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28.04.2017, 09:55

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Käuflichkeit und Geschlecht



Das Machtverhältnis zwischen den Geschlechtern erfährt in der Tantramassage eine interessante Veränderung. Einerseits ist von der Ausstrahlungskraft der verehrungswürdigen Göttin und ihrer Verkörperung in der Yoginī nur noch ein Hauch übrig geblieben. Es gibt kein soziales Feld mehr, in dem sie eine relevante Rolle spielt. Andererseits können Männer wie Frauen Objekt der Verehrung sein und die Rolle des Gebenden wie des Nehmenden einnehmen. Waren die Kaula-Praktiken und viele andere Tantra-Varianten letztendlich auf die Interessenlage des heterosexuellen Mannes ausgerichtet, so stellt die Tantramassage alle sexuellen Orientierungen und Geschlechter gleich. In den Kursen werden alle Geschlechter unterrichtet, in vielen Praxen gibt es Coachings, Individualunterricht und gemeinsame Rituale für hetero- wie homosexuelle Paare. In einigen gutgehenden Praxen wird jede sechste Massage von einer Frau gebucht.

Es gibt aber keinen Grund zu leugnen, dass auch die Tantramassage Teil der mehrtausendjährigen Geschichte von der Käuflichkeit von Sex, Sinnlichkeit und Nähe ist. Von der schwulen Subkultur abgesehen, sind in der ganz überwiegenden Anzahl Masseurinnen und nicht Masseure am Werk, auch bei den weiblichen Kunden. Die Tantramassage ist zudem ganz anders in den modernen Dienstleistungsmarkt und seinen Konkurrenzdruck eingebunden, als es der tantrische Experte je war, der seine magischen Dienste anbot. Auch noch bei den Schilderungen von zeitgenössischen tantrischen Meistern in Asien ist eine Aura der Freiheit und Unverfügbarkeit spürbar, die Folge ihrer Ausbildung, ihrer Macht und ihrer Bereitschaft ultimative Grenzen zu durchbrechen ist. Doch die Einbindung der Tantramassage in den großflächigen Markt der Industriegesellschaft bedeutet nicht, dass der Kunde die Verfügungsmacht über den Masseur oder die Masseurin hat. Einige Betriebe aus dem Rotlicht-Milieu versuchen zwar in der jüngsten Zeit, als Trittbrettfahrer einen Happen vom Tantramarkt zu ergattern. (Und es mutet pervers an, wenn schmierige Prostitutionsangebote den oben zitierten Passus des Tantramassage-Verbandes zu dessen Ethos-Verständnis benutzen, um die eigenen Dienstleistungen zu bewerben.) Aber in den klassischen Tantramassage-Praxen (und vor allen den verbandlich organisierten) sind den Kundenwünschen sehr enge Grenzen gesetzt. Kunden, die ein „Auch-ein-bisschen-Mehr“ fordern, werden abgelehnt. „Er zahlt, er bestimmt“ − diese Rechnung geht nicht auf.

Zudem ist gar nicht klar, ob der Einsatz von Geld in zwischenmenschlichen Beziehungen immer nur schädliche Wirkungen hat, wie die feministische Anthropologin Viviana Zelizer in ihren Aufsehen erregenden Untersuchungen zur Verschränkung von Intimität und Geld herausgefunden hat. Bezahlung mit Geld kann auch als Kommunikationsmittel dienen, dass die zwischenmenschliche Beziehung in ihren Ausdrucksmitteln anreichert. Auch wenn der Broterwerb eine Rolle bei der Begegnung spielt, gehen die Tantramasseurinnen bei der Schaffung ihres flüchtigen Kunstwerks nicht weniger achtsam mit ihrem Gegenüber um, bloß weil sie Geld bekommen. Ähnliches gilt für die Frage, ob Sex hier zu einem Konsumprodukt wird: Wenn der oder die Massierte dieses Erlebnis kauft, heißt das nicht, dass er zum bloßen Konsumenten wird. Hingabe und Genuss ist etwas anderes als Konsum, denn hier wird nicht „verbraucht“, sondern erschaffen. Trotz der Passivität des Massierten ähnelt die Tantramassage damit Angeboten wie den Adventure-Sportarten oder dem Live-Rollenspiel.

Sicherlich wirkt der Transfer von Geld als Versachlichung der Beziehung. Doch dies ist bei der Tantramassage sogar nützlich: Hier fördert es die Unpersönlichkeit der Begegnung.




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