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Lucas Corso Arun 01
28.04.2017, 09:55

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Der ARUN - Verlag Teil 1:

Völkisches Gedankengut - geschickt verpackt in besinnlicher Weihnachtsliteratur

Björn Ulbrich, Holger Gerwin:
Die geweihten Nächte
Rituale der stillen Zeit - Ein Ratgeber für Weihnachten (1999, 3. Auflage)


(1) Im Spätherbst 2001 kaufte eine Freundin aus meinem Bekanntenkreis dieses Buch, das im heidnischen Zusammenhang unterschiedliche Winterbräuche ebenso vorstellt wie Gestaltungsvorschläge für weihnachtlichen Festschmuck, Backrezepte oder alternative Weihnachtslieder. Der Amanita-Versand lobt den Ratgeber in einer Rezension mit den Worten: "Das wunderschön illustrierte Buch verbreitet schon beim Durchblättern diese anheimelnde Stimmung, nach der wir in den überfüllten Fußgängerzonen vergeblich suchen." (2)

Das Buch stammte aus dem Arun-Verlag, geleitet durch Stefan (Björn Falko) Ulbrich, einem ehemaligen Aktivisten der Wiking-Jugend, der sich jedoch schon vor Jahren aus dem rechtsextremen Milieu persönlich verabschiedet hat. Auf ein solches Werk darf man neugierig sein: Ein heidnisches Weihnachtsbuch, recherchiert von einem geläuterten Ex-Rassisten? Und tatsächlich, das Buch scheint auf den ersten Blick prall gefüllt mit Informationen zu sein, die sich um eine heidnische Interpretation des christlichen Hauptfestes bemühen. So weit, so gut. Doch da im hinteren Teil ein eher theoretisches Kapitel über Religionen zu finden war ("Brauchen wir heute überhaupt noch Religion?"), fängt der sensibilisierte Leser dort auch zu lesen an. Eine erste Sentenz fallt denn auch schnell auf:

"Wie wir wissen, ist Religion als Teil der Kultur (...) stets biologisch und regional beeinflusst. Religion ist abhängig von den spezifischen Denkstrukturen und Mentalitäten der Völker, diese wiederum werden von Vererbung, Überlieferung, konkreter geschichtlicher Erfahrung und den geographisch-klimatischen Bedingungen in ihrem angestammten Lebensraum geprägt. Alles steht in dauernder Wechselwirkung und wird von Zufällen und Änderungen überlagert."

Ein Satz, der harmlos wirkt und doch an Argumentationsmuster erinnert, die für völkische Anliegen auf bioregionalistische Motive zurückgreifen. Passend wäre jetzt ein Hinweis auf die "Art-Fremdheit" semitischer Religionen für Europäer, dachten wir uns. Und er deutet sich kurz darauf tatsächlich an:

"Speziell der vordere Orient weist völlig andere Verhältnisse auf, als wir sie hier vorfinden: Den Wüstenvölkern des Morgenlandes ist der Licht- und Naturmythos der Nordleute unbekannt. Die Wiederkehr der Sonne hat für sie nicht dieselbe Bedeutung wie in den kalten Ländern - schließlich versengt die Sonnenglut ihr Land und verdörrt ihre Früchte. Hitze und Trockenheit erlegt den Menschen in Vorderasien noch heute einen strengen Überlebenskampf auf.

Dies alles prägt von jeher die orientalische Mentalität. Die Sinnsuche der Menschen galt eher der "Erlösung", da ihnen die Erde ja als "ewiges Jammertal", als Mühe und Pflege erscheinen musste (....) Das Gottesbild wandelte sich über die als feindlich empfunden Natur hin zu der gedanklichen Konstruktion eines paradiesischen Jenseits außerhalb derselben. Eine tröstend angenommene unvergängliche persönliche Seele bildete den Mittelpunkt des Glaubens, das "sündenhafte" Fleisch galt es zu überwinden."

Die '"orientalische Mentalität" wird daraufhin näher erläutert:

"Derartige Lehren fanden rasch Zulauf. Die Offenbarungsreligion stellt sich außerhalb von Logik und Vernunft, ist daher nicht zu beweisen, aber auch nicht zu widerlegen.(...)Parallel erlauben die Dogmen - Himmel und Hölle, Strafe und Erlösung, Jüngstes Gericht, Erbsünde oder die Gleichheit der Menschen - ein hohes Maß an Kontrolle, Steuerung und Disziplinierung. Solche Religion ist naturgemäß viel anfälliger gegen Fanatismus und Mißbrauch."

Damit der Leser erfährt, wie der Fanatismus bei den Religionen des vorderen Orients (Juden, Christen, Moslems) konkret aussieht, bringen die Autoren Beispiele, zu welchen Greueltaten diese fähig sind. Es folgt der komplette Absatz ohne Auslassungen, es lohnt darauf zu achten, welche Beispiele verwendet werden - und welche nicht:

"Christen führten von den ersten Jahrhunderten bis in die Gegenwart christliche Kreuzzüge - Vernichtungskriege - nicht nur zur Bekehrung Andersdenkender, sondern auch aus politischen Interessen. Der Vietnamkrieg und der Krieg gegen den Irak wurden in den USA ausdrücklich als 'Kreuzzüge' bezeichnet. Dresden und Hiroshima sind weitere Beispiele. Auch der Islam kennt den heiligen Krieg, mit dem die Ungläubigen überzogen werden dürfen. In der Bibel ist fortlaufend die Rede von der Beseitigung "ungläubiger Gojim". König David tötete zu diesem Zweck auch die Greise, Frauen und Kinder, legte sie "unter eiserne Sägen und Zacken und eiserne Keile und verbrannte sie in Ziegelöfen.""

Das Motiv des grausamen jüdischen König David, der gleichsam in einer Vor-Form des Holocaust Menschen in Ziegelöfen verbrannt haben soll, ist unter Antisemiten sehr beliebt. So benutzte der okkulte SS-Führer Wilhelm Landig ausgiebig die Bibelstelle Samuel 12,30 um das jüdische Volk in seinem Buch "Rebellen für Thule"(3) als besonders blutrünstig darzustellen. Der hebräische Urtext ist mehrdeutig: David lässt die Kriegsgefangenen durch die Ziegeleien "hindurchgehen". Da diese Formulierung auch bei heidnischen Brandopfern auftaucht, übersetzen einige Bibelexegeten diese Textstelle mit "verbrennen". Andere Exegeten bestreiten dies und plädieren für ein Arbeiten in den Ziegeleien. Für Rechtsradikale wie Landig war unabhängig von fehlender Sprachkenntnis eine Übersetzungsproblematik nicht gegeben: Die harmlose Interpretationsvariante sei aus Gründen der "politischen Korrektheit" lanciert.

Als kritischer Leser denkt man sich: Mag sein, dass die beiden Autoren des Weihnachtsbuches als Quelle für dieses Standard-Beispiel Texte von Wilhelm Landig oder zumindest Argumentationen aus dem rechtsesoterischen Milieu benutzt haben. Vielleicht haben sie aber nur die ungünstigere Variante der Bibelübersetzung irgendwo aufgeschnappt. Hier auf Anti-Semitismus zu schließen wäre nicht fair.

So geht es einem auch mit anderen Elementen dieser Passagen, die aufstutzen lassen: Als moderne Schauplätze der zerstörerischen Wirkung von Vernichtungskriegen werden in dem Zitat lediglich die Zerstörungen von Dresden und Hiroshima genannt, die von US-amerikanischen Truppen begangen wurden. Warum diese Auswahl? Wenn man schon Beispiele aus dem Zweiten Weltkrieg anspricht, wäre da nicht genauso der Russlandfeldzug der deutschen Wehrmacht zu nennen, der ganz offiziell ein "Kreuzzug gegen die Bolschewiken"(4) war, deshalb auch nicht zufällig nach dem Kreuzzugskaiser Barbarossa benannt wurde und entsprechend eine breite Unterstützung in der deutschen Gesellschaft fand? Doch kann man aus der fehlenden Nennung von deutschen Verbrechen schließen, dass hier rechtes Gedankengut zugrunde liegt? Als fairer Leser bleibt man erst einmal weiter bei seiner Zurückhaltung: Vielleicht ist das nur zu spitzfindig gedacht. Man muss nicht alles überinterpretieren. Vielleicht ist die irritierende Einseitigkeit des Beispiels nur Zufall.

Ist sie nicht:

"Heidnische Natur-Religionen dagegen, wie z.B. die der Indianer, der Afrikaner aber auch der Alten Europäer werden gelebt und getragen ausschließlich von den Völkern in ihren angestammten Gebieten und stehen daher auch diesen nur zur Verfügung. Natürliche Religion kann man nicht auswählen wie ein Parteibuch, sie ist bereits mit der Geburt stark vorherbestimmt - dies ist eben nur nicht jedem bewußt. Der Mensch ist nicht so frei, wie es den Anschein haben kann. Es ist äußerst fragwürdig, natürliche Vorgaben ohne Not aufheben zu wollen - niemand kann sich ungestraft der schrankenlosen Beliebigkeit hingeben. Was nicht heißt, dass man die eigenen Möglichkeiten nicht mehr oder weniger ausformen könnte, der Rahmen aber ist unveränderlich gegeben. Körper und Geist sind eine untrennbare Einheit, und damit haben auch Charakter und Einstellungen eine starke angeborene Komponente. (...)So besitzen die unterschiedlichen Menschentypen auch eine unterschiedliche Disposition bezüglich Spiritualität und Religion. Nachhaltige - genetische - Veränderungen sind nur über sehr lange Zeiträume möglich. Die Vorstellung, sich quasi durch bloßes Nachdenken für den einen oder anderen Glauben entscheiden zu können, ist absurd - dies funktioniert tatsächlich nur mit erfundenen, von der biologischen Realität abgelösten Religionen." (Hervorhebungen durch den Rezensenten)

Hier kommt sie dann doch ganz offensichtlich: Die Art-Fremdheit. Geschickt verklausuliert und verpackt in einer Sprache, wie sie mittlerweile im Gedankengut der "Meta-Genetik" der sogenannten "Neuen Rechten" üblich ist. In diesem Absatz zeigt sich typisches völkisches Denken. Die verschiedenen Religionen sind hier bestimmten Völkern genetisch zugeordnet - eine moderne Formulierung für die Anschauung, dass Rassen eine ihnen artgemäße, natürliche Religion haben. Mitglieder der nordeuropäischen, germanischen oder keltischen Rassen leben als Christen, Juden oder Moslems also artfremd, die Offenbarungsreligionen als Ausdruck orientalischer Mentalität passen nicht zu ihnen. Es ist müßig in einer solchen Situation zu fragen, ob es purer Zufall ist, dass in dem Buch gerade die Juden als Ausgangspunkt für jene gemeingefährlichen Offenbarungsreligion genannt werden, die zu Vernichtungskriegen und Kreuzzügen fähig sind.

Der Eindruck verfestigt sich: Hier denkt jemand in völkischen Kategorien, hier argumentiert jemand in Strukturen, die seit 150 Jahren am rechten Rand der bürgerlichen Gesellschaft kultiviert werden. Und deshalb scheint dem Leser dem Leser der folgende Absatz aus einem der ersten Kapitel noch mal eine ganz andere Bedeutung zu bekommen:

"'Rechts' und 'links' sind sprachverwandt mit gerecht und rechtens, rechtzeitig, rechtmäßig und Rechteck, ebenso wie right, droit (beides: Recht, geradeaus), dexter, derecho usw. Und es ist kein Zufall, dass die Bewegungen gegen die Ordnung 'links' genannt werden, wie link (täuschend), linkisch (ungeschickt), 'ablinken' usw. Sinister, sinstro usw. steht entsprechend auch für unheimlich, unheilvoll."

Denn diese Bemerkung ist sicher kein Zufall mehr.(5)

(Warum sie ganz sicher Zufall war, erfährt der Leser im 2. Teil: Der ARUN- Verlag - Teil 2: Literatur vom rechten Rand)

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1. Dieser Artikel geht auf Diskussionsbeiträge von "Hagebutte" und "Steffi" auf dem Rabenclan-Internet-Board im Dezember 2001 zurück. Sie wurden von Lucas Corso im Sommer 2003 grundsätzlich überarbeitet und zu einer Artikelserie zusammengefügt. "Hagebutte" hat sich im Herbst 2002 aus dem Rabenclan-Board verabschiedet.

2 "Weihnachten ist das wichtigste Fest auf der nördlichen Erdhalbkugel. Spätestens ab Anfang Oktober läuft der Countdown für das wohl umsatzträchtigste Ereignis des Jahres. Wir konsumieren und konsumieren und merken meist erst am Heiligen Abend, daß man sich Wohlgefühl und Behaglichkeit nicht kaufen kann. Und auch der Streß der Vorweihnachtszeit läßt sich nicht auf Knopfdruck abstellen. Trotz Gänsebraten und Geschenken macht sich eine innere Unzufriedenheit breit. Wir haben heute die eigentliche Bedeutung von Weihnachten, den "geweihten Nächten" und der stillen, dunklen Zeit vergessen. Was kann man aber tun, um diese heilige Zeit sinnvoll und inhaltsreich zu gestalten? Diese und weitere Fragen rund ums Lichterfest werden von dem Autorenteam Ulbrich/Gerwin erschöpfend beantwortet. So kann man erfahren, daß Weihnachten keine Erfindung des Christentums ist, sondern ein uralter heidnischer Ritus zu Ehren der wiederkehrenden Sonne. Die Bedeutung der "Zwölfer", den Tagen zwischen den Jahren, wird genau erklärt sowie Sinn und Zweck der regional unterschiedlichen Winterbräuche, wie z. B. der Perchtenlauf und das Julfeuer. Gestaltungsvorschläge für die festlich geschmückte Wohnung sind ebenso zu finden ,wie Backrezepte und stimmungsvolle alternative Weihnachtslieder. Das wunderschön illustrierte Buch verbreitet schon beim Durchblättern diese anheimelnde Stimmung, nach der wir in den überfüllten Fußgängerzonen vergeblich suchen." (Sissi Dragoner) http://www.amanita.de/home/buecher/3927940526.html

3 Wilhelm Landig: Rebellen für Thule; Wien 1991; S. 432 f. Den Hinweiß hierauf verdanken wir dem Buch: Rüdiger Sünner: "Schwarze Sonne - Entfesselung und Missbrauch der Mythen im Nationalsozialismus und rechter Esoterik"; Freiburg i.Br. 1999; S. 148 - 150

4 Siehe: http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/sowjetunion/

5 Matthias Wenger macht kenntnisreich in seiner Rezension des Buches auf weitere Details aufmerksam: "Auf S. 65 wird uns jener Julleuchter vorgestellt, den Heinrich Himmler an verdiente SS-Männer verschenkte. Dafür kann der Leuchter nichts, dessen Vorlage ursprünglich aus Schweden von Herman Wirth an den "Reichsführer SS" übermittelt wurde - aber einmal erwähnen könnte man es doch? Auf S. 90 wird der alte Artgemeinschaftler Reinder Sommerburg mit einem Gedicht vorgestellt, auf S. 96 sogar der Dichter Hans Baumann, ein geradezu vierschrötiger Nazipoet." http://www.derhain.de/GeweihteNaechteUlbrichRezension0702.html << Der ARUN-Verlag | Liste Nach Autoren | Teil 2: Kein Zufall: Literatur vom rechten Rand >>

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