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Kuehne Spicer ORD Vorwort
28.04.2017, 09:55

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Der Odinic Rite Deutschland - Neuheidentum im Spannungsfeld neurechter Religiosität

von Berna Kühne-Spicer
- Alle Rechte bei der Autorin -

Vorwort

Vor ungefähr fünf Jahren entdeckte ich, dass es Leute gibt, die sich "Heiden" nennen. Das interessierte mich sehr, besonders Asatru - eine Bewegung, welche die Glaubensvorstellungen der alten Germanen zu rekonstruieren versucht - schien mir attraktiv, da ich romantisch veranlagt und ein sehr heimatverbundener Mensch bin. Der Aufenthalt in der Natur rief poetisch-religiöse Gefühle bei mir hervor, am stärksten dort, wo ich mich zu Hause wusste. Ich ahnte zum damaligen Zeitpunkt noch nicht, dass man bei der Beschäftigung mit Neuheidentum auf ideologische Fallen gefasst sein muss. In eine dieser Fallen tappte ich gleich am Anfang: Ich ging davon aus, die Konzepte Religion und Heimat stünden in direktem Zusammenhang, wohl, weil ich bezüglich beider einen gewissen emotionalen Nachholbedarf hatte.

Ich begann, Bücher über die Thematik zu lesen und stieß bald auf Publikationen des ARUN-Verlags, die sich mit germanischer Mythologie und neugermanischem Heidentum befassten. Dort fand ich schnell eine Begründung, warum ich in heimischer Umgebung so auffällig starke religiöse Gefühle entwickelte: Ich war hier geboren, seit vielen Jahrhunderten hatten die Vorfahren meiner Eltern immer in dieser Gegend gewohnt, das wusste ich. Und deshalb - so legten mir die Theorien nahe - konnte ich mit einer Religion, die in einer ganz anderen Region der Welt entstanden war, mit der christlichen "Wüstenreligion" nämlich, so wenig anfangen. Und die Erinnerung an die naturbezogene Religion meiner Vorfahren schlummerte in meinem Erbgut, das hatte ich auch vorher schon in einem Buch über Runen gelesen ...

Ich suchte im Internet Kontakt zu Heiden und stieß recht bald auf das Diskussionsforum des Rabenclan, einem Verein, der sich als Interessenvertretung für Heiden versteht und sich mit rechts - ideologischen Tendenzen im Neuheidentum kritisch auseinandersetzt. Dort entspann sich in der Vorweihnachtszeit 2001 eine intensive Diskussion über das Buch "Die geweihten Nächte" des ARUN-Verlagschefs Stefan Björn Ulbrich, in deren Verlauf mir klar wurde, dass ich mit meiner eingangs geschilderten Einstellung Ansichten vertrat, die in der neuheidnischen Szene "völkisch" genannt werden.

Meine von den anderen Diskussionsteilnehmern kritisierten Vorstellungen über Naturreligionen hatte ich überwiegend aus dem diskutierten Buch übernommen. Es war mir damals mächtig peinlich, beim Lesen nicht gemerkt zu haben, wie mir Ideologien vermittelt worden waren, die man rassistisch nennen kann, auch wenn von "Rassen" gar nicht die Rede war. Da mich die Idee begeisterte, dass Asatru für mich die "natürliche Religion" sei, hatte ich übersehen, womit diese Idee begründet wurde: nämlich damit, dass die "natürliche Religion" genetisch festgelegt sei:

"Natürliche Religion kann man nicht auswählen wie ein Parteibuch, sie ist bereits mit der Geburt stark vorherbestimmt - dies ist eben nur nicht jedem bewußt. Der Mensch ist nicht so frei, wie es den Anschein haben kann. Es ist äußerst fragwürdig, natürliche Vorgaben ohne Not aufheben zu wollen - niemand kann sich ungestraft der schrankenlosen Beliebigkeit hingeben. Was nicht heißt, dass man die eigenen Möglichkeiten nicht mehr oder weniger ausformen könnte, der Rahmen aber ist unveränderlich gegeben. Körper und Geist sind eine untrennbare Einheit, und damit haben auch Charakter und Einstellungen eine starke angeborene Komponente. [...]So besitzen die unterschiedlichen Menschentypen auch eine unterschiedliche Disposition bezüglich Spiritualität und Religion. Nachhaltige - genetische - Veränderungen sind nur über sehr lange Zeiträume möglich. Die Vorstellung, sich quasi durch bloßes Nachdenken für den einen oder anderen Glauben entscheiden zu können, ist absurd - dies funktioniert tatsächlich nur mit erfundenen, von der biologischen Realität abgelösten Religionen."

(Quelle: Björn Ulbrich, Holger Gerwin, "Die geweihten Nächte", ARUN-Verlag)

Es handelte sich bei diesem Buch sozusagen um eine "Mogelpackung". Anders als bei normalen Mogelpackungen war hier nicht weniger drin als es den Anschein hatte, sondern mehr.

Ich habe meine Anfängerlektion von damals gelernt. Seitdem reagiere ich prompt, wenn mir mal wieder jemand eine solche ideologische "Mogelpackung" andrehen will, z.B. unter Anpreisung der demokratischen Bestandteile. Aus gegebenem Anlass habe ich nun den vorliegenden Text erarbeitet und hoffe, er hält möglichst viele am Neuheidentum interessierte Menschen davon ab, in die Rassismus-Falle zu tappen. Denn darum geht es in diesem Text, der sich mit der neuheidnischen Organisation "Odinic Rite Deutschland" beschäftigt, im weiteren Sinne auch: Um Weltbilder und Verhältnisse, die mit rassistischen, xenophoben oder völkischen Ideologien in engem oder weitem Zusammenhang stehen - oftmals unbeabsichtigt, manchmal aus Nachlässigkeit, häufig aber auch mit der Absicht zu verschleiern.

Danksagung:
Bedanken möchte ich mich bei meinem Mann David für ungezählte Babysitter-Stunden, bei Hans Schuhmacher für viele wertvolle Informationen und seine bisher geleistete Arbeit an diesem Projekt, und last but not least bei Julio Lambing für seine Hilfe beim Strukturieren des Textes, bei der Recherche und für wichtige Hinweise und Tipps zu ideologischen, demokratiefeindlichen oder sektenähnlichen Strukturen und Argumentationen im neuheidnischen und esoterischen Umfeld.

Berna Kühne-Spicer
Juli 2005
(Recherchestand: Ende Juni 2005)


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