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Hans Schuhmacher Germanische Frau Vorgehensweise
28.04.2017, 09:55

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Kapitel 1:Einleitung

Kapitel 2: Vorgehensweise

"Über die Germanen ist nichts bekannt", liest man hie und da in Veröffentlichungen beispielsweise der Antifa, welche primär von - angeblich oder tatsächlich - rechter Germanenrezeption handeln. Journalisten bevorzugen anscheinend eher die Formulierung "wenig bekannt". All diese Autoren geben ihren eigenen Wissensstand völlig korrekt wieder und sind immer noch denjenigen vorzuziehen, die an der Öffentlichkeit mit "Kenntnissen" glänzen. Dumpfer Barbarengrusel durchmischt mit gutmenschlicher, mitleidiger Herablassung gegenüber Menschen, die freilich "nicht so klug waren wie wir", weil sie keine "Zivilisation" hatten und daher den strahlenden Römern als "Wirtschaftflüchtlinge" zur Last fielen - damit kann man anscheinend im Medienbereich gutes Geld verdienen. Wir werden hierauf zu sprechen kommen.

Der Germanenrezeption und ihrer Genealogie werde ich ein eigenes Kapitel widmen, da dieses Thema für die Thematik selbst von erheblicher Bedeutung ist, wie man sehen wird. In den drei folgenden Kapiteln werde ich mich auf die wissenschaftliche Germanenrezeption beziehen, also die Germanenforschung. Deren Komplexität wird ansatzweise aufscheinen, kann aber hier von mir selbstverständlich nicht in voller Bandbreite wiedergegeben werden. Ich werde den Begriff "Germanen" benutzen, und sogar von "den Germanen" einer bestimmten Epoche sprechen, ohne damit eine Homogenität insinuieren zu wollen, wo es keine gab. Wenn ich aber von Germanen spreche, ist damit ausdrücklich eine Kultur gemeint, kein "Volk", kein Konglomerat von "Völkern" und erst recht keine "Rasse".

Kurz und knapp: die Germanen bezeichneten sich selbst nur im römischen Kontext als solche. Ihre Gesellschaften und damit der Bezugspunkt ihres Zugehörigkeitsdenkens waren ihre gentes, die ich trotz aller Gefahr, die dem Begriff anhaftet, als "Stämme" bezeichnen werde. "Germanen" war eine Fremdbezeichnung, die zuerst im keltischen Raum auftauchte: alle Angehörigen der Kultur wurden nach dem ersten Stamm (da ist er schon, der Begriff) bezeichnet, dem man begegnet war (genauso wie die Germanen alle Kelten nach dem Stamm der Volcae als "walhoz" bezeichneten); Caesar verwendete ihn dann zur Abgrenzung von den Galliern, wobei das wirkliche Abgrenzungskriterium in Caesars Absicht bestand, sagen zu können, alle Gallier besiegt zu haben.

Ich muss ausdrücklich darauf hinweisen, dass meine Absicht ist, in die Thematik einzuführen, nicht, sie erschöpfend zu behandeln. Das ist in einem einzelnen Text überhaupt nicht möglich, den ich zudem für eine Leserschaft verfasse, deren Großteil noch nie etwas Ernstzunehmendes über Germanen gelesen hat.

Denen, die sich mit Mythologie befassen oder befassen wollen und meinen, dies ohne jeden Bezug zu den Gesellschaften tun zu können, deren Mythologie es ist, kann ich nur mit eben jenem Gelächter begegnen, das Foucault für diejenigen hatte, die mythologisieren wollen, ohne zu demystifizieren. Wenn ich zu etwas verlocken will, dann zum Denken, Lesen, Arbeiten und Handeln - dies ist das Ariosophieprojekt, nicht die Nebel von Avalon. In diesem Sinne werde ich mich im Kapitel über Mythologie nicht nur bemühen, diese gesellschaftlichen Bezüge aufzuzeigen, sondern auch radikal mit dem oft anzutreffenden Muster eines Katalogs von mythischen Wesenheiten brechen. Ich werde zeigen, warum ein solcher Katalog nutzlos und irreführend ist und welche Fragestellungen (bezeichnenderweise) in der Regel vernachlässigt werden.

Wer sich mit der modernen Germanenforschung ernsthaft befasst, kommt an Reinhard Wenskus und seinem Buch "Stammesbildung und Verfassung - das Werden der frühmittelalterlichen gentes" (1) nicht vorbei, worauf ich schon gelegentlich hingewiesen habe. Es war Wenskus, der die tatsächlichen Charakteristika germanischer gentes herausarbeitete, deren Verfassung ergründete und deren Entwicklung beschrieb. Das gesamte Buch ist gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit der bisherigen Forschungsgeschichte und die Grundsteinlegung einer interdisziplinären Germanenforschung seitens eines Historikers insofern, als die (damalige!) Anthropologie und Ethnologie, die Sprachforschung und die Vorgeschichte mit herangezogen wurden. Die Bedeutung des Werks für die Germanenforschung kann schwerlich überbewertet werden. Ich werde mich in den nächsten Kapiteln auf "Stammesbildung und Verfassung" beziehen und empfehle dringend jedem, der die Thematik selbst weiter vertiefen möchte, sich zuerst mit diesem Buch vertraut zu machen.

Was Primärquellen betrifft, werde ich mich weitestgehend auf die bekanntesten und am leichtesten erreichbaren beschränken. Damit hoffe ich, Interessierten den Einstieg zu erleichtern. Außerdem werden diese sehr bekannten Primärquellen mit Vorliebe "journalisiert" und dienen dann als "große Namen" bei der Vorspiegelung von Kompetenz seitens der Lohnschreiber. Derzeit kann man in der Öffentlichkeit den Namen Tacitus hinschreiben und dann behaupten, was man will, es kann also nicht schaden, darauf hinzuweisen, was wirklich dort steht.

Von verschiedener Seite habe ich mir sagen lassen, dass für viele Heutige Jahreszahlen und den Namen von Kaisern, Königen und Schlachten ein Grauen innewohnt, das ich zwar nicht recht nachvollziehen, aber berücksichtigen kann. Ich werde so wenig Ereignisgeschichte wie möglich referieren und eine Zeittafel anhängen, welche die geschätzte Leserschaft aufschlagen kann oder auch nicht, ganz nach Belieben. Was den Zeitrahmen anbelangt, werde ich mich auf die von Tacitus beschriebenen Verhältnisse konzentrieren, einige ausgewählte Szenarios der "Völkerwanderung" betrachten und die skandinavischen Verhältnisse sowie die Spätzeit nur kurz streifen. Der Grund hierfür ist, dass die älteste, (verhältnismäßig) gut von Schriftquellen abgedeckte Zeit in gewisser Hinsicht die "Ausgangsverhältnisse" der späteren darstellt.

Bezüglich weiterführender Aspekte werde ich mich auf Arbeiten der amerikanischen Wissenschaftshistorikerin und Feministin Donna Haraway beziehen. Ihre Thesen zum Verhältnis von Feminismus zu Wissenschaft, Spiritualität und Politik spielten eine wichtige Rolle bei den Vorüberlegungen zu diesem Text, und ich möchte dem von ihr gewiesenen Weg gern folgen, um aufzuzeigen, dass es nicht gleichgültig sein kann, wer in welcher Weise Wahrheiten über "die Germaninnen" formuliert beziehungsweise, um Donna Haraways Terminologie zu benutzen, wer welche wissenschaftlichen Geschichten über sie erzählt.

Weiterhin werde ich zwei Argumentationen wieder aufgreifen, die ich in "Völkische Ideologie" anwandte. Der genealogische Ansatz Michel Foucaults zum Diskurs, der den Rassismus hervorbringt, wird in meinem Abriss der Forschungs- und Rezeptionsgeschichte wieder auftauchen, weil er dort eine sehr wichtige Rolle spielt. Barbara Dudens Beitrag zur Historizität der "Natur" und des Körpers, insbesondere des weiblichen Körpers, darf in einer Erörterung des etiam sanctum keinesfalls außer Acht gelassen werden, da es hier explizit um Frauen und ihnen zugewiesene Eigenschaften geht.

Ich werde verschiedentlich Neuland betreten müssen. Was man nicht selbst besorgt, sagt ein isländisches Sprichwort, fressen die Wölfe - wäre dem nur so! Die Wölfe wären den Sängern der Moritat vom erschröcklichen Putenkeulenfresser allemal vorzuziehen.

Kapitel 3: Frauen, Krieg und Keuschheit


Fußnoten:

(1) Wenskus, Reinhard: "Stammesbildung und Verfassung - das Werden der frühmittelalterlichen gentes", 2. unveränderte Auflage Köln/Wien 1977, erste Auflage 1961

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