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Martina Kaiser Macht Magie
28.04.2017, 09:55

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Von Macht und Freiheit im Umgang mit der Magie

"Hüte dich vor deinem geheimen Gepäck in magischen Ritualen." (Luisa Francia)

"Dem Arsch gehört mal eins drübergebraten. Kannst du nicht was machen, so mit Magie?" Schadenszauber, Liebeszauber, Geldzauber, das ist es, was die meisten unter Magie verstehen. Macht haben, endlich mal mitmischen, ohne diesen lästigen (weil christlichen) moralischen Prinzipen noch nachhängen zu müssen, sich genüsslich dem "Do as thou wilt", "mach was du willst" hinzugeben. Frei und ohne Hemmungen eingreifen und manipulieren (wenn's denn klappt!), nur noch sich selbst und dem eigenen Wohlergehen verpflichtet - so betrachten viele die Magie. Wieder andere lehnen den Begriff der Macht völlig ab, weil er mit Unterdrückung und Einschränkung gleichgesetzt wird. Ich meine, es gibt einen dritten, besseren Weg, einen anderen, positiven Begriff von Macht, der uns weiter brächte. Der folgende Artikel schließt sich an die Macht-Diskussion der Magung an und legt meine Position dar.

Was ist Macht? Macht als "Herrschaft" und "Machen-Können"

In der Politik, so wie es die Politikwissenschaft festlegte, wird Macht definiert als die Fähigkeit, einem oder mehreren anderen Menschen (Völkern) den eigenen Willen aufzuzwingen, bzw. deren Handlungen auch gegen deren Willen zu beeinflussen. So ist die Vorstellung von Macht in den Köpfen der Mehrheit der Menschen verankert. Macht als Herrschaft. Nicht gerade sympathisch.

Auf der Magung diskutierten wir eine andere Definition, die zwar auf den ersten Blick besser scheint, aber ihre Tücken hat: Macht als eigene, individuelle Fähigkeit, Dinge zu tun. Macht bedeutet hier "Machen Können", ohne dem eine Wertung beizumessen. Hilfreich ist diese Definition, weil sie Macht als etwas begreift, das mit anderen erst einmal nichts zu tun hat, sondern ganz mit den eigenen individuellen Potentialen. Diese sind per se einfach neutral und bekommen ihre Wertung erst aus der Anwendung, wie die Fähigkeiten genutzt werden.

Der Nachteil dieser Definition liegt aber darin, dass die neutrale Basis nicht ausreicht. "Machen-Können" ist z.B. auch häufig die Motivation in der Wissenschaft, von vielen als "Machbarkeitswahn" bezeichnet. Die forscht auch zunächst wertneutral, um zu sehen, was machbar ist, ohne zu beachten, ob es auch sinnvoll ist, es zu entwickeln und umzusetzen. Dahinter steht eine sehr zeitgemäße und allgemein vorherrschende, aber deshalb nicht unbedingt richtige Weltsicht, die das Individuum als völlig herausgelöst aus allen Bezügen und Verantwortungen wahrnimmt. Man steht in keinem Zusammenhang, dem man verpflichtet wäre, hat keine Verantwortung gegenüber anderen, ist wie eine herausgelöste Einheit, die sich nur um sich und die eigenen Bedürfnisse dreht. Machen-Können ist hier wie ein Spiel, in dem die Möglichkeiten erprobt werden (und dann auch umgesetzt - denn was man kann, das tut man auch), ohne die Folgen zu berücksichtigen. Bestes Beispiel: die Gentechnologie. Diese unglaubliche Faszination, an den Bausteinen des Lebens zu drehen, zu sehen, was möglich und machbar ist überlagert völlig den Umstand, dass dieses Spiel unverhältnismäßig teuer und gefährlich ist, dass die Frage nahe liegt, ob es nicht für drängendere Probleme auf diesem Planeten sinnvoller ausgegeben wäre, von den langfristigen Folgen mal völlig abgesehen. Klonen, Invitro-Fertilisation, die Liste wäre endlos fortzusetzen.

Auch diese Macht des Machen-Könnens ist eigentlich eine Form der Herrschaft, des Be-Herrschen-Wollens. Den Gentechnologen geht es (vom Geld abgesehen) im Grunde darum, selbst Schöpfer zu sein, Materie zu beherrschen und zu kontrollieren.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ein großer Teil derer, die sich in der Heiden/Hexen/Magier-Szene tummeln, Macht aus kompensatorischen Gründen suchen. Bös gesagt: Weil sie sich sonst als machtlos erleben, alles nicht so läuft, wie man es gerne hätte und es die Werbung täglich suggeriert, und sie auch sonst nicht die smarten Held Innen? sind, die sie gerne wären, schlüpfen viele in die Rolle des dunkle-Blicke-werfenden, von-schwarzem-wehendem-Umhang-umschmeichelten, über-Wesen-der-anderen-Welt-gebietenden Magier-Meisters, wo er alles das ist, was er sonst im Leben nicht sein kann.

Endlich mal was darstellen, Einfluss nehmen, selbst an der Strippe ziehen. (Noch mehr Image verspricht hier, wenn das Ganze geheimnisumwittert ist: geheime Zirkel und Rituale, vielsagende Blicke unter den Eingeweihten getauscht: wir unter uns, was ganz besonderes.) Magie zur Kompensation von Ohnmacht, für wen wäre das keine Versuchung? Eine verständliche Sache, wenn man einen Blick auf die Erfahrungen wirft, die wir in dieser Gesellschaft machen.

Woher kommt das? Macht aus Bedürftigkeit: gut und früh erlernt

Seit Beginn unseres Da-Seins leben wir in einem System der Herrschaft, in dem es nur die Wahl gibt, beherrscht zu werden, d.h. sich anpassen zu müssen an fremde Regeln, Verhaltensweisen, Vorstellungen, die nicht die eigenen sind, oder selbst zu beherrschen. Wir erleben Machtausübung als Fremdbestimmung: in der Familie, in der Schule, oft in Beziehungen, meistens am Arbeitsplatz. Jede R? kennt die Situationen der Ohn-Macht, des Ausgeliefert-Seins, der Demütigung und Verletzung. Macht basiert auf Bestrafung und der Angst vor Strafe. Macht zu erleben raubt das Wertgefühl für sich selbst. Sehr früh beginnt darum bei vielen die Gegenbewegung: selbst Macht haben zu wollen, um nicht mehr ausgeliefert zu sein, endlich der zu sein, der agiert und nicht nur re-agiert, der Macht ausübt, statt selbst Opfer zu sein. Ein Macht-System kann immer nur eine Hierarchie sein, in der jedeR einen Platz einnimmt und sich zum Ziel setzt, in der Hierarchie nach oben zu steigen. Gesellschaftliche Anerkennung, materiell wie ideell wird über die Stellung in der Machthierarchie vergeben. Einer will immer mehr Macht auf Kosten des anderen. "Die Machtmetapher an sich ist zerstörerisch", schreibt Michael Eschner in seiner Magie-Einführung, weil es die Logik des "immer-noch-mehr" befördert, die uns den Laden hier bald um die Ohren fliegen lässt. Macht definiert unser Verhalten zu unseren Mitmenschen ebenso wie zur restlichen Welt, die als "nicht-menschlich" in der Hierarchie unter uns steht und deshalb gnadenlos von uns immer noch mehr benutzt werden darf.

Die seelischen Konsequenzen aus diesem System von Tätern und Opfern, Hierarchie und Machtausübung, in denen wir uns von Kindesbeinen an bewegen, sind verheerend. Das System von Autorität und Gehorsam, Bedrohung und Bestrafung (offen und indirekt) ist ein System der Gewalt und produziert permanente Verletzung. Der Handlungsspielraum für den Einzelnen ist darauf beschränkt zu verletzen oder selbst verletzt zu werden. Und wir haben dieses Prinzip so stark verinnerlicht, dass es uns meistens gar nicht bewusst ist, dass wir aus einem Zustand der Verletztheit agieren und der Angst darum, man könnte uns wieder verletzen. Unser Handeln wird von emotionaler Bedürftigkeit gesteuert. Das Streben nach Macht ist im Grunde eine Angst-Reaktion, der das Bedürfnis zugrunde liegt, sich emotional sicher fühlen zu können. Furcht ist es, die uns in diesem System gefangen hält.

Was nun? Macht als "Macht von innen"

Gerade in der Magie besteht aber die Möglichkeit, eine andere Art von Macht zu entwickeln. Die reclaiming community (aus der auch Starhawk kommt) hat hier einen anderen Begriff von Macht entwickelt, der mir persönlich gut gefällt. Der ganzen Bereich des Herrschens und Machtausübens wird als "Macht über" bezeichnet.. Der "Macht-über" setzt reclaiming die "Macht-von-innen" entgegen. "Macht-von-innen" bezeichnet die Entfaltung der eigenen, individuellen Potentiale, ohne jedoch das Eingebundensein in größere Zusammenhänge aus den Augen zu verlieren. Jeder Mensch ist im Grunde ein wunderbares Wesen (auch wenn das nicht immer gleich auffällt), auf vielen Ebenen existent und verbunden, jedeR fähig zu großer Schönheit, voller Kreativität und Möglichkeiten, die auf Entfaltung warten, wie eine Rose, deren Blüte sich Blatt für Blatt öffnet. Jeder Mensch bringt die Anlagen mit, ein großartiges,. bewundernswertes Geschöpf zu sein. Mehr noch, wir alle sind Teil des "Großen immanenten Geistes", der ewigen Energie, die so viele Namen hat. Aufgrund der Beschränkungen, die wir erleben, entfalten wir nur einen kleinen Teil dieser Potentiale, den Teil eben, der gesellschaftlich erwünscht ist, je nach gängigem Wertesystem. Es ist die Gemeinschaft, die uns die Eckpunkte gibt, innerhalb derer wir unsere Erfahrungen machen und uns zu entfalten wagen. Wollen wir uns in unserer Eigen-Macht entfalten, können wir dies nur individuell und in der Gesellschaft.

Was tun? Befreiung von Kopf, Herz und Hand

Damit wären wir beim Thema "Freiheit" angekommen. "Freiheit ist die Voraussetzung von Macht". So hat das Hagebutte auf der Magung formuliert und hat damit zweifellos recht. Bleibt die Frage: was ist denn nun genau Freiheit? Negativ formuliert: Freiheit ist die Abwesenheit von Abhängigkeit und Zwang. Nur wenn ich un-abhängig bin und niemand mich zu etwas zwingt, kann ich mich frei entfalten. Escher spricht von der Befreiung von Kopf, Herz und Hand: Denken, Fühlen und Handeln. Ich füge noch die Befreiung des Körpers hinzu, der Stimme, des Tanzes, der Lust.

Die Frage ist nur: in wieweit sind uns die Zwänge bewußt, die uns einschränken und aus denen wir uns befreien wollen?

Wie äußert sich Abhängigkeit in den Köpfen? Wir alle haben gelernt, was möglich, real und normal ist und dass dieses so Definierte gut sei. Alles außerhalb des Normalen ist un-möglich, krank, verrückt und gefährlich und führt in letzter Konsequenz zum Untergang.

Die eine Ebene der Abhängigkeiten hat also mit den Begriffen zu tun (und den damit verbundenen Denk-Möglichkeiten), die uns einschränken, weil sie alles ausschalten, was nicht in ihnen enthalten ist. Entfaltung ist nur möglich, wenn ich die Begriffe erweitere oder überwinde und damit den Raum meiner Wirklichkeit und meiner Handlungsmöglichkeiten ausdehne. Erst wenn ich alles für möglich halte, ist auch alles möglich.

Erst wenn ich mich von der Sicherheit und Gewissheit der einen Wahrheit und der einen Wirklichkeit als Vorstellung verabschiede, hat eine ganz neue erweiterte Welt und eine unendliche Vielfalt Platz.

Noch schlimmer als die Abhängigkeit in den Köpfen (die in ihrer Bedeutung in unserer Gesellschaft sowieso maßlos überschätzt werden) ist die Abhängigkeit der Gefühle, weil sie es sind, die meistens unser Handeln bestimmen und dabei am wenigsten erkannt werden. Wie oft glauben wir, selbstbestimmt zu handeln und hinter unseren Entscheidungen und Handlungen steckt eigentlich etwas anderes. Angst, Schuldgefühle, Selbsthass, die Sehnsucht danach, gehalten, getragen, geliebt und anerkannt zu werden: Bedürftigkeit. Wie reagieren wir darauf, in einer Gesellschaft zu leben, die uns permanente Anpassung abringt: Einpassen in die Hierarchie, ins Normal-Sein (bei Strafe der Psychiatrie) ins Brav-Sein und an die vorgegebenen Regeln halten (bei Strafe des Gefängnisses), ins Schul- und Arbeitsleben mit all seinen Zwängen und Fremdbestimmungen (bei Strafe des materiellen Untergangs)? Wie verhalten wir uns angesichts der dauernden Androhung von Strafe (in der Gosse landen, nicht geliebt werden,...) und unserer Angst davor? Sind wir lieb und fügsam? Oder rebellisch um jeden Preis? Ziehen wir uns zurück und halten die Klappe? Zensieren unsere Gedanken, unser Handeln? Oder manipulieren wir selbst mit, werden Macht-voll und weben selbst an den Fäden des Schicksals? Wo riskieren wir unseren eigenen Weg? Wo fühlen wir uns ganz und geben uns Ausdruck, wo sind wir ganz wir selbst ohne Masken zu tragen und Rollen zu spielen? Wo spielen wir frei? Wann erheben wir unsere Stimme zu einem Gesang, der ganz unser eigener ist und verlieren uns tanzend im Rhythmus unseres eigenen Taktes? Wo lieben wir uns in der Schönheit und Lust unserer Körper ohne den chirurgischen Blick des Ungenügens?

Fühlen, Denken, Handeln hängen zusammen. Wir lassen uns Räume zuweisen, Spiel-Räume, Räume innerhalb derer wir fühlen und denken und handeln. Erst die Befreiung aus diesen Räumen ermöglicht uns Eigen-Macht, "Macht-von-innen" zu erleben. Erst wenn wir uns unsere eigenen Räume nehmen, kann unsere Energie frei fließen. Und was ist Magie anderes als Arbeit mit Energie?

Statt dessen: Eigen-Macht

In der Art von Macht, die wir als "Macht von innen" bezeichnet haben, muss das System der Herrschaft und Verletzung überwunden werden, um einen neuen, "dritten" Zustand außerhalb dieser Logik zu erreichen. In diesem dritten Zustand hat jedes Lebewesen seinen eigenen Raum, der so groß ist, wie es diesem Wesen entspricht. Utopisch gesprochen: jedeR entfaltet sich völlig in seiner Kraft und Lebendigkeit zusammen mit den anderen, eine maximale Freiheit in der Gemeinschaft.

In unserer Eigen-Macht stehen wir nicht allein, sondern unsere eigene, sprudelnde, schäumende Lebendigkeit ist auch die Lebenskraft der Erde und der anderen. Wir sind nicht mehr abgeschnitten, sondern die Energien sind im Austausch. Gestaltung, Bewegung und Veränderung in der Verbundenheit mit allen Lebewesen, bewusst eingebunden in das "Netz der Spinnenfrau", die "Fäden des Wyrd" oder welche anderen Bezeichnungen es auch immer dafür gibt. Schön, nicht?

Macht-von-innen hat also viel mit Wieder-Einbindung, Rück-Bindung (re-ligio) - spirituell und gesellschaftlich - zu tun, indem wir wieder in Kommunikation treten mit dem Netz und der unendlichen Vielfalt, die sich darin befindet.

Heilung: wie im Kleinen so im Großen

Erst einmal müssen wir uns darüber bewusst werden, dass Befreiung nur über Heilung möglich ist. Wir sind Gefangene des Systems von Tätern und Opfern, beuten unsre Mitlebewesen, menschliche (3.Welt) und nichtmenschlich aus und werden selbst täglich ausgebeutet, sind selbst mal Täter mal Opfer.

Um das zu ändern, müssen wir unsere Verletzungen erkennen und heilen und damit unsere Lebenskraft wieder in Fluss bringen, die von Ängsten, Zwängen und Blockaden innen wie außen erwürgt wird. Heilung bedeutet die Lebenskraft wieder fließen zu lassen und die Blockaden aus Verletzungen, alten unbetrauerten Narben und einschränkendem Denken und Leben Stück für Stück aufzulösen. Wer ohne Angst ist, über den hat niemand mehr Macht.

Damit kommen wir zu der leidigen Frage: eignet sich dazu die Psychotherapie?

Jein. Psychotherapie, obwohl für viele ein sinnvoller Einstieg in einen Prozess der Heilung, ist selbst in ein System der Machtausübung (und damit der Verletzung) eingebunden, sofern sie auf dem Prinzip der Trennung von "gesund" und "krank" basiert und darauf ausgerichtet ist, Menschen wieder ein-(an)passbar in die Gesellschaft zu machen. Echte Heilung führt aber nicht hinein in eine krankmachende Gesellschaft, sondern aus ihr heraus zur Entfaltung des Eigenen. Es gibt jedoch auch hier Unterschiede, z.B. Therapeut Innen?, die andere Wege gehen, die selbst Hexen sind und Methoden z.B. der Körper- und Energiearbeit mit Magie kombinieren, was sehr effektiv und sinnvoll sein kann. Der Weg der Heilung kann individuell sehr verschieden sein.

Wenn der Fluss des Lebens jedoch einmal in Gang gekommen ist, dann wirkt die Kraft der Wandlung selbst, deren Logik eine größere ist als die unsere (sie verwandelt Kontinente und Planeten) und der wir uns getrost anvertrauen können.

Individuelle Heilung allein reicht jedoch nicht. Das "In-uns" und das "Um-uns" ist nur scheinbar getrennt, das Innen ohne das Außen kann nicht auf Dauer heilen. Die Lebenskraft kann nicht auf Dauer in uns fließen, wenn wir sie tags darauf in einer ungeliebten Arbeit wieder abdrehen müssen. Energien existieren immer zugleich auf allen Ebenen. Das heißt: so schrecklich es klingt, wir müssen perspektivisch unser Leben verändern und Verantwortung für uns übernehmen. Verantwortung dafür, unser eigenes Leben zu leben und uns nicht mehr ausbeuten zu lassen und Verantwortung dafür, selbst nicht mehr auszubeuten. (Was esse ich, womit kleide ich mich? etc.). Aber sehen wir es als Prozess, als Entwicklung, die bekanntlich ihre Zeit braucht.

Magie ist der Schlüssel

Jetzt endlich sind wir bei der Magie angekommen. Denn nur über Magie können wir auf allen Ebenen zugleich wirken, in Fluss bringen, lebendig werden, uns selbst ermächtigen zu einem eigenen Leben.

Wie das? Starhawk definiert Magie als "die Kunst, Macht-von-innen hervorzurufen". Das umfasst Wissen und Fertigkeiten, "Techniken des Bewegens und Formens von Energie, der Arbeit, des Feierns und des Rituals, der richtigen Opfergaben und der richtigen Geschenke". Magie lehrt, so Starhawk, "dass die Wirklichkeit tiefer, komplexer, vernetzter ist als sie scheint. Ihre Tiefe können wir ergründen, aber nicht ermessen." (Mit Hexenmacht die Welt verändern, S.40/41). Wenn ich über Rituale Energie forme, dann forme ich damit ein Stück Wirklichkeit, in mir und um mich (deshalb schneide ich mir mit schwarzer Magie auch ins eigene Fleisch). Wenn viele daran teilnehmen, dann können Dinge wieder in Fluss kommen, in der Natur, in der Gesellschaft und in uns. Natürlich ist unsere Macht, die Wirklichkeit zu formen beschränkt, denn die Wirklichkeit formt auch uns. Aber wir können einfach beginnen, die Werkzeuge der Magie einzusetzen, "um die Hierarchien herauszufordern, die uns in Unfreiheit halten und um Strukturen zu schaffen, welche die Werte des "immanenten Geistes", der Verbundenheit der Gemeinschaft, der Ermächtigung und der Ausgleichung verkörpern."(ebd) Wir könnten damit anfangen und uns bewusst zu werden, dass Verwandlung immer ein Prozess ist, bei dem der Weg das Ziel ist. Wenn wir gemeinsam Bilder erschaffen und Energien lenken haben wir die Chance, herauszutreten aus der eigenen Unmündigkeit, Schuldgefühle zu heilen und der Angst vor Strafe und dem Nicht-geliebt-werden die Eigen-Macht entgegenzusetzen, heraus aus der Fügsamkeit und dem Angepasst-Sein, (oder aus der zwanghaften Rebellion), heraus aus dem Rückzug und dem Gefühl der Ohnmacht aber auch heraus aus dem zerstörerischen Bedürfnis zu manipulieren. Wir könnten unseren Eigen-Wert zurückfordern und unsere ur-eigenen Maßstäbe entwickeln. Wir entwickeln Rituale der Heilung und des Übergangs, der Verbindung und der Kraft. Wir kommunizieren wieder, "hören Stimmen" aus allen Ebenen, wagen es Ver-rückt zu sein und dabei Spaß zu haben.

Wir könnten die Grenzen riskieren, die uns gesetzt werden. Wir könnten unsere eigene schöpferische Kraft entwickeln, kreativ gestalten in einer Welt unendlicher Vielfalt, dabei in Kontakt sein miteinander und mit allen anderen Lebewesen, denn Freiheit ist die Freiheit des Eingebunden-Seins. Wir könnten unseren Stolz wieder entdecken und unseren Respekt vor der unendlichen Differenz und Andersartigkeit, denn Entfaltung ist immer die Entfaltung aller. Wir könnten unsere Fürsorge und Solidarität für einander entdecken. Wir könnten in unserer eigenen Stimme singen und in unserer Lust und Lebenskraft tanzen. Wir können unseren eigenen Platz im Gefüge einnehmen, bereit zum Austausch mit allem. Wir können die Muster des Lebens neu weben, stark und lebendig und voller Liebe. Erst dann sind wir wirklich mächtig.

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