

Zu Celle im Zuchthaus sah ich nur Hanoveraner - O Deutsche!
Uns fehlt ein Nazionalzuchthausv
Und eine gemeinsame Peitsche!

Zu Hamburg frug ich: warum so sehr
Die Straßen stinken thäten?
Doch Juden und Christen versicherten mir
Das käme von den Fleeten.

Zu Hamburg, in der guten Stadt,
Wohnt mancher schlechte Geselle;
Und als ich auf die Börse kam,
Ich glaubte ich wär' noch in Celle.

Zu Hamburg, in der guten Stadt,
Soll keiner mich wiederschauen!
Ich bleibe jetzt im Venusberg,
Bey meiner schönen Frauen."


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