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Lucas Corso Arun 02
28.04.2017, 09:55

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ARUN - Verlag Teil 2:

Kein Zufall: Ausgewählte Literatur vom rechten Rand

Die verschleierte, aber dennoch erkennbare völkische Ausrichtung des Weihnachtsbuches von Björn Ulbrich und Holger Gerwin, die im ersten Teil dieser Artikelreihe vorstellt wird, ist kein Zufall:

So warb der ARUN-Verlag im Herbstprogramm 2000 für die vierte Auflage des Romans von Russel McCloud: (Pseudonym) "Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo" mit den Worten:

"Das Buch ist mehr als nur ein Roman. Für den, der es zu deuten versteht, wird nichts mehr sein, wie es einmal war. Dafür sorgen die intensiven Recherchen des Autors über die in der Politik wirkenden esoterischen Geheimgesellschaften."

Zum Hintergrund: Die "Schwarze Sonne" ist ein in der neofaschistischen Szene verbreitetes Symbol, das schon seit der Bronzezeit in Mitteleuropa als Ornament genutzt wurde.(1) Seine bekannteste Form hat es in jener Gestalt, in der es im Bodenmosaik des "Gruppenführersaales" der Wewelsburg erstellt wurde. Diese Burg in der Nähe von Paderborn wurde1934 durch die SS gepachtet. Reichsführer Heinrich Himmler plante dort die SS-Führerschule aufzubauen. Für den Ausbau dieser "SS-Ordensburg" wurde eigens ein Aussenkommando des KZ Sachsenhausen gebildet. Zum Arbeitseinsatz kamen zunächst nur 300 Bibelforscher (Zeugen Jehova) aus dem KZ Wewelsburg-Niederhagen. Im weiteren Verlauf des Ausbaues wurde das Lager ein selbständiges Konzentrationslager, die Häftlingszahl wuchs auf etwa 1200 Personen. Viele der unterernährten Häftlinge starben an Erschöpfung und an der Folge von Misshandlungen. Die Wewelsburg war und ist ein beliebtes Ausflugsziel sowohl für SS-Veteranen als auch für esoterisch orientierte Faschisten und sie ist deshalb zentraler Bestandteil des Romans von Russel McCloud.

Der Journalist und Filmemacher Rüdiger Sünner, der spezialisiert ist auf den Mythos der "Schwarzen Sonne", beschreibt den Inhalt des Romans, der seit 1991 bei ARUN verlegt wird, folgendermaßen:

"(...) Der schlecht geschriebene und ungenau recherchierte Roman "Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo" von Russel McCloud, der die SS zu einem mystischen Orden hochstilisiert, der nur das beste für die Rettung des Abendlandes gegen Freimaurerei und US-Kapitalismus gewollt habe. Ein Journalist trifft in Tibet einen 91-jährigen ehemaligen SS-Führer, der ihn in den wahren Auftrag der Schutzstaffel einweiht. Vor 12 000 Jahren sei in Thule eine überlegene Hochkultur untergegangen, deren Überlebende in andere Weltteile geflohen seien, wo niedrigere Völker sie als Götter verehrt hätten. Dabei sei eine Spaltung der Thuleaner erfolgt: Die einen (die Anhänger von "Schamballah") seien dem Rausch der Macht erlegen und hätten ihre Untergebenen wie Tiere behandelt, während die anderen (die Anhänger von "Agarthi") die Menschen in ihr göttliches Wissen eingeweiht hätten, um sie höher zu entwickeln.

Aus dem Machtkampf dieser beiden Gruppen resultiere die gesamte Weltgeschichte. Auch Hitler und die SS seien insgesamt Jünger "Agarthis" gewesen, mit der Absicht, die Welt von den dunklen Kräften "Schamballahs" zu befreien. Nachdem der Kriegsausgang für Deutschland ungewiß wurde, habe man in der Wewelsburg noch eine letzte SS-Elitetruppe in dieses Mysterium eingeweiht und hinaus in die Welt (u.a. Tibet) geschickt, um zu späterer Zeit den "Agharti"-Auftrag im Zeichen der "schwarzen Sonne" wieder aufzunehmen. Der Roman beschreibt, wie sich diese "Eingeweihten" in unseren Tagen unter Leitung des SS-Veterans wieder in der Gruft der Wewelsburg treffen, um sich erneut spirituell gegen unheilvolle Kräfte zu rüsten, die jedoch - wohl aus taktischen Gründen - nicht mit den Juden, sondern mit der internationalen Freimaurerei identifiziert werden. Hierbei spielt das Bodenornament der Wewelsburg als "Schwarze Sonne" eine entscheidende Rolle und wird als Erinnerungszeichen an die einstige und vermeintliche überlegene Thule-Kultur des Nordens verwendet (2)."

Das rechtsradikale Ideologen den Bogen von der Freimaurerei zum "kapitalistisch-bolschewistischem Weltjudentum" spannen, versteht sich von selbst. Der Roman enthält aber keine Aussage, die offen als rechtsextrem eingeschätzt werden kann. Im Gegenteil der Protagonist kritisiert auch an wenigen Stellen alte Nazi-Verbrechen. Dennoch bleibt das Buch an vielen Stellen und auch am Romanende bewusst mehrdeutig und offen: Der Kampf zwischen Freimaurer und Nazis steht auf einer Ebene, letztendlich ist nicht durchdringbar, wer hier geschichtlich und moralisch Recht hat, eine Aura des spirituellen Geheimnisses liegt um die Ursprünge des National-Sozalismus. Der Roman suggeriert: Wer weiß, welche "wirkliche" Gründe Hitler hatte, Juden zu vernichten? Vielleicht wusste er von Dingen, von denen wir keine Ahnung hatten? (3)

Das Buch hat sich nicht zufällig zu einem Kultbuch der rechten Szene entwickelt und war nach Aussagen verschiedener Beobachter noch bis zum Jahr 2002 noch im Buchhandel erhältlich. So war es im Jahr 2002 in einer großen Buchhandlung in Frankfurt a.M. zu finden. Nach vielen und lautstarken Protesten aus dem anti-rassistischen heidnischen Umfeld wurde der Roman mittlerweile von der Verlags-Website verbannt.

Aufgrund des für einen Kleinverlag ansehnlichen Verkaufserfolgs liefert ARUN seit 1995 für Liebhaber ein passendes Merchandising-Produkt: Die "Thule-Watch" - eine Armbanduhr für 99,- DM mit der "Schwarzen Sonne" (hier Rot auf Schwarz) als Ziffernblatt-Motiv. Im Herbst-Katalog 2000 wird sie den "Fans der Schwarzen Sonne" folgendermaßen angepriesen: "Der Szene-Zeitmesser - das Symbol der schwarzen Sonne als Ziffernblatt! (...) Ein Muß! Verpackt im schwarzen Velourpochette (4)."

Cineasten dürften sich vielleicht auch durch das zugehörige Drehbuch angesprochen fühlen, das unter dem Arbeitstitel "Schatten der Macht" verfasst wurde und 1995 bei ARUN unter dem Titel "Die Schwarze Sonne von Tashi Lhunpo - das Drehbuch" erschien.(5) Was handwerkliches Können angeht weist das Drehbuch eine ähnlich miserable Qualität wie der zugrundeliegende Roman auf. Gangart und Motivik sind ebenfalls ähnlich, bis auf ein paar eigene, nicht minder passende Nuancen (6). Interessant ist das Drehbuch eher dadurch, dass in ihm deutlich wird, wie die Namen vieler Romanprotagonisten durchaus Anspielungen sind, die in einer vorgebildeten Szene als Insider-Witze ganz besonderer Art verstanden werden: Der mystische, alte SS-Weise Karl Steiner erinnert an den Begründer der Anthroposophie, der leitende Polizist Francois Benoist an Alain de Benoist, der Historiker Pierre Martin (selbstverständlich passend mit leicht französischem Akzent, da schmunzeln die "Kenner" besonders) an den Leiter des Thule-Seminars Pierre Krebs, der römische Geschäftsmann Bettino Agnelli an den Gründer des FIAT-Konzerns usw. (7) "Für den, der es zu deuten versteht, wird nichts mehr sein, wie es einmal war."

Die Veröffentlichungen rund um das Thema "Schwarze Sonne" ist nicht die einzige politisch suspekte Aktivität des Verlags, wie die Journalistin Franziska Hundseder recherchierte. Sie schildert, wie der GAIA-Versand, eine von Stefan Ulbrich parallel gegründete Versandfirma, die Produkte rund um (Neu-)Heidentum und Esoterik vertreibt, auch Bücher einschlägiger Autoren wie Harry Radegeis (8)im Programm hatte. Doch die Ausrichtung beider Firmen wies zumindest vor mehreren Jahren noch einen gewissen Unterschied auf. Franziska Hundseder geht auf die Produkte beider Unternehmen ein:

"Während Ulbrich mit dem GAIA-Versand offenbar ein alternatives Publikum erreichen will und weitgehend auf politische Propaganda verzichtet, bietet er mit dem ARUN-Verlag ein einschlägiges Buchangebot. Er bringt gleich zwei Bücher eines Vordenkers der neuen Rechten heraus, nämlich von Julius Evola (1898 - 1974). Die überwiegend im Universitätsmilieu anzutreffenden Anhänger der heidnischen Neuen Rechten interessieren sich weniger für die Geschichte des Dritten Reiches, dafür aber um so mehr für das ideologische Substrat, auf dem der Nationalsozialismus wuchs. Und dazu gehören die Schriften Evolas, der zur Zeit eine regelrechte Renaissance erlebt.

Evola lieferte Mussolini den philosophischen Überbau für sein Gewaltregime, und er tat dies wesentlich fundierter als manche von Hitlers Souffleuren. Der kalabresische Baron war Esoteriker und Gründer einer Gruppe von italienischen Okkultisten aus der besseren Gesellschaft, die UR hieß. Evola, ein glühender Nietzsche-Verherrlicher, fertigte die "Grundrisse der faschistischen Rassenlehre" - Sintesi di dottrina dell razza - , die er selbst ins Deutsche übersetzte. Sie könnten als "das Glaubensbekenntnis der geistig kämpfenden Vorhut der Revolution der Schwarzhemden gelten, schreibt Evola im Vorwort zur deutschen Ausgabe. Diese faschistische Rassenlehre hat für Evola geistig und kulturell die Bedeutung einer revolutionären Idee.

Bei Evola findet sich auch schon der "Rassegedanke als Anti-Universalismus", ein Ideologiebestandteil, den die heutige Neue Rechte, die das Wort Rasse vermeidet, mit einem "Recht auf Ungleichheit" umschreibt. Evola bewunderte 1928 den "Heidnischen Imperialismus", so ein weiterer Buchtitel, und rief 1934 zur "Revolte gegen die moderne Welt". Mit diesem durch den ARUN-Verlag heute wieder vorliegenden Buch ist der italienische Adelige eine Stütze für zivilisationsmüde, von Wodka wie Cola angeekelte Neurechte, die "zurück in die Zukunft" und zu einer elitären Ordnung wollen. Evola, der "Operetten-Okkultist", wie ihn Umberto Eco nennt, hat posthum eigene Seiten im Internet mit Bibliographie und Aufsätzen. Der Buchversand der Berliner "Jungen Freiheit" bietet Evolas "Mysterium des Grals" im Sommer 1997 erstmals seit 40 Jahren wieder in deutscher Sprache an - in limitierter und einzeln signierter (sic!) Ausgabe im Schuber. (...) Dieses Buch ist auch das einzige Evolas, das Ulbrichs Gaia-Versand in einer handnumerierten Luxusausgabe in Kassette mit einer Auflage von 999 Exemplaren für 78 Mark anbietet. Erstmals in deutscher Sprache wird im Prospekt des ARUN Verlags zur "NPD"-Zeitung Evolas "Calvacare la Tigre (Den Tiger reiten) angekündigt: "Wer die "Revolte...." gelesen hat, wird auch "Calvacare" lesen müssen!"(9)

Evolas "Revolte gegen die moderne Welt" ist eine gute Exemplifizierung für eine vordemokratische Gesinnung mit ständestaatlichem und patriarchalischen Motiven.(10) Im Jahr 1997 brachte der ARUN-Verlag das Werk ("Ein Klassiker der Antimoderne, der keiner weiteren Worte bedarf", so die Verlagswerbung.) in dritter Auflage heraus. Im Sommer 2003 sind die beiden Evola-Werke "Cavalcare la Tigre - Den Tiger reiten" und "Revolte gegen die moderne Welt" noch immer über die Homepage zu bestellen - ohne weiteren Kommentar.

Ein weiteres Werk eines rechtsgerichteten "Operetten-Okkultisten", das der ARUN-Verlag neu aufgelegt hat, stammt von Otto Rahn: "Kreuzzug gegen den Gral", 1933 zum ersten Mal erschienen. Der esoterische Schriftsteller Rahn wird 1935 von Heinrich Himmler entdeckt, der dem chronisch in finanziellen Nöten lebendem Autor eine passable Anstellung in der SS ermöglicht. 1937 veröffentlicht Rahn das Buch "Luzifers Hofgesind", eine esoterische Meditation über den Grals-Kult und dessen arische Wurzeln, garniert mit einer Vielzahl an antisemitischen Bemerkungen. Himmler schätzte die Forschungen von Otto Rahn außerordentlich, der "Völkische Beobachter" pries das Buch als eine "Geschichte der germanischen Ketzer".(11) Als jedoch Rahns Homosexualität bekannt wurde, wurde er zweimal in ein Konzentrationslager versetzt - nicht als Gefangener, sondern als Mitglied der Wachmannschaften. 1939 bringt sich Rahn jedoch aufgrund von Intrigen und Konflikten mit SS-Kollegen und aufgrund weiterer Denunziationen hinsichtlich seiner Homosexualität um. Das von Ulbrich verlegte Buch "Kreuzzug gegen den Gral" ist entgegen seinem Nachfolger nicht offen antisemitisch. Rüdiger Sünner beschreibt den Inhalt folgendermaßen:

"Die in den Inquisitionstexten verwendete Formulierung von einem 'geheimen Ketzerschatz', den einige Verfolgte dabei gerettet und in Höhlen versteckt hätten, ließ den jungen Abenteurer daran glauben, man habe es hier mit dem legendären 'Gral' zu tun, dessen Hüter die Katharer gewesen seien. Rahn durchforscht unterirdische Grotten, um nach verschollenen Texten und Symbolen zu suchen, die ihm bei der Aufhellung ihrer geheimnisvollen Religion helfen sollen, aber verstrickt sich nur in Phantasien, die mehr über ihn als über sein Forschungsobjekt verraten. In Rahns schwärmerischen Texten finden wir einen jungen Deutschen vor, der sich in der Zeit zwischen den Weltkriegen auf die Suche nach verschütteten Wurzeln europäischer Spiritualität macht und wie im Rausch Legenden und Symbole zu einem abenteuerlichen Szenario häretischer Bewegungen miteinander verknüpft.

In teilweise poetischen Schilderungen rekonstruiert er aus den Glaubensfragmenten der Katharer eine vermeintlich uralte 'arische' Licht-Religion, die von den 'Hyperboreern' über den griechischen Apoll bis zu den keltischen Druiden gereicht habe und eine Urtradition des Gralsmythos' bilde. Der Kern dieser Lehre sei ein strikter Dualismus zwischen "Licht" und 'Finsternis', 'Geist' und 'Materie' gewesen sowie die Überzeugung von der Unsterblichkeit der Seele, die nach ihrem irdischen Aufenthalt wieder zu ihrem 'reinen' Sternenursprung aufsteigen würde. Wir erinnern uns an die esoterischen Evolutionsauffassungen von Helena Blavatsky, Lanz von Liebenfels, Hörbiger, Himmler und Wiligut, die ebenfalls an ein Herniedersteigen des vor allem 'arischen' Menschen aus ätherischen Höhen glaubten. Ergriffen spricht Rahn von der Sehnsucht der Katharer nach dem 'Wiedergöttlichwerden' und von Kultstätten auf Bergen oder in Höhlen, in denen sie sich auf die Entstofflichung nach ihrem Tode vorbereitet hätten.

Oft besteigt er die hoch gelegene Burgruine von Montsegur und nennt sie 'die erste Treppe zu den Sternen' Hier war der Zufluchtsort der Katharer gewesen, was übersetzt 'die Reinen' heißt: eine verschworene Glaubensgemeinschaft, zu der auch Ritter und Troubadoure gehörten, die im "Gral" einen kostbaren "Stein des Lichtes" hütete, den einst Engel auf die Erde getragen hätten. Er sei Erinnerung an das frühere Paradies und gebe immer wieder Kraft für den Kampf gegen das Böse. Obwohl sich Rahn in seinem ersten Buch "Kreuzzug gegen den Gral" noch mit antisemitischen Äußerungen zurückhält, wird im Anmerkungsteil auch Jehova mit diesem Bösen identifiziert. Rahn versteckt sich hinter Zitaten, in denen von einem harten alttestamentarischen Gott die Rede ist, der den Juden das "Gebot des Hasses" gegeben und ihnen "die Herrschaft über viele Völker verheißen" habe. Die Katharer hätten sich bemüht, ihr esoterisches Christentum von seinen jüdischen Ursprüngen zu trennen, da dort zuviel von Rachsucht, Bestrafung und Unzucht die Rede sei. Jehova könne daher kein Gott der Liebe, sondern nur die Verkörperung des "Antichrist" sein. Demgegenüber wird der "Gral" als Relikt einer dualistischen Licht-Dunkel-Mystik interpretiert, die vor langer Zeit noch Gemeinbesitz aller "Priesterkasten der archaischen Arier" gewesen sei. Der von den Hyperboreern stammende griechische Apoll, der persiche Ahura Mazda und der keltische Abellio seien Nachkömmlinge dieser Urreligion gewesen, deren gemeinsames heiliges Symbol - die Eiche - einst "vom Nordland bis Zum Indus' gereicht habe. Himmler wird 1935 auf diese Theorien aufmerksam (...)"(12)

Ergriffen von Rahns Poesie preist der ARUN-Verlag auf seiner Website das Buch an:

"Der Mythos der Katharerfeste Montsegur, die uralte Überlieferung vom Heiligen Gral und die Einzigartigkeit von Landschaft und Menschen, schildert Rahn in ergreifenden Worten, welchen den Leser fast zwingen, diesen Teil Europas einmal selbst zu erleben. Es ist der "Kreuzzug gegen den Gral" von Otto Rahn, welcher uns an die Wurzeln der Überlieferung zurückführt und dafür Sorge trug, das die Suche nach dem Gral wieder aufgenommen wurde."

Neben dem Roman führt der Verlag auch eine Biographie und Werkanalyse über Rahn, die sich durchaus differenziert mit dem antisemitischen Schwärmer auseinandersetzt. Ähnliches gilt für eine Biographie über den rechtsesoterischen Okkultisten Karl-Maria Wiligut. Unkritisch wird dagegen wieder ein Buch von Sigrid Hunke verlegt: "Das nachkommunistische Manifest" erschien 1995 bei ARUN und wurde noch im Sommer 2003 unter der Rubrik "Sonderangebote" beworben.(13) Das Buch kann nicht als rechtsradikal bezeichnet werden und ist dennoch ein Beispiel für die ideologischen Vorlieben des Verlegers:

Die 1913 geborene Sigrid Hunke war in ihrer Studienzeit (Psychologie, Philosophie, Journalismus) führendes Mitglied des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) . Zu ihren Hauptlehrern gehörte u.a. Ludwig Ferdinand Clauss, der mit seiner "Rassenseelenkunde" als ein einflussreiche Rassentheoretiker des dritten Reiches gilt. In den 40er Jahren gehörte sie zum weiteren Umfeld des "Ahnenerbe"-Projekts der SS.(14)

Nach dem Krieg setzt sich zum einen für die positive Verbreitung neopaganen Gedankenguts ein: "Hunke joined the German Unitarians, a religious association that had been founded directly after the war. This movement collected former Pagan groups of the Nazi era as well as members of the former "German Christians" and people affiliated with the freethinking movement which partly was persecuted during the Third Reich."(15)

Zum anderen spezialisierte sie sich auf Themen des arabischen Kulturraums: "Hunke represents the philo-Arabic wing of the New Right, such as Alain de Benoist and François Genoud. She wrote highly influential books about the Arabic culture and its relations with Europe. Without mentioning her former teacher, Hunke continued the racial studies on the Semites of Clauss and took up the research program that she had already begun in her dissertation. The topics and examples given there return in many variations in her books written after the war. Yet Hunke's interest is not purely directed to the Arabic peoples themselves. She wants to show the Arabic influence on Europe as a step in Western history on its way to gain independence from Christianity."(16)

Die langjährige Vize-Präsidentin der "Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft", eine Organisation die von manchen Journalisten als Nachfolgeorganisation der im Nationalsozialismus aktiven Deutschen Glaubensbewegung angesehen wird (17), wurde zugleich anerkannte Bestseller-Autorin mit vielbeachteten Werken über den Islam als auch Vordenkerin der Neuen Rechte. Sie gilt außerdem als Stichwortgeberin für einen sich neu formierenden völkischen Feminismus.

Der Informationsdienst gegen Rechtsextremismus (IDGR) vermerkt über sie: "Hunke lehnt das Christentum als "orientalisch" und daher "artfremd" ab und sucht nach europäischen, vorsokratischen Weltdeutungsmustern und germanischer Mystik. In den 50er Jahren tritt Hunke der "Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft" (DUR) bei. 1971-1983 ist sie Vizepräsidentin der DUR. Sie schreibt für die rechtsextreme Zeitschrift Elemente. (...) 1985 erhält sie den Schillerpreis des Deutschen Kulturwerkes europäischen Geistes (DKEG). Referentin bei der Artgemeinschaft. 1986 ist sie als ständige Mitarbeiterin des Thule-Seminars aufgeführt." (18)

Hunkes "Nach-kommunistisches Manifest" ist eine Anfang der 70er Jahre geschriebene Vorstellung unitarischen Gedankenguts und darüberhinaus eine wütende Abrechnung mit dem Denken der "Neuen Linke", wie es sich in der 68er Studentenbewegung und der APO formulierte. Marxismus, Freudianismus und ihre Verschmelzung in der Frankfurter Schule lehnt sie (durchaus reflektiert und analytisch abgefedert) ab - es geht ihr um eine Verbrüderung gesellschaftlicher Gegensätze durch die "Gemeinschaft". Der durch die 68er beeinflusste sozialdemokratische Aufbruch Willy Brandts unter dem Mott "Mehr Demokratie wagen" ist in ihren Augen nichts weiter als eine gut getarnte PR-Kampagne des Kommunismus: "Die biedermännische Formel von "Mehr Demokratie" und von "Demokratisierung" , die den Begriff Demokratie für eine Gesamtpolitisierung und Ideologisierung aller Lebensbereiche, Institutionen und Betriebe missbraucht, verbirgt, dass am Ende ihrer Bahn die Einparteiendiktatur steht und dass mit ihr der Weg zum Umsturz durch totalitäre Machtergreifung schon beschritten ist." (19) Dass der deutschen Sozialdemokratie die grundsätzliche demokratische Gesinnung abgesprochen wird und stattdessen unterstellt wird, dass Sozialdemokraten verdeckte Handlanger des verhassten Kommunismus und damit eine zentrale Gefahr für die abendländische Demokratie sind, ist ein typisches Motiv rechter Ideologen.

Ulbrich weiß, wo sich Käufer für solche Bücher finden: "Der Arun-Verlag, legte seinen jüngsten Prospekt "neue-wege - neues denken - lesestoff für nonkonforme" der Oktober-Ausgabe 1997 des NPD-Parteiorgans Deutsche Stimme (Auflage ca. 50.000 Stück) bei."(20) Auch andere Vertriebsmedien der rechten Szene werden mit Werbung bedacht. Die deutsche Bundesregierung nennt z.B. den "Buchdienst Nation & Europa".

Es wäre jedoch ein Missverständnis, deshalb den ARUN-Verlag als ausschließlich rechtsradikaler Verlag zu beschreiben. In welchem Verhältnis die politisch relevanten Schriften zu Gesamtangebot stehen beschreibt der dritte Teil ("Proto-Faschistische Ideologie neben fundierter Sachliteratur") dieser Analyse des ARUN-Verlags.


1 Zur Schwarzen Sonne siehe z.B.: Rüdiger Sünner: "Schwarze Sonne - Entfesselung und Missbrauch der Mythen im Nationalsozialismus und rechter Esoterik"; Freiburg i.Br. 1999 ( http://www.ruedigersuenner.de/publikationen.html ); oder auch bei Matthias Wenger: "Die schwarze Sonne - Ursprung und Mißbrauch eines archaischen Symbols"; in: "Heidenarbeit... Vereinszeitschrift des Rabenclan e.V..." (Ausgabe 5 - Ostara 1996); siehe auch: http://www.derhain.de/SchwarzeSonne.html

2 Rüdiger Sünner: "Schwarze Sonne - Entfesselung und Missbrauch der Mythen im Nationalsozialismus und rechter Esoterik"; Freiburg i.Br. 1999

3 Siehe z.B. Matthias Wenger: "Im Schatten der Metapolitik: Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo"; http://www.derhain.de/McCloudSchwarzeSonneRezension0302.html Siehe zur Bewertung des Romans auch: Friedrich Paul Heller und Anton Maegerle: "Thule: vom völkischen Okkultismus bis zur neuen Rechten"; Stuttgart 1998; S. 159-162 (auch in unserem Dokumenten-Archiv)

4 Siehe dazu den Prospekt im Dokumentenarchiv: Arun Prospekt Herbst 2000

5 Norbert Hess: "Die schwarze Sonne von Taishi Lhunpo - das Drehbuch"; Engerda 1995; Anscheinend machten sich sowohl der Drehbuchautor Norbert Hess als auch der Verlag Hoffnungen, dass der Roman real verfilmt wurde. So heißt es eingangs: "Das vorliegende Drehbuch ist eine genehmigte Fassung des Arun-Verlages. Der verfasser hat in Absprache mit dem Arun-Verlag die verhandlungsvollmacht. Sämtliche Entscheide werden vom Arun-Verlag mitbestimmt.

6 "1995 erschien das Drehbuch im Arun-Verlag. Es übersetzt den Antisemitismus der Romanvorlage in die Filmsprache des Bildes. Einer der jüdisch-fraumaurerischen Weltverschwörer sitzt in seinem Büro und "ist gerade dabei, einen Ordner mit Nacktfotos, die Pärchen in eindeutiger Stellung zeigen, zu betrachten. Der Pornographievorwurf gehört zu den ältesten Stereotypen des Antisemitismus." Zitat aus: Friedrich Paul Heller und Anton Maegerle: "Thule: vom völkischen Okkultismus bis zur neuen Rechten"; Stuttgart 1998; S. 161 (Umfangreiches Zitat auch in unserem Dokumenten-Archiv)

7 Dieses eher flache Spiel mit Anspielungen gelingt nicht immer. So verhaspelt sich der Drehbuch-Autor im Eifer des Gefechts und nennt an einer Stelle des Films das ermordete UNO-Sicherheitsratmitglied und Freimaurer-Verschwörer "Jack Greenspan" dann doch aus Versehen "Alan Greenspan". Siehe Norbert Hess: "Die schwarze Sonne von Taishi Lhunpo - das Drehbuch"; Engerda 1995; S. 123

8 Harry Radegeis (vormals Harry Schmidt); ehemals Großmeister des rechtsesoterischen Armanenorden; jahrelanger Herausgeber der rechtsesoterischen Zeitschrift "Heidenspass".

9 Franziska Hundseder: "Wotans Jünger - Neuheidnische Gruppen zwischen Esoterik und Rechtsradikalismus"; München 1998; S. 144 ff

10 Eine kurze Rezension siehe Matthias Wenger: "Träumereien an sizilianischen Kaminen - Der braune Baron und seine Visione. Eine Rezension von Julius Evolas "Revolte gegen die moderne Welt""; http://www.derhain.de/BuecherFaschismus.html

11 "Völkischer Beobachter" vom 29. Juni 1937; S. 4

12 Rüdiger Sünner: "Schwarze Sonne - Entfesselung und Missbrauch der Mythen im Nationalsozialismus und rechter Esoterik"; Freiburg i.Br. 1999; S.92 - 94

13 Dr. Sigrid Hunke: "Das Nach-Kommunistische Manifest - Gedanken zu Marx und Freud, Unitarismus und Verantwortungsdemokratie"; Engerda 1995; 250 Seiten

14 Horst Junginger: "Sigrid Hunke: Europe's New Religion and its Old Stereotypes"; Manuscript of a paper given at the international workshop "Neo-Paganism, 'voelkische Religion' and Antisemitism II: The Religious Roots of Stereotypes"; Universität Tübingen; October 1997; http://homepages.uni-tuebingen.de/gerd.simon/hunke.htm

15 Horst Junginger: "Sigrid Hunke: Europe's New Religion and its Old Stereotypes"; Manuscript of a paper given at the international workshop "Neo-Paganism, 'voelkische Religion' and Antisemitism II: The Religious Roots of Stereotypes"; Universität Tübingen; October 1997; http://homepages.uni-tuebingen.de/gerd.simon/hunke.htm

16 Horst Junginger: "Sigrid Hunke: Europe's New Religion and its Old Stereotypes"; Manuscript of a paper given at the international workshop "Neo-Paganism, 'voelkische Religion' and Antisemitism II: The Religious Roots of Stereotypes"; Universität Tübingen; October 1997; http://homepages.uni-tuebingen.de/gerd.simon/hunke.htm

17 siehe z.B.: http://home.snafu.de/bifff/Mynarek.htm

18 http://lexikon.idgr.de/h/h_u/hunke-sigrid/hunke-sigrid.php
Über den Preisverleiher "Deutsche Kulturwerk europäischen Geistes" teilt der IDGR folgendes mit:
"Bereits fünf Jahre nach der Kapitulation kommt es zu der Gründung dieser "volksbewusste(n) und volkstreue(n) Gemeinschaft", die vom Stifterverband der deutschen Industrie mit einer Starthilfe in Höhe von 100.000 Mark ausgestattet wird. Herbert Böhme will damit eine straff gegliederte Organisation für die alten Eliten des NS-Staates schaffen. Böhme war früher Mitarbeiter der obersten SA-Führung, Lektor im Zentral-Verlag der NSDAP und schließlich NS-Reichsfachschaftsleiter für Lyrik in der Reichsschrifttumskammer. Böhme, der bis 1971 der Organisation als Präsident vorsteht, versteht Kultur als "Pflege der Gemeinschaftsseele". Die Entnazifizierung, so Böhme, habe eine Kulturzerstörung bewirkt. Die Anlehnung seines "Kulturbegriff" an die Ideologie des Nationalsozialismus ist unverkennbar, welche von den Begriffen Rasse, Volk, Nation, Reich und "Blut und Boden" geprägt ist. Die Konservierung nationalsozialistischen Gedankenguts fand in bis zu 70 örtlichen "Pflegestätten" statt. Die Pflegestättenleiter sind überwiegend alte Parteigenossen der NSDAP. Höhepunkte der "Kulturarbeit" des DKEG sind die jährlichen Sommersonnwendfeiern am Hermannsdenkmal und an den Externsteinen.
Nach dem Verbot der "Sozialistischen Reichspartei" (SRP) 1952 übernahm das Kulturwerk die Funktion eines überparteilichen Treffpunkts. Auf Initiative des DKEG wird 1955 in Zusammenarbeit mit dem "Coburger Convent", der "Deutschen Burschenschaft" und der Wiking Jugend die Jugendorganisation "Schiller-Jugend" gegründet. Deren Führer werden 1962 wegen Rädelsführerschaft in einer verfassungsfeindlichen Organisation zu Gefängnisstrafen verurteilt. (...) Nach dem Tod Böhmes 1971 trat Oberlandesgerichtsrat Karl-Günter Stempel, München, die Nachfolge an. Dieser versuchte in den 80er Jahren der Beobachtung durch den Verfassungsschutz zu entgehen, indem er einschlägig vorbestrafte Mitglieder und Referenten mit Redeverbot bei Veranstaltungen des DKEG belegte, insbesondere diejenigen, die offen gegen den demokratischen Verfassungsstaat agitierten. (...).
1977 gründet Stempel den "Münchner Bürgerverein e.V.", der bis heute eher im Stillen operiert und sich bevorzugt revanchistischen Themen widmet. Vorsitzender des Vereins ist bereits seit längerem Günter Hagner, die jüngere Generation rückte 1998 in Person von Martin Otti und Margit Köhne in den Vorstand nach. 1999 kam es zu einer Einladung des Schweizer Holocaust-Leugner Bernhard Schaub als Referenten. Schaub stellte dem Münchner Publikum sein Buch "Reich Europa" vor. Die Veranstaltungen des Vereins waren nicht nur mehrfach in der Jungen Freiheit und im Ostpreußenblatt angekündigt, der unverfänglich klingende Vereinsname hat sogar verschiedentlich Hinweise im lokalen Veranstaltungsteil der Süddeutschen Zeitung eingebracht."
http://lexikon.idgr.de/d/d_e/deutsches-kulturwerk-europaeischen-geistes/dkeg.php

19 Dr. Sigrid Hunke: "Das Nach-Kommunistische Manifest - Gedanken zu Marx und Freud, Unitarismus und Verantwortungsdemokratie"; Engerda 1995; S. 172

20 Franziska Hundseder: "Wotans Jünger - Neuheidnische Gruppen zwischen Esoterik und Rechtsradikalismus"; München 1998; S.144 << Teil 1: Völkisches Gedankengut - geschickt verpackt in besinnlicher Weihnachtsliteratur | Liste Nach Autoren | Teil 3: Proto-Faschistische Ideologie neben fundierter Sachliteratur >>

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