Harald Baer: Neugermanisches Heidentum
Zur Heterogenität der Szene gehört das Nebeneinander von völkisch-rassistischen Gruppen und naturreligiösen Neuheiden, die sich klar von der Ariosophie distanzieren. Dazu zählt vor allem der neuheidnische Dachverband des "Rabenclans". Im Rahmen des "Ariosophie-Projektes" des "Rabenclans" werden insbesondere die Thesen der Skandinavistin v. Schnurbein rezipiert und als Argumente gegen den Hegemonieanspruch des "Machtblocks" des Armanen-Ordens und der mit ihm assoziierten Organisationen herangezogen.
H. Schuhmacher vom "Rabenclan" hat dem Armanen-Orden die nahezu unumschränkte Definitionsmacht in der neuheidnischen Szene zugeschrieben, der sich auch der "Yggdrasil-Kreis" nicht entziehen konnte. Zwar lägen auch hier offizielle Abgrenzungsversuche zu rechten Thesen vor, aber der Leiter V. Volkmann hielt unbestritten Vorträge beim Armanen-Orden. Nach Schuhmacher ist der Alleinvertretungsanspruch des Armanen-Ordens erst mit dem Auftreten des "Rabenclans" in Frage gestellt worden, aber diese Behauptung entzieht sich der Verifikation. Jedenfalls wird dem "Rabenclan" ein bewusstes "Nein" zur Hypostasierung der germanischen Rasse attestiert (Schrupp 1997, 6f.; Schmid 1997, 26)*, denn der Clan beabsichtigt die Wiederbelebung vorchristlicher Kulturen, ohne rechtsextremes Gedankengut zu verbreiten.
Zitat aus:
Harald Baer: "Neugermanisches Heidentum"; in: Harald Baer / Hans Gasper / Joachim Müller / Johannes Sinabell (Hg.): "Lexikon neureligiöser Gruppen, Szenen und Weltanschauungen. Orientierungen im religiösen Pluralismus"; Herder-Verlag; Freiburg im Breisgau 2005; S.872-881; S. 878
*siehe hier:
G. Schmid: Die Faszination des neuen Heidentums, in: Informationsblatt der evangelischen Informationsstelle Kirchen - Sekten - Religionen; September 1997; Nr. 3 (www.ref.ch/zh/infoksr);
Antje Schrupp: "Die Neuheiden"; in: Forum 11/97; Frankfurt a. M. 1997