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Martin Marheinecke Aphrodhita
28.04.2017, 09:55

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Aphrodhita
CD, Echsenflug Aestheticks, 2005

Ich kannte Karan musikalisch bisher vor allem als Mitglied des Duos "Die Singvøgel".

"Die Singvøgel" – das heißt: kluge deutsche Texte und Lieder, die die volle Aufmerksamkeit erfordern (und bekommen). Karan hat außerdem zwei Solo-CDs veröffentlicht: "Lieder, die die Erde singt" und "Dem einen Leben". Auch hier findet man Lieder zum aktiven Zuhören, auf Deutsch, deutlich vom Volkslied her kommen. Wer will, kann sie in die große Schublade namens "Folk" stecken.

"Aphrodhita" ist anders. Die Texte sind altgriechisch, lateinisch, englisch - und deutsch, die Melodien meditativ, entspannt, durchaus zum Nebenbeihören geeignet. Schubladenwütige könnten sie unter "Ambient", "Chill Out" oder "Trance" ablegen, was den "Klangreisen und Ritualgesängen vom Nordmeer bis nach Japan, von Glastonbury bis in die Innenwelt" allerdings nicht so ganz gerecht wird. "Aphrodhita" ist nämlich weit davon entfernt, wie so viele "Ambient-", "Trance-" oder "Meditations-" CDs das akustische Äquivalent einer Wohnzimmertapete zu sein.

Das umfassende Thema des Albums ist "Göttinnen", denn jeder der sieben Titel widmet sich einer Göttin.

Der erste Titel, "Aphrodhita", ist eine Vertonung des als "Hymnos an Aphrodite" bekannten Gedichts der griechischen Dichterin Sappho aus dem 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Sappho scharte auf der Insel Lesbos einen Kreis junger Frauen um sich, die eine Kultgemeinschaft für die Musen, Apollon und Aphrodite bildeten. Zu diesen Frauen hatte Sappho ein leidenschaftlich-liebevolles Verhältnis – hieraus entstand der Ausdruck "lesbisch". In der Antike waren ihre Gedichte hoch geschätzt und weit verbreitet und wurden zur Begleitung der Lyra rezitiert. Die Melodie geht deutlich in Richtung "Ambient", arbeitet viel mit Synthesizer und Samples, also einem sehr "modernen" Instrumentarium, was einen interessanten Kontrast zum über 2500 Jahre alten, im altgriechischen Original vorgetragenen, Hymnos bildet.

"Mardöll", der zweite Titel, ist auf deutsch und etwas (aber nur etwas) näher in Richtung "Folk". "Mardöll" ist altnordisch und ein Beiname der germanischen Göttin Freya, dem Sinne nach "Sonne über dem Meer". So handelt der Text denn auch von einem Sonnenaufgang am Meer.

"Kuan Yin" stammt aus dem Zen-Buddhismus, sie ist die Bodhisattva des Mitgefühls. Der Instrumentaltitel ist dem entsprechend stark ostasiatisch beeinflusst, mit Klangschalen und einer Shakuhachi (japanische Flöte). "Kuan Yin" ist ausgesprochene Meditationsmusik, sehr ruhig, sehr entspannend.

Im Kontrast dazu ist "Crow Women" ein schneller, rhythmischer, etwas an den "Psychedelic"-Style der frühen 1970er Jahre (z. B. Pink Floyd) erinnernder Song mit "Ohrwurmqualität" und englischem Text. Die Trommeln scheinen – vom Klischee her – wie der Text auf die nordamerikanischen Indianer hinzuweisen, tatsächlich könnte die "Krähenfrau" aus jeder schamanisch geprägten Kultur der nördlichen Erdhalbkugel stammen. (Man denke nur an die keltische Morrighan.)

"Luna" ist dagegen ruhig, mystisch, lässt mit Fötenspiel und der Anrufungslitanei "Regina caeli, Dea Luna" an ein nächtliches Ritual denken. Der lateinische Text stammt aus dem Roman "Metamorphosis" (auch als "Der goldene Esel" bekannt), den der römischen Schriftstellers Lucius Apuleius um 160 u. z. schrieb. Der Roman handelt vom einen gewissen Lucius, der ob seines gedankenlos-genusssüchtigen Lebenswandels in einen Esel verwandelt wird. Nach vielen Abenteuern ruft der tief verzweifelte Esel Lucius die Königin des Himmels an. Es erscheint ihm in einer Vision eine Göttin. In der im Lied zitierte Stelle stellt sich die Göttin vor, die bei verschiedenen Völkern verschiedene Namen trägt; die Äthiopier und Ägypter würden sie bei ihrem wahren Namen nennen, König Isis. "Metamorphosis" ist eine der wichtigsten Schriftquellen zum spätantiken Mysterienkult der Göttin Isis, der im ganzen römischen Reich verbreitet war.

"Lady of the Tor" ist der "folkigste" Titel des Albums. Der englische Text bezieht sich auf den "Glastonbury Tor" im südenglischen Summerset, ein mit einem spiralförmigen Aufgang versehenen Hügel, der schon in vorkeltischer Zeit als Kultstätte diente. Er ist eng mit der Sage um König Arthus, den "Heiligen Gral" und um Morgaine la Fey verbunden; Karan hat ihn mehrfach besucht. Das Lied ist ihrer besten Freundin und Reisegefährtin Barbara gewidmet.

"Lofn", ein kurzes, ruhiges deutschsprachiges Lied mit Gitarrenbegleitung schließt die CD ab. "Lofn" ist die germanische Göttin der Erlaubnis. (Ich gebe zu: Das musste ich im Mythologie-Lexikon nachschlagen). Hier reicht den Schlüssel, als Symbol der Erlaubnis, den eigenen Weg zu wählen.

Karan wurde musikalisch von Duke Meyer, der mehrere Instrumente einspielte und das Album abmischte, unterstützt.

Alle Lieder würden sich trefflich für Rituale eignen, aber auch im CD-Player im Auto oder abends zur Entspannung ist sie nicht fehl am Platze. "Aphrodhita" ist eine sehr vielseitige CD, die nicht nur Hexen und Heiden gefallen dürfte. Ein sehr gelungenes Cover von "Distelfliege" rundet den angenehmen Eindruck ab.

Karans Website: http://www.troubadoura.de/
Website der Singvøgel: http://www.die-singvoegel.de

Martin Marheinecke, April 2005 << Leserbrief zum Artikel "Fauler Zauber im Museum?" im "Hamburger Abendblatt" | Liste Nach Autoren | "Rachegöttin Natur" Apokalyptisches Denken in der Umweltbewegung >>

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