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Lambing Tantra 1
28.04.2017, 09:55

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Einleitung

„Der kommerzielle Schund, der im Westen in Workshops und Ratgebern als Tantra verkauft wird, hat nichts mit dem echten Tantra zu tun. Es ist nicht mal ein billiger Abklatsch dessen, was in Asien seit Jahrhunderten gelehrt und praktiziert wird. Es ist eine Vergewaltigung der spirituellen Absichten einer ganzen kulturellen Tradition, weil satte, weiße Mittelschichtler neben Mittelklasseauto und Haustherapeuten nun auch noch ein bisschen Event-Sex brauchen.“

So ungefähr reagieren viele Gelehrte und Kenner der indischen Kultur, wenn sie auf das westliche Neo-Tantra-Phänomen angesprochen werden, das sich im Gefolge von Osho („Baghwan“) und Margo Anand in Europa und den USA entwickelte. Das sexuelle Element spiele eine untergeordnete Rolle im Tantra und werde im Westen aus Sensationslust überbetont. Tatsächlich gehe es eigentlich um Bewusstseinserweiterung und die Auflösung der Dualität, um kosmische Befreiung und Selbstrealisierung durch methodische Meditation und Kontemplation. Die neotantrische Selbsterfahrungskultur verspricht uns dagegen anderes in ihren Prospekten: Erweckung von Leidenschaft, Überwindung sexueller Blockaden, Selbstannahme und Lebensbejahung durch den bewussten Umgang mit sexuellen Energien, Bereicherung der eigenen Liebesbeziehung. Ihr geht es um die Verfeinerung der Sexualität. Der Widerspruch scheint offensichtlich.

Aber die simple Gegenüberstellung von echtem Tantra und falschem Kommerz taugt nicht. Wer sich zum Beispiel in der indischen Alltagskultur über Tantra informieren will, wird auf ein verblüffendes Phänomen stoßen: Für die Mehrheit der modernen Inder bedeutet „Tantra“ eine magische Praxis, die für äußerst profane Themen wie Geschäftserfolg, Beeinflussung des anderen Geschlechts, Manipulation von Menschen eingesetzt werden kann. Der einheimische Buchmarkt ist voll mit entsprechenden Büchern, die das Wort „Tantra“ im Titel führen oder sich auf ältere tantrische Texte beziehen. Nicht selten wird Tantra mit abergläubischem Nepp identifiziert. Eine weitere Alltagsbedeutung ist nicht schmeichelhafter: Tantra haftet der Ruf einer obskuren, blutrünstigen oder sogar nekrophilen Praxis an, die gerne auf Friedhöfen stattfindet, Leichen und Leichenteile benutzt und nicht vor Menschenopfern zurückschreckt. Gelegentlich berichtet die Presse von unternommenen oder beabsichtigten Ritualmorden in diesem Zusammenhang. Gegenden wie Kamakhya, Sitz eines historischen tantrischen Tempels in Guwāhāti (Assam), haben einen sinistren Ruf als Orte, in denen Leichen für esoterische Praktiken geschändet werden. Das hört sich gar nicht „heilig“ an und passt nicht recht ins Bild von kosmischen Bewusstseinszuständen.

Zeremonialgegenstände eines tantrischen Yogi
(Vajrayana Buddhismus aus Tibet)
(©Malte Brammer)

Es gibt nicht das eine Tantra − auch wenn diverse Milieus in der indischen wie in der westlichen Geschichte Gegenteiliges unterstellen. Wer die Praktiken des heutigen tibetisch-lamaistischen Tantrismus etwa mit den Kaula-Kulten des 10. Jahrhunderts n. Chr. vergleicht oder mit dem, was ein Praktizierender des Kundalini-Yoga im 18. Jahrhundert tat, der bemerkt schnell: Tantra ist eine riesige, lockere Familie an Kulten, Erkenntnislehren, Ritualen und Praktiken, die sich im Laufe von Jahrhunderten über ganz Asien verbreitet haben. Öffentliche Kulte voller Bezüge zu Blut, Zerstückelung und Tod finden sich neben mystisch-spirituellen Schulen, asketischen Traditionen, zölibatären Orden und sexuell-grenzüberschreitenden Praktiken. Tantra saugte von Anfang an die unterschiedlichsten Einflüsse auf und erfuhr vielfältige Interpretationen, regionale Abwandlungen und Reformen. Seine praktischen wie geistigen Wurzeln sind komplex, es entwickelte sich in Auseinandersetzung mit solch unterschiedlichen Einflüssen wie den chinesischen alchemischen Lehren, Yoga, Ritualen vorvedischer Kulturen, brahmanischen Traditionen, dem Buddhismus, Jainismus und höfischen Staatszeremonien. Die Geschichte des Tantra ist hinsichtlich der Ursprünge ebenso unklar wie seine weitere Entwicklung unübersichtlich. Nachdem es (wahrscheinlich) in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends n. Chr. auf dem indischen Subkontinent entstand, erlebte es vielfältige Überformungen, Interpretationen und Reformen.



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