03. November 2007: Rabenclan ändert Präambel und Vereinsnamen
Der Rabenclan hat auf seiner Jahreshauptversammlung am 3. November 2007 einen neuen Vereinsnamen und eine neue Präambel beschlossen. Seit längerem schon bestand eine Diskrepanz zwischen dem Außenauftritt des Vereins und seinem tatsächlichen Selbstverständnis sowie seinen Aktivitäten. Diese Widersprüchlichkeit ist nun beseitigt. Zusätzlich wurden begleitende Satzungsänderungen beschlossen.
Der Präambeltext lautet nun:
Wir leben in Achtung vor dem Werden, Sein und Vergehen in seiner ganzen Vielfalt, Fülle und Schönheit. Wir erkennen an, das dies alles einen Wert in sich hat, unabhängig von seinem Nutzwert für die Menschen. Jeder Einzelne ist mitverantwortlich für das Wohlergehen der Menschheit und für das Leben auf der Erde. Frieden und ein gutes Leben ist die Gesamtheit dessen, das geschaffen wird durch respektvolle Beziehungen zu sich selbst, zu anderen Personen, anderen Kulturen, anderen Lebewesen, der Erde und dem größeren Ganzen, zu dem alles gehört. Das Wissen der heidnischen Traditionen drückt sich in Weltanschauung, Ethos, Fertigkeiten und Institutionen aus. Dies ist ein Erfahrungsschatz, der zum gemeinsamen Erbe der Menschheit gehört. Wir sehen es als unsere Aufgabe, das Wissen dieser Traditionen zu sammeln und es kreativ, kritisch und intelligent anzuwenden, um so unseren Beitrag zu einer Kultur der Toleranz, der Gerechtigkeit, der Gleichberechtigung und des Friedens zu leisten. |
Heidnische und neuheidnische Traditionen, Kulturen und Religionen enthalten Wissen und Intuitionen, die wir sowohl für die persönliche Lebensgestaltung als auch für zivilgesellschaftliches Engagement nutzen wollen. Dieses Wissen drückt sich in Weltanschauung, Ethos, Fertigkeiten und Institutionen aus und gehört als sozialer Erfahrungsschatz zum gemeinsamen Erbe der Menschheit, das es wert ist, erforscht, gepflegt und weiterentwickelt zu werden.
Eine Beschäftigung mit heidnischen Traditionen muss zum Einen kritisch erfolgen: ohne Leugnung oder Verklärung der problematischen Seiten dieser Kulturen und in Berücksichtigung der vielfältigen Projektionen, mit denen sie im Gefolge von Christentum, Romantik, Exotismus, Esoterik und völkischen Strömungen überfrachtet wurden und werden. Darüberhinaus gibt es gerade in Mitteleuropa weder eine über die Jahrtausende ungebrochene und ununterbrochene Tradierung des vorchristlichen Heidentums noch gibt es in den westlichen Zivilisationen eine unverzerrte Rezeption zeitgenössischer animistischer, schamanischer oder polytheistischer Kulturen.
Sie enthält zum Zweiten ein Moment der Kreativität - nicht nur, weil in vielen Bereichen unser Wissensstand über sie trotz aller Bemühungen fragmentarisch ist, sondern auch, weil wir durch unser Leben in Zivilisationen des 21. Jahrhunderts die modernen Herausforderungen, Lebensumstände und Kenntnisse in Rechnung stellen müssen. Das oben angesprochene Wissen trifft damit auf veränderte Kontexte, und heidnische Intuitionen brauchen einen zeitgemäßen Ausdruck.
Zum Dritten muss sie auch intelligent erfolgen: Die fortlaufenden Erkenntnisse der Wissenschaft sind wertvolle Quellen für eine Beschäftigung mit heidnischen und neuheidnischen Lebensformen. Allerdings wäre es naiv, die lebensweltlichen, kulturellen, institutionellen und weltanschaulichen Einflüsse und Beschränkungen zu negieren, denen diese Erkenntnisse unterliegen. Ebenso sind deshalb Inspiration, Kunst und Kunsthandwerk, Musik, Poesie, Rituale, Zeremonien und alternative Lebensweisen wichtige Werkzeuge für Verständnis, Wiederaneignung und Weiterentwicklung heidnischer Traditionen.
Der Verein nennt sich in Zukunft "Rabenclan - Verein zur Weiterentwicklung heidnischer Traditionen".
Wir verstehen unter der Formulierung "heidnische Traditionen" den in sogenannten naturreligiösen, polytheistischen, animistischen, paganen und neopaganen Kulturen, Religionen und Weltanschauungen enthaltenen Fundus an Fertigkeiten, Institutionen, Aussagensystemen, Ethos und Kosmologie - unabhängig davon, ob diese Kulturen, Religionen oder Weltanschauungen vergangen oder heute noch lebendig sind. Wir glauben, dass die achtsame Pflege von Traditionen den Anspruch auf ihre Weiterentwicklung beinhaltet, weil sonst ihr Erfahrungsschatz nicht genutzt werden kann.
Für uns kann diese Weiterentwicklung nur in einem Sinne erfolgen: einen Beitrag zu einer friedlichen Kultur der Toleranz, der Gerechtigkeit und der Gleichberechtigung zu leisten. Die Intuitionen heidnischer Traditionen umzusetzen, bedeutet in unseren Augen auch ein Engagement für eine nachhaltige und ökologisch orientierte Lebensweise. Antisemitische, antidemokratische, rassistische, völkische, sexistische und autoritäre Vorstellungen innerhalb und außerhalb des (Neu-)Heidentums werden wir weiter offen kritisieren. Damit setzen wir jene eigene Tradition fort, die uns seit unserer Gründung vor 13 Jahren ausmacht.
Rabenclan - Verein zur Weiterentwicklung heidnischer Traditionen
AG Öffentlichkeitsarbeit
Jens Scholz
Pressesprecher