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Rechte Mutter Erde UN Interaktiver Dialog
28.04.2017, 09:55

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Der Interaktive Dialog der Vereinten Nationen zur Harmonie mit der Natur
Konsultationen zu den Rechten der Mutter Erde




Aufgrund der Initiative einiger Entwicklungsländer unter der Führung Boliviens leiteten die Vereinten Nationen 2010 einen Konsultationsprozess ein, der einen ganzheitlichen Ansatz zum Schutz der Natur untersuchen sollte und dabei die Idee von Rechten der "Mutter Erde" aus Ausgangspunkt nahm.

In der Resolution vom 20 Dezember 2010 (65/164) bat die Vollversammlung der Vereinten Nationen den UN Generalsekretär unter anderem einen "Interaktiven Dialog" zum Thema "Harmonie mit der Natur" zu starten. Er sollte zum einen Wege erkunden, wie ein ganzheitlicher Ansatz für nachhaltige Entwicklung in Harmonie mit der Natur gefördert werden können. Zum zweiten sollten Erfahrungen der UN-Mitgliedstaaten ausgetauscht werden, wie nachhaltige Entwicklung in Harmonie mit der Natur durch Kriterien und Indikatoren überprüft und gemessen werden kann. Die hierbei ermittelten Informationen sollten in die Vorbereitungen des UN-Nachhaltigkeitsgipfel "Rio +20" einfliessen, der vom 20. bis 22. Juni 2012 im brasilianischen Rio de Janeiro stattfand.

Der Erste Interaktive Dialog fand am 20. April 2011 anlässlich der Feierlichkeiten des Internationalen Erdtages am UN Hauptsitz in New York statt. Zu den etwa 200 Teilnehmer der ganztägigen Veranstaltung gehörten Wissenschaftler, Aktivisten der Zivilgesellschaft, Vertreter zwischenstaatlicher Organisationen und die offiziellen Vertreter einer Vielzahl von Staaten. In der Veranstaltung wurde bemerkenswert oft naturreligiöse Vorstellungen aufgegriffen und in moderner Abwandlung auf heutige Problemstellungen übertragen. So begann Pablo Solón, Gesandter der bolivianischen Regierung, die als Initiator des Events eine besondere Rolle spielte, sein Eröffnungsstatement mit den Worten:

"Victor Hugo, der Autor von „Les Misérables“ schrieb einmal: „Wie traurig ist es zu denken, dass die Natur redet und die Menschheit nicht zuhört.“ Wir sind heute hier, um einen Dialog nicht nur zwischen den Staaten, sondern auch mit der Natur zu führen. Obwohl wir oft vergessen, dass die Menschen eine Kraft in der Natur sind. In Wirklichkeit sind wir alle ein Produkt des gleichen Urknalls, der das Universum erschaffen hat, obwohl einige nur das Holz für ihr Feuer sehen, wenn sie durch den Wald zu gehen.

Ausgangspunkt für unsere heutige Diskussion sind diese drei Fragen: Erstens: Was ist Natur? Ist sie eine Sache, eine Quelle von Ressourcen, ein System, ein Heim, ein Gemeinschaft der lebenden und voneinander abhängigen Wesen? Zweitens: Gibt es Regeln in der Natur? Gibt es natürliche Gesetze, die ihre Unversehrtheit regulieren, ihre Beziehungen und Zusammenhänge, ihre Reproduktion und Transformation? Und drittens: Anerkennen und respektieren wir als Staaten und als Gesellschaft die Regeln der Natur und stellen wir sicher, dass diese durchgesetzt werden?"

Der Vertreter Benins, Jean- Francis Régis Zinsou', führte in seiner Stellungnahme aus: "Die Völker der alten angestammten Kulturen, die in der heutigen Welt von Armut betroffen sind, sind zugleich diejenigen, die überleben konnten dank ihre angestammten Kenntnisse über die Heiligkeit der Natur, das Fördern der Genügsamkeit und das rechte Maß im Konsum. Armut ist nicht zwangsläufig mit der Zerstörung der Natur verbunden."

Er schilderte wie in Benin jene Teilbestände der Wälder, die nach den Abholzungswellen übrig geblieben waren, im wesentlichen zu heiligen Wäldern wurden:

"Jüngste Studien zeigten, dass diese Wälder einen kulturellen Reichtum konstituierten, der außergewöhnlich und von grundlegender Bedeutung für die Identität der Menschen ist. In der Tradition sind sie Wohnorte der Götter und Ahnen, denen die Menschen eine beschützende Rolle für ihre Gemeinde oder ihr Dorf zuschreiben. Die Zeremonien werden aus verschiedenen Gründen (Tänze zur Reinigung und Einweihung, Inthronisierung traditioneller Führer und esoterische Praktiken zur Abwendung von Klimaanomalien, unerwünschte Vorkommen in der Kultur, Epidemien, und um eine Entschädigung zu erhalten bei Schäden, die durch Blitzschlag ausgelöst wurden ...). …. Der Zugang zu den heiligen Wäldern ist strikt Eingeweihten vorbehalten. Einige werden mit Feuer behandelt, einmal im Jahr. Es handelt sich um rituelle Feuer die einzig am Tag der Zeremonie entzündet werden. Dieses Ritual wird abgehalten zum Zweck der organisierten Wahrsagerei und hat zum Ziel, den Rauch zu beobachten. Sein Verhalten ist ein Omen, das durch den üblichen Priester interpretiert wird.

In anderen heiligen Wäldern werden einmal im Jahr rituelle Schnitte praktiziert und die ganze Gemeinde findet sich am Tag der Feierlichkeiten ein, um die Entnahme durchzuführen. Diese Wälder waren so etwas wie Tempel, die gegen Raubtiere aller Art durch die Jahrhunderte geschützt wurden. Dieser Respekt gegenüber den Göttern, dessen Verdienst der Schutz der natürlichen Umwelt ist, könnte unsere Gedanken nutzbringend begeistern. Daher sollte jeder Mitgliedstaat quer durch seine eigenen althergebrachten Traditionen, seine Gebräuche und Sitten, dem angesammelten Wissen der modernen Wissenschaft zum Umweltschutz nach jene Bestandteilen der Natur forschen, die einen Lebensstil, der die Natur respektiert, fördern." (Mehr zur Nachhaltigkeit spiritueller Praktiken in den Wäldern Benins hier.)

Die indische Umweltaktivistin Vandana Shiva erinnerte in ihren Ausführungen an die Thesen der US-amerikanischen Umwelthistorikerin Carolyn Merchant:

"Man tut nicht buchstäblich eine Mutter abschlachten, ihre Eingeweide ausweiden oder ihren Körper verstümmeln. Aber die Bilder von Vorherrschaft und Beherrschung, die mit dieser Idee, dass es keine Beziehung mit der Natur geben muss und die Natur tot ist, haben zur unbeschränkter Ausbeutung unser basalen Lebensgrundlagen geführt. Wie Carolyn Merchant in ihrem Buch „The Death of Nature schreibt: "Die Beseitigung der animistischen, organischen Ansichten über den Kosmos verursachte den Tod der Natur - der weitreichenste Effekt der wissenschaftlichen Revolution. Denn die Natur wurde nun als ein System von leblosen, inaktiven Bestandteilen angesehen, die durch externe anstatt ihnen innewohnenden Kräfte bewegt werden. Der mechanische Bezugssystem selbst konnte so die Manipulation der Natur legitimieren. Mehr noch, als konzeptioneller Rahmen wurde die mechanische Ordnung mit einem machtbasierten Wertesystem verbunden, das vollständig kompatibel mit der Entwicklung des kommerziellen Kapitalismus war.“(...)

Die Rechte der Mutter Erde sind die Basis für die menschliche Zukunft, in der jedermans Bedürfnisse adressiert werden, in der Menschen wahrhaftig frei sind, in der es Respekt für alle Geschlechter, alle Rassen, alle Länder gibt und in der wir genuin in einer Erdfamilie leben."

Der südafrikanische Umweltjurist Cormac Cullinan legte den Delegierten in seinem Vortrag dar, warum seiner Ansicht nach das in den modernen Staaten etablierte Rechtssystem eine wirksame Umweltgesetzgebung verhindert:

"Vielleicht der wichtigste Grund, warum unsere Steuerungssysteme so erfolglos im Umgang mit den ökologischen Herausforderungen waren, ist der Umstand, dass sie entwickelt wurden, um eine Weltsicht widerspiegeln, die einfach falsch ist. Ich beziehe mich auf die Überzeugung, dass Menschen von der Natur getrennt sind, dass wir allen anderen Arten und der Natur selbst überlegen sind, und dass die Natur zu unserem Nutzen existiert - als eine riesiger Einkaufsladen mit Ressourcen für den menschlichen Gebrauch. (...)

Die Steuerungssysteme in den Industrieländern machen nur dann Sinn, wenn diese grundlegenden Überzeugungen wahr sind. Zum Beispiel definieren fast alle Rechtsordnungen alles, was kein Mensch oder kein Unternehmen ist, als Eigentum. Dies bedeutet, dass in den Augen des Gesetzes die Natur nur eine Sammlung von Objekten ist, die ohne Wert sind; es sei denn, sie tragen zum menschlichen Wohlergehen bei. Und sicherlich sind diese Objekte unfähig, Rechte zu besitzen.

Dies verfestigt die gleiche Beziehung zwischen Mensch und Natur wie sie zwischen dem Sklavenhalter und dem Sklaven existiert. Es ist unmittelbar einsichtig, dass ein Rechtssystem, das Menschen als Sklaven ohne Rechte definiert und andere Menschen als Sklavenhalter mit dem Recht über Leben und Tod der Sklaven, eine ausbeuterische Beziehung zwischen Sklavenhalter und Sklaven etabliert. Dies ist genau die Beziehung, die das Gesetz zwischen Mensch und Natur verlangt. (...)

Wenn wir anerkennen, dass Mutter Erde und anderen Wesen juristisch durchsetzbare Rechte besitzen, sind wir gefordert, unsere Beziehungen mit ihnen auszuhandeln, und dort, wo es einen möglichen Interessenkonflikt gibt, Wege zu suchen, die Beziehungen zu beiderseitigem Nutzen ermöglichen. Beziehungen zum beiderseitigem Nutzen stehen im Mittelpunkt jeder nachhaltigen, lebensfähigen und gedeihenden Gemeinschaft und sind essenziell, damit wir in Harmonie mit der Natur leben können."

In der Resolution der Vollversammlung vom 22. Dezember 2011 (A/RES/66/204) wurde der UN Generalgeneralsekretär gebeten, den Dialog mit einer weiteren Veranstaltung unter dem gleichen Titel fortzusetzen, diesmal um die Frage zu diskutieren, wie menschliche Aktivitäten das System der Erde beeinträchtigen insbesondere bezüglich jener Wirkungen, die die Regenerationsfähigkeit der Erde bereits jetzt schädigen. Das Treffen fand lediglich am Morgen des 18 Apr 2012 statt. Die Beteiligung war ähnlich hoch wie bei der Vorgängerveranstaltung. Die Veranstaltung diente weniger grundlegenden konzeptionellen Überlegungen, sondern mehr einer ökologischen Bestandsaufnahme.


Weiterführende Links:

Dokumentation der Vorträge und schriftlichen Stellungnahme des ersten Interaktiven Dialogs

Videomitschnitt des ersten Interaktiven Dialogs

Dokumentation der Vorträge und schriftlichen Stellungnahme des zweiten Interaktiven Dialogs

Videomitschnitt des zweiten Interaktiven Dialogs

Zusammenfassung der Ergebnisse des zweiten Interaktiven Dialogs




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